Lektion 12: Ex-Freundinnen sind böse!

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Die Türe öffnete sich nicht.

"Scheint mir von innen abgeschlossen zu sein", sagte Raphel stirnrunzelnd. Er trat erneut heftig gegen die Tür, welche nach vier Versuchen endlich mit einem Rasseln aufsprang. Eine Eisenkette mit Schloss fielen klirrend auf den Boden.

Sie betraten nacheinander das heruntergekommene Krankenhaus.

"Hier sieht es ja fast aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.", murmelte Liena. "Das können unmöglich Zombs gewesen sein, oder? Zombs legen es doch nicht darauf an, Gebäude zu zerstören."

Raph blickte sich zuerst noch einmal aufmerksam um, bevor er ebenso leise antwortete. "Das ist das St. Hawn-Hospital. Es sollte eigentlich vor fünf Jahren abgerissen werden, aber dann gab es Probleme mit dem Boden, der Instabilität und den Demonstranten, weswegen die Bauarbeiten abgebrochen werden wollten." Woher wusste er das alles?

"Und dann?" Es erklärte immer noch nicht, warum es hier so aussah, wie es jetzt war.

"Eigentlich hätte hier eine Fabrik hinkommen sollen, die Fläche, die dieses Krankenhaus mit Park für sich beansprucht, ist mehr als ausreichend. Aber der Boden war wohl zu rutschig, irgendetwas in der Richtung wird es wohl gewesen sein. Dann kamen noch die Demonstranten, die gegen den Abriss waren. Als der Fehler bemerkt wurde, war das Krankenhaus bereits so instabil, sodass ein Wiederaufbau von niemanden gefördert werden wollte. Daher wurde es einfach so gelassen."

"Aber die Demonstranten-"

"Es waren überwiegend kleine Leute, keiner von ihnen hatte das Geld oder die Beziehungen. Das St. Hawn-Hospital war zwar groß, aber es nahm auch ärmere Leute auf. Daher sollte eine Fabrik hierher, welche mehr Profit für den Staat macht."

"Woher weißt du das alles?", fragte Liena. "Und warum habe ich nichts davon mitbekommen?" So eine Story wäre doch sicher in den Nachrichten gekommen. Daran würde Liena sich doch erinnern.

"Ich weiß das, weil überlegt wurde, Soldaten zur Deeskalation hier nach Las Vegas zu schicken. Sollten die Demonstranten ausschreitend werden."

"Die Army schicken gegen eine kleine Demonstration?!"

"Als Training nehme ich an. Aber wir sind ja dann doch nicht gegangen." Raphel zuckte mit den Schultern, und gemeinsam schlichen sie schweigend durch den leeren Raum und weiter durch einen Gang.

"Scheint tatsächlich leer zu sein", stellte er schließlich fest.

"Leider", fügte Liena hinzu. "Keine Betten, keine Medikamente, keine Geräte. Es ist einfach nur ein ausgeräumtes Gebäude." Sie konnte nicht verhindern, dass Bitterkeit in ihrer Stimme mitschwang. Ihre Medikamente gegen Kopfschmerzen waren fast leer, ganz zu schweigen von Bandagen oder Pflastern. Ihre Schnittwunde am Bein hätte einen Verbandswechsel dringend nötig.

"Es hat seine Vor- und Nachteile", versuchte Raphel sie zu trösten. "Vorteil: es war abgeschlossen, also ist hier niemand. Wir sind allein und damit also rein theoretisch in Sicherheit."

"Hallo? Ist da jemand?"

Liena und Raph zuckten zusammen und hoben ihre Waffen. Eine Stimme war von der anderen Seite eines Ganges gekommen.

"Ich glaube, das war ein Mensch", flüsterte Liena.

Raphel nickte zwar langsam, erwiderte jedoch: "Ein Mensch, der vielleicht gebissen wurde."

"Hallo? Ich habe doch Stimmen gehört. Gebt euch zu erkennen, ich bin bewaffnet." Die Stimme war zwar etwas röchelnd und kratzig, aber dennoch herausfordernd. Liena würde sie als weiblich einstufen.

Raphel trat einen halben Schritt vor, die Waffe noch immer erhoben.

Liena nutze die Gelegenheit und sah nach hinten, nicht, dass sie in einen Hinterhalt geraten waren. Als sie sicher war, dass ihnen niemand auflauerte, gab sie Raphel ein stummes Zeichen.

Signs of CainWhere stories live. Discover now