Lektion 25: Und am Ende geht doch alles schief!

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Eilig ging Cia den Gang entlang zu Joshs Zimmer. In Gedanken überlegte sie, wie sie zur Hölle Lienas Forderungen umsetzen sollte. Sie hatte keine Ahnung, wo die Rüstungen und Helme für die Soldaten aufbewahrt wurden. Geschweige denn, wie sie darankommen sollte. Sie kannte nicht viele Leute in Solaris, da sie, außer um zu schlafen, das Krankenhaus nur selten verließ.

Aber sie kannte auch den Ernst der Lage und wollte schnellstmöglich aus Solaris weg. Sie hatte beschlossen, sich irgendwie in die Unterkünfte der Soldaten zu schleichen. Vielleicht mit irgendeinem Vorwand, Medikamente zu bringen, sollte sie erwischt werden. Zuvor wollte sie aber nochmal nach Josh sehen und seine Werte checken.

Die Türe zu Joshs Krankenzimmer war geschlossen, wie immer. Cias Herz klopfte aufgeregt, als sie die Tür öffnete, wie immer. Irgendwie freute sie sich jedes Mal darauf, Josh zu sehen, auch wenn sie wusste, dass er bleich und unbeweglich im Bett liegen würde. Sie wusste ja nicht, dass er gar nicht wirklich im Koma lag. Da war trotzdem immer die kleine Hoffnung gewesen, dass er eines Tages aufrecht im Bett sitzen würde und sie mit seinem schelmischen Lächeln begrüßen würde.

Nun öffnete Cia die Tür vollständig und hob den Blick. Und stockte mitten in der Bewegung. Sie wollte ihren Augen nicht trauen. Ihr Blick traf die zwei unterschiedlich farbigen Augen, in die sie schon sehr lange nicht mehr geblickt hatte. Sie wirkten geschockt und ungläubig.

"Ach du scheiße." Das rutschte ihr einfach so heraus.

"C...Cia?" Seine Stimme klang schwach und rau. So wie bei jemandem, der schon lange nicht mehr gesprochen hatte. Cia musste sich zusammenreißen, um nicht mit wackeligen Knien auf den Boden zu sinken. Dann gab sie sich einen Ruck und überbrückte die Entfernung zwischen ihr und Josh.

Sie umschloss sein Gesicht mit ihren Händen und küsste ihn. Ihre Gefühle im Inneren explodierten. Es fühlte sich so vertraut an, seine Lippen zu spüren. Aber er erwiderte ihren Kuss nicht. Josh griff nach ihren Oberarmen und drückte sie sanft von sich.

"Cia? Wo bin ich? Was ist passiert?" Geschockt besah sich Josh die Injektion, die in seiner Ellenbeuge steckte und die Kabel auf seiner Brust. Hektisch begann er sie abzureißen. Bevor er sich die Nadel aus dem Arm ziehen konnte, hielt Cia ihn zurück und tat es selbst. Vorsichtig.

"Du bist in Solaris. Und gesund. Und du lagst im Koma."

"Was?! Wie lange?"

"Zu lange!" Josh entfernte auch den Schlauch aus seiner Nase, als würde er ihn fesseln.

"Was soll das heißen? Warum war ich im Koma?"

Cia hörte plötzlich Stimmen auf dem Gang und sprang erschrocken auf. Ihre Freude verwandelte sich in Angst. Sie schloss schnell die Türe und lehnte sich dagegen. Josh sah sie verwirrt an. Cia konnte ihm die Situation aber im Moment nicht erklären. Ihr wurde gerade das Ausmaß des Übels klar, dass Josh gerade wach und bei Bewusstsein vor ihr saß. Sie konnte das nicht vor Dr. Becker geheim halten. Der merkte sofort, wenn Josh nur einen Finger rührte oder zu fest atmete. Sie wollte Josh ja alles erzählen. Aber in Ruhe und Zweisamkeit. Und nicht in Lebensgefahr.

Das brachte ihren ganzen Plan durcheinander. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Josh so schnell aufwachen würde. Sie musste handeln. Was würde passieren, wenn Dr. Becker und Joshs Vater rausfanden, dass Josh wach war? Sie befanden sich nun in doppelter Gefahr. Sie mussten sofort aus Solaris fliehen!

"Cia, erklärst du mir bitte, was hier los ist?"

"Keine Zeit, Josh. Wir müssen weg. Kannst du denn aufstehen?"

"Ähm... Wohin weg?"

Cia holte einen zusammengefalteten Rollstuhl aus der Ecke des Zimmers. Dass Josh auch so viel fragen musste. Sie sah ihn flehend an.

Signs of CainWhere stories live. Discover now