- Kapitel 91 -

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Miguel

Amara schaut mich aus ihren glänzenden Augen an. Sie sieht so unschuldig aus und wenn ich sie jetzt so ansehe, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie gerade wirklich noch-

"Du bist mit Rio einen Vertrag eingegangen.", unterstellt sie mir plötzlich vorwurfsvoll.

"Es ist schon spät, lass uns jetzt nicht übers Geschäft sprechen.", unterbinde ich das Thema. Vorsichtig küsse ich ihre Wange und streiche ich eine Strähne aus dem schönen Gesicht.

"Bleiben wir denn noch einen Tag hier oder fahren wir morgen weiter?", stellt sie mir eine neue Frage.

"Wir fahren morgen nach dem Frühstück weiter nach Phoenix, da habe ich dann mein Geschäftstreffen. Und übermorgen geht es dann weiter nach Los Angeles, ist das in Ordnung für dich?"

Gähnend nickt sie, dann befreit sie sich aus meinem Griff.
"Ich gehe eben duschen."

Zufrieden schaue ich ihr nach, bis sie kurz vor der Badezimmertür stehen bleibt und sich noch einmal umdreht.
"Kommst du mit?"

Ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht, weshalb ich kurz auf den Boden schaue, um es zu verbergen. Insgeheim hatte ich gehofft, dass sie mich das fragt.
"Geh schon mal vor, ich komme sofort."

Sie nickt kurz, dann verschwindet sie im Bad. Während ich meine Hose richtig schließe, atme ich tief durch. Es freut mich, dass sie heute schon wieder zurück ist, aber ich muss Xavier unbedingt fragen, was sie dort mit Rio besprochen hat. Dieser Bastard weiß hoffentlich, dass er die Verträge mit mir lieber nicht brechen sollte, wenn er nicht morgen tot neben dem Highway liegen will.

Während ich Amara hinterher laufe, schaue ich noch kurz auf mein Handy.

Die Nachricht meines Bruders springt mir direkt ins Auge
Es ist aber nicht Amara, die dich gerade so abgelenkt hat, oder?

"Pf.", murmel ich vor mich hin und werfe mein Handy aufs Bett.

Spielt doch für ihn gar keine Rolle, wenn er weiß, wer oder was mich gerade abgelenkt hat.

Als ich das Rauschen der Dusche höre, knöpfe ich mein Hemd weiter auf und laufe zu Amara unter die Dusche.
"Schön, dass du schon zurück bist.", flüstere ich ihr ins Ohr, bevor ich beginne ihre Schultern zu massieren.

Das warme Wasser prasselt auf unsere nackten Körper und der Wasserdampf verziert die Luft zwischen uns.

Bevor Amara antwortet, lehnt sie ihren Kopf nach vorne und genießt meine Hände, die ihre Muskeln kneten.
"Ich bin auch froh, dass ich wieder hier bin. Glaub's mir."

An ihrer Stimmlage höre ich heraus, dass sie ziemlich erschöpft sein muss. Sie ist schließlich früh aufgestanden, hat den ganzen Tag hart gearbeitet und jetzt ist es fast drei Uhr nachts. Eigentlich wollte ich sie davor schützen, in diesen Rhythmus zu verfallen, aber das ist wohl schon zu spät. Sie soll nicht wie ich niemals aufhören zu arbeiten. Sie soll nicht das Gefühl kriegen, als sei Alkohol das Einzige, was sie aus diesem Trott herausholt. Sie soll den Laptop schließen und Feierabend haben.

Dieser Beruf darf sie nicht kaputt machen. Dieser Beruf soll ihr nicht die Lebensfreude nehmen. Er soll sie nicht in irgendeine Sucht treiben, weil der Körper Pause und Abwechslung braucht, die er niemals bekommen wird.

Ich will nicht, dass es sie so zerstört, wie es mich zerstört hat.

"Alles in Ordnung, Miguel?", fragt Amara besorgt und legt ihre rechte Hand an meine Wange.

Reflexartig lege ich meine Hand auf ihre.
"Versprich, dass du Pause machst, wenn es dir zu viel wird. Versprich mir, dass du mindestens 30 Tage Urlaub machst. Und zwar richtig. Dass du abschaltest und-"

"Miguel. Mach dir keine Sorgen. Es ist gerade sehr stressig, aber danach wird es ruhiger. Und dann werde ich Pause machen und entspannter arbeiten. Versprochen.", flüstert sie, nachdem sie ihren Kopf leicht zur Seite neigt.

"Versprichst du mir noch etwas?"

Sie lächelt leicht.
"Kommt drauf an was."

"Wenn du Pause brauchst und abschalten musst. Oder wenn dein Körper nach Abwechslung ruft, dann greife niemals zu Drogen. Alkohol, Koks, etc. Niemals. Das ist keine Abwechslung, das ist Gift.", bitte ich sie.

Sie runzelt die Stirn.
"Wenn du damit aufhörst, fange ich nicht damit an."

"Amara.", ermahne ich sie, da sie mit mir spielt.

Unschuldig zuckt sie mit den Schultern und greift unbekümmert nach dem Shampoo hinter mir.

"Vielleicht versuche ich weniger Alkohol zu trinken.", gebe ich nach.

"Den Alkohol meine ich nicht. Was ist das mit den Schmerztabletten? Sofia hatte da was angedeutet, also?"
Amara zieht auffordernd die Augenbrauen hoch, während ich ihre Haare einseife.

Ich schlucke.

Sie weiß es also.

"Ich weiß nicht, mein Körper wollte was anderes als Koks und Alkohol. Und als ich dann bei einem Geschäftstermin angeschossen wurde, haben die Tabletten mir geholfen.", springe ich über meinen Schatten.

"Und wie ist es im Moment?", hakt sie interessiert nach.

Es überrascht mich, dass sie mir keine Vorwürfe macht, sondern sich wirklich für mein Wohlbefinden interessiert.
"Ich habe schon länger nichts mehr genommen. Das letzte Mal bevor ich zu dir gefahren bin.", überlege ich laut.

"Dann kannst du die Pillen ja jetzt auch wegwerfen.", witzelt sie und schäumt meinen Körper ein.

"Ja, eigentlich schon.", runzle ich die Stirn. Ich habe tatsächlich keine einzige Pille mehr genommen, seitdem ich wieder bei ihr bin.

"Dann haben wir das auch geklärt. Und Whiskey trinkst du einfach nur noch nach 20 Uhr.", beschließt sie und fährt mit ihren Fingern die Konturen meiner Bauchmuskeln nach. Unauffällig stütze ich mich an der Wand ab, um bei Verstand zu bleiben und das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

"9 Uhr Morgens ist auch nach 20 Uhr.", nuschel ich leise und senke meinen Blick um ihre Hände zu verfolgen, die meine V-Linie entlang fahren.

"Du weißt, wie das gemeint ist, Miguel.", verdreht sie die Augen.

Blitzschnell greife ich bestimmend nach ihrem Kinn und zwinge sie mich anzuschauen.
"Muss ich mich wiederholen?", erinnere ich sie daran, dass sie ihre Augen nicht verdrehen soll.

Stur sieht sie mir in die Augen.
"Wiederholen? Was musst du wiederholen?"

"Tu nicht so.", flüstere ich gegen ihre rosigen Lippen und mustere ich zartes Gesicht. Zwar schminkt sie sich nie sonderlich stark, aber trotzdem sieht sie ungeschminkt um einiges jünger aus.

"Was sonst?"

Sie provoziert mich, eindeutig. Aber es ist nichts ernsthaftes dabei. Sie testet ihre Grenzen, will schauen wie weit sie kommt und wie lange sie sich einen Spaß erlauben kann. Dabei vergisst sie immer recht schnell, dass sie dabei verdammt heiß ist, und sie spätestens nach 10 Minuten zu spüren kommt, was es bedeutet wenn man mich provoziert.

"Baby, ich habe dich gerade schon gefickt. Wir wollen doch nicht, dass du später nicht mehr laufen kannst."

Sie kennt meine direkte Art und trotzdem scheint sie immer wieder überrascht zu sein, wenn ich ihr offen ins Gesicht sage, was ich denke.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now