Lektion 18: Jeder kann küssen, aber Mann muss auch kämpfen können!

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Er drehte sich neugierig um.

An der anderen Straßenseite stand ein ziemlich heruntergekommener Laden. Allein der Titel Ed Revolutions verriet, worum es sich hierbei handelte.

"Keine Munition mehr?", vermutete Raph mit einem lässigen Grinsen.

Liena nickte erneut. Nach rechts und links schauend - hatte sie es früher aus Vorsicht vor Autos getan, tat sie es jetzt aus Vorsicht vor Zombs - überquerte sie die staubige Straße, Raphel war ihr dabei dicht auf den Fersen.

Schließlich überholte er sie und hielt galant die Tür auf.

"Vielen Dank, Sir", sagte Liena und knickste theatralisch.

"Ma'am", erwiderte Raphel gespielt ernst und tippte sich an die Stirn, wo ein Hut hätte sein sollen.

Im Laden angekommen sahen sie sich zuerst aufmerksam um. Nicht, dass plötzlich ein Zomb hinter einem der Ständer erscheinen würde. Aber, um es positiv zu sehen, hätte er eh keine Chance in einem Waffenladen gegen zwei Menschen, die gut mit Waffen umgehen konnten.

Die Stille hielt jedoch an, sodass Liena erleichtert aufatmen konnte. Sie genoss die traute Zweisamkeit mit Raphel, und ein Zomb hätte diese mit einem Schlag zerstört.

Hinter den Tresen befand sich die gesamte Munition, das war ein Standard in Ed Revolutions, der führenden Waffenverkaufskette von früher.

Zu Lienas Überraschung waren die meisten Waffen vorhanden, auch die Munition schien nahezu unangetastet. Wie war das möglich? Es schien unwahrscheinlich, dass so ein Laden noch nicht geplündert wurde. Noch dazu die Waffen von Ed Revolutions, der besten Waffenlobby in ganz Amerika.

Raphel ging an Liena vorbei und stellte sich hinter die Kasse. Dann tauchte er plötzlich unter den Tresen ab.

Gerade als Liena fragen wollte, was er da machte - für einen gewaltigen Schrecken hatte sie jetzt keinen Nerv - als er ebenso plötzlich wiederauftauchte. Diesmal trug er jedoch ein Basecap und ein Namensschild mit dem Namen Amber an seiner Brust.

"Schönen Tag, Fräulein, wie kann ich Ihnen helfen?" Er sprach in einem starken Südstaaten-Akzent, allerdings so übertrieben und gekünstelt, dass sich Liena ein Lachen verkneifen musste.

Daher legte sie ihre Waffe auf die Tresen. "Ich bräuchte Munition, Sir....Amber."

Raphel nahm die Waffe und begutachtete sie wie ein Juwelier einen Diamanten. "Das ist ein eher ungewöhnliches Ding für ein so junges Fräulein."

"In meiner Freizeit jage ich gerne", antworte Liena, und es überraschte sie, dass es sich noch nicht einmal wie eine Lüge anhörte.

Nun musste Raphel sich zusammenreißen, sie konnte es an seinen Mundwinkeln sehen. "Wissen Sie, Ma'am, hier kommen jeden Tag Kunden herein, und sie alle wollen die eine Waffe, die zu ihnen passt. Und zu jedem sage ich: Für diese Waffe könnte man auch diese Munition verwenden, denn das ist das besondere an Ed Revolutions, eine Waffe und viele dazu passende Munitionen. Aber wenn jemand kommt, mit einer solchen Pistole, dann lache ich. Wissen Sie warum?"

In Lienas Bauch kribbelte es, denn noch immer musste sie sich das Lachen verkneifen. "Nein, Sir, warum denn?"

"Diese Pistole", sagte Raphel und hob die Waffe hoch, als ob sie ein unschätzbarer Gegenstand wäre. "Für diese Pistole gibt es nur eine einzige Munitionsart. 7,02 Millimeter, Teilmantelgeschoss, meistens aus Blei. Die Pistole kann auf kurze Distanz millimetergenau treffen, wenig Rückstoß und handlich. Eine exzellente Wahl, Ma'am."

Liena nickte, zu mehr als das war sie nicht fähig. Was war bloß los mit ihr? Dann fiel ihr Blick erneut auf das Namensschild und sie wusste es wieder.

Signs of CainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt