- Kapitel 3 -

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Amara
09:12 Uhr

"Pino du musst dich um die Wahl in Kolumbien kümmern. Miguel mischt sich anscheinend in den Wahlkampf ein, das ist kein gutes Zeichen für uns. Gustavo hat Fotos und Informationen zusammengetragen, ruf ihn an und kläre alles weitere mit ihm.", informiere ich meinen besten Kumpel, während ich die Schlüssel für den Range Rover suche.

"Bist du sicher, dass du den Weg nach Quintana Roo alleine bestreiten willst?", fragt er mich skeptisch ohne auf meine Anweisung zu antworten.

"Niemand weiß, dass ich nach Quintana Roo fahre. Ich würde in den armen Gegenden nur noch mehr Aufsehen erregen. Ohne Kolonne bin ich unscheinbarer.", erkläre ich ihm den Grund, warum ich ohne Bodyguards los fahre.

Pino hebt meine Reisetasche in den Kofferraum und drückt mir mein Taschenmesser in die Hand.
"Wenn du in 4 Tagen nicht wieder hier bist, dann schicke ich die Armee nach Quintana Roo. Die sollen diesen Bastard auseinander nehmen.", spricht er zähneknirschend.

"Keine Sorge, er wird mir nichts tun, wenn wir unter Leute sind.", gebe ich schmunzelnd von mir.

Ich weiß die Sorgen, die sich Pino und Jasper machen wirklich zu schätzen, aber ich kenne Miguel.
Besser als jeder andere in diesem Land. Wenn ich nicht gerade seine Villa in Brand stecke oder seine Schwester absteche, rührt er mich nicht an.
Vielleicht versucht er mir Angst zu machen und mich einzuschüchtern, aber anrühren wird er mich nicht.

"Mir gefällt es nicht, dass Jasper doch nicht mitfährt.", gesteht mir Pino, während er mir die Autotür aufhält.
Tatsächlich ist es mir gelungen meinen Bruder davon zu überzeugen, dass er hier in Acapulco bleibt und die Stellung hält.
Außerdem muss er Pino helfen, das mit den Wahlen in Kolumbien hinzubekommen.

"Ich fahre nur bis zum Flughafen und von da aus fliege ich direkt nach Cancun. Mir kann absolut nichts passieren.", beteuere ich und werfe einen letzten Blick auf mein Handy.

"Und wenn sie dich am Flughafen festnehmen?"

"Pino, mir gehört der verschissene Bundesstaat. Niemand wird mich hier festnehmen. Und in Quintana Roo muss ich nur den Namen Jimenez in den Mund nehmen, dann machen alle Platz.", mache ich ihm deutlich, dass seine Sorgen völlig unberechtigt sind.

"Ich melde mich, wenn ich angekommen bin.", beende ich das Thema und steige in den Wagen ein. Pino steht einige Meter neben dem Wagen und winkt mir mürrisch zu, während ich über den Schotterhof fahre und die großen Tore geöffnet werden.
Das ich mich noch einmal auf den Weg zu der Jimenez-Familie mache, kommt mir komisch vor.

Ich hatte mit ihm abgeschlossen und jeglichen Kontakt zu ihm abgeblockt, aber jetzt wo seine Schwester heiratet und er sich in meine Geschäfte in Kolumbien einmischt, bleibt mir wohl gar nichts anders übrig, als den Kontakt zu ihm zu suchen.

Ich möchte gar nicht wissen, wie aufgebracht er damals gewesen sein muss, als seine Handelsrouten im Süden an mich gefallen sind.
Aber ich hatte ihn damals schon gewarnt, nur wollte er es mir nie glauben.

Ich genieße die schöne Landschaft vor Acapulco. Der Stadt, in der ich immer den mexikanischen Winter verbringe.
Im Westen und vor allem an der Grenze zu Amerika wird es in den Wintermonaten ungemütlich und regnerisch, während es in Acapulco das ganze Jahr über angenehm warm bleibt.

Miguel hingegen pendelt immer noch zwischen Texas, Kalifornien und Culiacan hin und her, manchmal ist er auch in Quintana Roo. So wurde es mir auf jeden Fall erzählt. Es hat mich überrascht, dass er anscheinend den Osten des Landes für sich gewinnen konnte, nachdem er den Süden an eine Frau verloren hat.

An seine Ex-Frau, wohlbemerkt.

In Kolumbien hat man ihn ausgelacht, als ich dort aufgetaucht bin und mit den korrupten Politikern Geschäfte gemacht habe.
Sie konnten es kaum glauben, dass ich ihn bei den Eiern hatte.
Den größten Drogenboss und Kartellführer Mexikos.

Ich hatte ihn danach nie wieder gesehen.
An Sofias Geburtstag ist er nicht erschienen und an der Taufe seines kleines Neffen ist er wohl erst tief in der Nacht aufgetaucht, als der kleine Manuel schon schlafen gelegt wurde und ich bereits die Feier verlassen hatte. Es hätte also genug Möglichkeiten gegeben, mit mir in Kontakt zu treten, aber er ist diesen gekonnt ausgewichen.

Heute bin ich mir sicher, dass er morgen bei der Trauung aufkreuzen wird. Ich lege meine Hand ins Feuer, dass er der Trauzeuge von Xavier ist. Außerdem weiß er diesmal nicht, dass ich komme.
Wenn er es wissen würde, dann hätte er alles daran gesetzt, dass Sofia mich nicht einlädt. Zur Not hätte er ihr beide Hände abgeschnitten, ja wohl.

Ich schalte das Radio an, damit meine Gedanken nicht mehr an Miguels Dasein haften und ich mich ein stückweit entspannen kann, bevor die nächsten Tage vermutlich die aufregendsten im ganzen Jahr werden.
Und ich muss zugeben, dass ich mich jetzt schon auf Miguels unglaubwürdigen Blick freuen, wenn er mich zum ersten Mal sieht.

In diesem roten Satinkleid, mit den schwarzen Highheels und den offenen Haaren.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now