- Kapitel 29 -

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Amara

"Was ist dir lieber? Mexiko oder Kolumbien?", stellt er mir eine ungewöhnliche Frage.

Ich runzle die Stirn.
"Beides?"

"Das geht aber nicht. Weil Mexiko meiner Familie gehört. Wenn du mir Mexiko überlässt, überlasse ich dir Kolumbien und ein paar Favelas in Brasilien.", schlägt er vor.

Ich schüttel den Kopf.
"Damit du Zölle erheben kannst, wenn ich mein Koks durch Mexiko liefern lassen muss? Vergiss es."

"Wir könnten ja im Vertrag die Höhe der Zollkosten festhalten.", macht er mir ein Angebot.

"Nein. Ich habe hart gearbeitet, um mir das hier aufzubauen. Lieber sterbe ich, als das ohne Widerstand abzugeben.", lehne ich ab.

"Ich bewundere deine Selbstlosigkeit."
Miguel schmunzelt, so wie immer, wenn er jemanden nicht ernst nimmt. Aber irgendwas an seinem Blick zeigt mir, als hätte er mit meiner Widerstandsfähigkeit nicht gerechnet.

"Ich lasse den Osten in Ruhe. Kolumbien führen wir zusammen. Das ist mein Vorschlag.", drehe ich den Spieß um und greife nach seinem Weinglas, um meinen trockenen Hals zu kühlen.

"Amara, du hast mich anscheinend nicht ganz verstan-"

"Willst du das Land noch weiter spalten? Willst du einen Krieg auslösen? Einen Bürgerkrieg? Damit du eventuell deine Routen wieder bekommst? Die Leute da draußen Leiden schon genug unter der Korrupten Polizei, den Korrupten Politikern und unter deiner Familie!", zische ich und stehe vom Stuhl auf.

"Unter deiner Führung leiden Sie nicht?", hakt er spottend nach und verschränkt die Arme vor der Brust. Es macht mich verdammt wütend, dass er so ruhig bleiben kann, während ich mir am liebsten die Seele aus dem Leib schreien würde.

Seine Arroganz treibt mich in den Wahnsinn und das gleich ein ganzer Konvoi auf den Weg nach Bogota ist, macht es nicht besser. Er setzte mich unter Druck, genau das tut er, damit ich ohne nachzudenken auf einen unfairer Deal eingehe. Er bedroht mich mit dem Leben unzähliger Zivilisten, die bei einem Putsch sterben würden.

"Ich habe Schulen aufbauen lassen und Kindergärten eingerichtet. Ich tue was für die Kinder, damit sie sich ein besseres Leben aufbauen können und nicht an den Drogen zu Grunde gehen!", verteidige ich mich lauthals.

"Oh, natürlich. Du bist hier der barmherzige Samariter, das habe ich wohl vergessen.", macht er sich über meine Worte lustig.
Er sitzt zwar immer noch, aber er ist nicht mehr ganz so entspannt, wie vor einigen Augenblicken.

"Deshalb rekrutierst du Kinder und Jugendliche.", fährt er fort. Seine Stimme ist lauter und klingt wütender.
"Und Männer, die zu Hause eine schwangere Frau sitzen haben, sich aber ohnehin schon keine Lebensmittel mehr leisten können. Du bist diejenige, die ihre Situation ausnutzt!", wird er laut und schlägt auf den Tisch, weshalb ich zusammenzucke.

"Diese Männer kommen von alleine zu mir!", schreie ich ihn an und ringe nach Luft, weil er mich auf 180 treibt.
Er hat doch gar keine Ahnung, was ich alles getan habe. Unter meiner Führung sind 30% weniger Leute auf den Straßen Mexikos umgekommen, aber es war klar, dass er das ignoriert.

"Du führst einen Drogenkrieg gegen mich unter dem Vorwand den Menschen zu helfen und ihnen Gutes zu tun. Aber einen scheiß tust du! Dein einziges Ziel ist es mich und meine Familie zu vernichten und dabei scheißt du auf alles und jeden, der dir in den Weg kommt.", hört er nicht auf und kommt um den Tisch herum.

"Und jetzt ist dir dein Stolz und dein Ego im Weg, weshalb du sogar deinen Politiker-Freund sterben sehen würdest, bevor du mit mir Geschäfte machst!"

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now