Lektion 9: Ein Leben für ein Leben!

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Die beiden mussten schon ein komisches Bild abgeben. Ein Traktor mit zwei Personen, der mit 50km/h auf dem Highway dahintuckerte.

Aber wer sah sie schon?

Liena genoss es. Es war fast besser wie Motorrad fahren. Sie saß etwas höher als Raphel auf einem kleinen Plastiksitz und konnte so wunderbar über die Gegend sehen. Ziemlich schnell ließen sie das Motel plus totem Zomb hinter sich und folgten der Straße, die hoffentlich bald in die nächste Stadt führen würde.

Das tat sie tatsächlich. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt, kamen Häuser in Sicht und ein Schild, das die Ortschaft als "Primm" ankündigte. Die Stadt sah verlassen aus. Doch der Lärm des Traktors lockte die Zombs aus den Gassen. Ziemlich schnell folgte ihnen eine kleine Anhängerschaft Untoter, die ihnen sabbernd und mit ausgestreckten Armen hinterher stolperten. Doch sie waren schneller als gedacht. Für Untote legten die Zombs einen ganz schönen Sprint hin.

"Hey Raph, wir haben Gesellschaft", rief Liena ihm zu. Gleichzeitig zog sie ihre Waffe. Das Magazin war bis auf die eine Kugel von heute Morgen voll. Das würde schon reichen. Dann brauchte sie bald wieder neue Munition.

"Mach sie kalt", rief Raphel ihr zu. Liena versuchte, zu fokussieren und zu zielen, doch der Traktor wackelte zu sehr.

Die Zombs holten ein weiteres Stück auf. Ihr Verwesungsgestank eilte ihnen voraus.

"Fahr mal langsamer. Ich treffe sonst nicht."

"Machst du Witze?!"

"Nein. Mach langsamer." Zu Lienas Überraschung drosselte Raph das Tempo tatsächlich. Sofort kamen die Zombs näher. Liena kniete sich mit einem Knie auf ihren Plastiksitz, sodass sie gut stand.

Der erste Schuss traf perfekt zwischen die Augen des Zombs. Leider hielt er die anderen nicht auf. Sie sprangen einfach über ihren toten Kollegen und schienen nur noch schneller zu rennen.

Plötzlich rumpelte der Traktor durch ein Schlagloch und Liena verriss ihre Waffe. Ein Schuss löste sich und traf ins Nichts.

"Fuck.", murmelte Liena zu sich selbst.
Sie musste die zwei Zombs jetzt endlich loswerden. Als sie zielte, erkannte sie, dass es sich um eine Frau und einen Mann handelte, die zu Lebzeiten vermutlich nicht älter als sie und Raph gewesen waren. Sie hoffte so sehr, nie so zu enden.

Mit einem tiefen Atemzug und zwei schnellen Schüssen ließen sie die Zombs endlich hinter sich. Gerade, als sie aus der kleinen Stadt wieder hinausfuhren.

Raphel jubelte.

"Gut gemacht, Liena." Zufrieden legte er seine Hand auf ihren Oberschenkel. Liena starrte leicht erschrocken darauf. Zu viel Körperkontakt.

"Danke...", antwortete sie stockend.

"Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Vegas.", sagte er. Liena hoffte es. Sie bewegte ihre Beine, sodass Raphels Hand herunterfiel. Er schaute etwas verwirrt, sagte aber nichts dazu und legte beide Hände wieder ans Lenkrad.

Danach sprachen sie eine Weile nicht mehr. Der Traktor tuckerte die Straße entlang. So langsam tat Liena der Po weh, vom Sitzen auf dem Plastiksitz und dem ständigen Ruckeln. Sie verlagerte ihr Gewicht und stöhnte leise auf.

"Was ist?", fragte Raphel sofort nach. Er war heute ungewöhnlich aufmerksam. Das lag hoffentlich nicht an letzter Nacht.

"Nichts. Mein Po tut weh."

"Sollen wir anhalten?"

"Nein. Schon gut. Ich will endlich ankommen. "

"Willst du mal fahren?"

Signs of CainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt