Lektion 22: Die Wahrheit tut selten gut!

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Liena brach vor Raphel zusammen. Als wäre er gerade gestorben und nicht aufgewacht, kniete sie vor seinem Bett, hielt seine Hand und weinte.
Raphel schmunzelte. Er verstand natürlich nicht, warum Liena sich so verhielt.

"Liens, es ist doch alles gut. Hör auf zu weinen.", sagte er leise.

Plötzlich riss sie ihren Kopf nach oben und funkelte ihn sauer an.

"Alles gut?! Ich habe gedacht, du stirbst!"

"Aber warum denn? Wo sind wir eigentlich?"

Lienas Gefühle hielten inne. "Erinnerst du dich nicht mehr?"

"An was denn?"

Cia mischte sich ein. "Liena, es ist gut möglich, dass er alles vergessen hat. Das ist ein Schutzmechanismus des eigenen Körpers."

"Wer ist die Hübsche? Klärst du mich mal auf?", witzelte Raphel.

Besorgt sah Liena ihn an. Das durfte nicht wahr sein. Sie betete, dass Raphs Gedächtnis sich ganz schnell erholte. Sie würde es nicht ertragen, wenn auch er sich nicht erinnern könnte. Aber dass er sie erkannt hatte, war schon mal ein gutes Zeichen.

"Raphel, es herrscht die Apokalypse. Draußen laufen überall Zombs rum-"

"Liena, alt und vergesslich bin ich nicht. Das weiß ich doch. Aber wo sind wir hier und warum liege ich in einem Bett, das aussieht wie ein Krankenhaus?"

"Vielleicht solltest du ihn triggern", warf Cia ein. "Dann kann es sein, dass er sich auf einen Schlag erinnert."

"Wie meinst du das?", fragte Liena.

"Darf ich?", stellte Cia die Gegenfrage. Liena nickte.

"Raphel, ich bin Cia, deine Krankenschwester. Wie gehts deinem Arm?"

"Meinem Arm? Gehts ausgez- AHH FUCK! HAB ICH SCHMERZEN.", schrie er plötzlich aus dem Nichts und fasste sich mit der gesunden an den eingebundenen Arm.

"WAS ZUR HÖLLE?! LIENA! WAS IST DAS?! AHH FUCK TUT DAS WEH! LIENA, WO IST MEIN ARM?! WAS GEHT HIER AB! AHHRRGH!!!"

Der Herzmonitor begann wie wild zu piepsen. Die Linien darauf sprangen unregelmäßig hoch und runter Liena traten wieder die Tränen in die Augen, als sie Raphel sich vor Schmerzen winden sah. Cias Frage hatte wohl Phantomschmerzen in seinem Arm ausgelöst. Cia holte schnell ein kleines Glasfläschchen aus der Schublade neben Raphs Bett und spritzte die durchsichtige Flüssigkeit in Raphs Venenschlauch.

"Was ist das?"

"Morphium. Das lindert seine Schmerzen noch mehr. Du musst ihn aber beruhigen, sonst könnte die Naht wieder aufgehen."

Schnell nickte Liena.

"Raphel, hörst du mich? Es wird alles gut. Du musst dich beruhigen. Ich bin da. Es ist alles gut."

"LIENA! MEIN ARM! AUA, ES TUT SO WEH!"

"Shhh. Ich weiß. Es wird wieder gut. Beruhige dich." Sacht streichelte sie ihm über die Wange. Seine Augen waren so weit aufgerissen, dass sie die kleinen Äderchen einwandfrei erkennen konnte. Raphs Blick irrte panisch durch den Raum, während seine rechte Hand fassungslos wieder und wieder ins Leere griff. Suchend, nach seinem Unterarm.
Nach endlosen Sekunden schien das Morphium anzuschlagen.

Raphel hörte auf zu schreien. Sein Herzschlag wurde wieder langsamer. Seine Augen suchten Lienas und ihre Blicke verhakten sich. Er hatte Tränen in den Augen stehen.

"Was ist passiert?!", flüsterte er panisch.

"WAS IST HIER LOS? WER SCHREIT HIER SO RUM?", ertönte plötzlich eine Stimme im Saal. Es war Dr. Becker. Flehend sah Liena zu Cia.

Signs of CainWhere stories live. Discover now