Lektion 23: Panik hilft nicht weiter!

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"Auf geht's, Raphel. Setz dich auf. Du musst aufstehen. Du musst hier raus."

"Wie? Liena, was?" Raphel war verwirrt. Liena wuselte wie verrückt um das Bett herum, schlug seine Decke zurück und legte die Schläuche von seiner Brust vorsichtig beiseite.

"Die... Die wollen dich eliminieren. Und mich. Und Josh. Uns alle...", murmelte sie vor sich hin. Sie klang völlig verrückt, das wusste sie. Aber sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles was zählte war, dass sie Raphel möglichst schnell hier rausbrachte. Bevor die ihre Versammlung beendeten und Dr. Becker oder sonst wer hereinkam.

Mittlerweile hatte Liena Raphs Beine über die Bettkante geschoben. Mit einem Arm stützte er sich ab und richtete sich auf, bis er saß. Er musste ein paar Mal blinzeln, bis sich sein Kreislauf stabilisiert hatte.

"Okay. Gehts soweit? Bereit? Dann los." Nun griff Liena seine Hand und wollte von drei runterzählen, um ihn auf die Füße zu ziehen. Doch Raphel spielte nicht mit. Er wandte sich aus ihrem Griff und packte ihren Oberarm. Trotz nur einem Arm war sein Griff fest genug, um sie zu zwingen, sich auf die Bettkante zu setzen. Er sah ihr tief in die Augen.

"Jetzt atmest du einmal tief durch, alles klar?"

"Wir haben keine Zeit dafür!", widersprach sie.

"Ich stehe hier nicht auf, bevor du mir nicht sagst was los ist. Ich verstehe ja, dass du durch den Wind bist, aber du musst mir auch erzählen warum!"

"Nein, Raph. Ich erzähl es dir auf dem Weg. Komm jetzt." So langsam wurde Liena wütend. Warum wehrte er sich denn so? Sah er nicht, wie gefährlich die Situation gerade war?

Sie versuchte erneut aufzustehen und Raphel mit sich auf die Beine zu ziehen, aber er hielt sie konsequent fest. Mit forderndem Blick sah er ihr in die Augen. Liena spürte schon, dass er nicht nachgeben wurde. Dann eben anders. Sie tat, als ob sie sich entspannen würde und zum Glück lockerte sich Raphs Griff um ihren Oberarm. Sie wand sich heraus und sprang auf.

"Wenn du nicht gehen kannst, dann hole ich dir ein Rollstuhl oder so!", sagte sie laut. Raphel wollte sie wieder aufhalten, aber sie hatte den Vorhang schon beiseitegeschoben.

Und wäre fast in Cia reingelaufen.

"Oh hi.", grinste sie. Dann blickte sie hinter Liena. "Was ist denn hier los? Raph, warum sitzt du? Du darfst noch nicht aufstehen. Dein Kreislauf ist noch geschwächt!"

"Frag Liena. Ich habe keine Ahnung was los ist. Sie will mich unbedingt hier rausbringen.", antwortete Raph. Er war schon wieder ganz blass im Gesicht.

Fragend sah Cia zu Liena. Diese nickte heftig.

"Cia, du musst Josh holen. Und ich hole einen Rollstuhl für Raphel. Dann müssen wir hier raus. Jetzt. Und beeil dich!"

"Ich glaube, sie dreht durch.", witzelte Raph.

"Das ist nicht witzig!", fauchte Liena.

"Schon gut. Aber du musst uns erzählen, was los ist."

"Und leiser sprechen. Die anderen Patienten werden unruhig.", fügte Cia hinzu. Liena atmete tief durch. Sie fasste es einfach nicht, dass sie nicht ernst genommen wurde. Weder von Raphel noch von Cia.

"Ich nehme deine Panik ernst, du warst bei deinem Vater, oder? Was hat er gesagt? Bitte, erzähl es uns.", erklärte Raphel, als hätte er Lienas Gedanken gehört.
"Komm her." Er streckte seinen Arm aus und machte eine einladende Handbewegung. Geknickt gab sich Liena geschlagen. Sie durften doch eigentlich keine Zeit verlieren.

"Sie wollen dich eliminieren, Raphel!"

"Hm. Das sagtest du schon."

"Ich habe eine Versammlung belauscht. Barnes, Dr. Becker, mein Vater und noch ein halbes Dutzend andere Männer. Die haben das gesagt. Du seist "Klasse II"." Die Anführungszeichen malte sie mit den Fingern in die Luft.

Signs of CainWhere stories live. Discover now