- Kapitel 39 -

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Miguel

Ich betrachte mich im Spiegel, während ich meine Hände unter kaltes Wasser halte und danach mein Gesicht befeuchte. 

"Komm klar, Miguel.", flüstere ich meinem Spiegelbild zu und trockne meine Hände mit dem weißen Handtuch ab. Gott sei Dank bin ich in zwei Stunden zu Hause und kann meinen Frust an Elya und ihrem Bett-Narren auslassen. 

Wie lange hatte ich schon kein Blut mehr an meinen Händen?

Und die Kugel im Lauf meiner Waffe klebt auch schon fast fest, wenn ich sie nicht bald mal benutze. 

Ich schaue kurz bevor ich das Badezimmer verlasse noch einmal auf mein Handy, dann gehe ich zurück zu Amara, die am Laptop arbeitet. 

"Hast du schon was aus Bogota gehört?", frage ich und lasse mich nebenbei auf den Sitz fallen. Amara hat das Obst bereits aufgegessen, nur der Kaffee dampft noch im Sonnenlicht. 

"Ja. Alles gut soweit. Nächste Woche fliege ich hin und mache mir einen Überblick.", erklärt sie mir und schaut kurz zu mir rüber, bevor ihre Augen wieder auf den Bildschirm treffen. 

"Soll ich mitkommen?", biete ich an. 
Um ehrlich zu sein, will ich nicht, dass sie alleine nach Bogota fährt. Dort ist es gefährlich und ihr Politiker-Freund wird mit Sicherheit nicht die Finger von ihr lassen.

"Um mich zu kontrollieren?"

"Nein, um dich zu unterstützen. 

Sie grinst belustigt.
"Ich brauche keinen Babysitter, Miguel. Keine Sorge."

"Das meine ich auch nicht.", beginne ich.
"Aber Bogota ist nun mal gefährlich. Fast sogar gefährlicher als Acapulco oder Sinaloa. Da wäre es doch von Vorteil, wenn du jemanden hast, der dir den Rücken stärkt."

"Dafür habe ich Pino und Jasper."

"Und mich. Ob du es willst oder nicht.", lasse ich keine Widerrede zu.

"Miguel, ich werde geschäftlich nach Bogota reisen. Geschäftlich. Ich dachte du kannst das so gut trennen?"

Ich seufze.
"Dann fahre ich eben privat mit."

Amara verdreht die Augen und klappt währenddessen ihren Laptop zu. Ohne den Blick von mir zu nehmen, greift sie nach dem Kaffee. 
"Ich glaube, du hast mich noch nicht ganz verstanden."

"Gut, in Ordnung.", gebe ich nach und wende meinen Blick ab. Ich muss langsam einsehen, dass sie nicht mehr das kleine Mädchen von vor ein paar Jahren ist, sondern jetzt einen starken Willen hat und obendrein noch meinungsstark ist. 


13:45 Uhr

"Amara!", ruft Sofia erfreut, als wir beide auf die Terrasse treten. Meine Schwester zieht die hübsche Frau neben mir in eine innige Umarmung, bevor sie mich wissend angrinst. Während Amara von Xavier begrüßt wird, liefern Sofia und ich uns ein Blickduell, welches ich abbrechen muss, weil ich mir ein ertapptes Grinsen nicht verkneifen kann. 

"Xavier, wann fahrt ihr nochmal in die Flitterwochen?", will ich wissen. 

"Morgen früh, 6 Uhr gehts los."

"Gut. In Ordnung. Wir fahren auch morgen früh ins Zentrum, müssen was Geschäftliches klären.", teile ich ihm unsere Pläne mit. Jetzt wo Xavier in die Flitterwochen fährt, bleibt alles an mir hängen und ich muss verdammt aufpassen, bei den vielen Dingen in meinem Kopf keine Fehler zu machen. Die Arbeit ist alleine fast nicht zu schaffen, aber immerhin ist er in zwei Wochen wieder da. 

"Soll ich ein paar Leuten Bescheid geben, dass sie hinterher fahren und die Umgebung sichern?"

Ich überlege.
"Ja, ist vielleicht keine schlechte Idee. Gerade jetzt nach den Wahlen in Bogota."

"Gut, ich mache alles klar. Wenn ihr eure Tour dann fortsetzen wollt, kannst du das ja anschließend mit deinen Leuten regeln.", nickt er mir zu und setzt sich zu Sofia auf die Bank. Ich beobachte Amara, die neugierig durch meinen Garten schleicht. 

"Und? Schon was Neues gefunden?", ziehe ich sie auf und stelle mich neben sie. 

"Hat sich nichts verändert.", stellt sie fest. 

Ich vergrabe meine Hände tief in meinen Hosentasche, während ich ihr um den Pool folge. 
"Bis auf neue Liegen, hat sich tatsächlich nicht viel verändert. 

"Hast du die jemals benutzt?", fragt sie belustigt, während sie die schwarzen Sonnenliegen betrachtet.

"Wir können Sie ja heute zusammen testen.", schlage ich vor und folge ihrem Blick.

"Ich muss duschen und dann wollten wir kochen, schon vergessen? Außerdem... hast du nicht noch einen Job zu erledigen?", fragt sie spottend und deutet auf die Tür. 

"Miguel!", ruft Elya laut und lässt sich gar nicht von Amara beirren, die neben mir steht. 

"Elya.", spreche ich leicht genervt und lasse mich in eine Umarmung ziehen. Sie küsst meine Wange zwei mal und kuschelt sich dann an meinen Oberkörper und schaut lächelnd zu Amara. 

"Ihr seid Geschäftspartner, oder? Ich bin Elya, die Frau von-"

"Amara Ramirez."
Amara's Stimmlage klingt gleichgültig und desinteressiert und genauso ist auch ihr Gesichtsausdruck. 

"Amara. Ein schöner Name."
Ich merke, dass Elya's aufgesetzte Art langsam bröckelt und sie nicht mehr ganz so gut schauspielert, wie zu Beginn. 

"Für dich Mrs. Ramirez.", übergeht Amara das Kompliment ohne mit der Wimper zu zucken. Mir entgeht nicht, wie sie Elya mustert und irgendwie fühle ich mich zum ersten Mal schuldig. 

"Ich wusste gar nicht, dass ihr vor habt zu heiraten. Miguel hat mir leider gar nichts erzählt.", wechselt Amara das Thema und nimmt ihren Blick nicht von Elya, die noch immer dicht an meinem Oberkörper steht. 

"Ja. Miguel will mich nicht in Gefahr bringen, deshalb erzählt er nichts von mir bei seinen Geschäftspartnern.", erklärt Elya.
Amara's Blick schnellt kurz zu mir, doch ich schaue einfach nur gerade aus und weiche ihrem Blick aus. 

"Wir sind keine Partner. Wir sind Feinde.", murmelt Amara hasserfüllt und lässt mich und Elya alleine. Ich schaue ihr nach, während Elya irgendeinen Kommentar abgibt, den ich kaum wahrnehme. 

"Wir wollen nicht heiraten, Elya.", finde ich meine Stimme wieder. 

"Ich wollte ihr nur klar machen, dass sie besser die Finger von dir lassen soll.", zuckt sie mit den Schultern und will mich küssen, doch ich drehe mein Gesicht weg. 

"Lass uns nach oben gehen.", versuche ich meinen eigentlichen Plan umzusetzen. 

"Nach oben?", stammelt sie. 
"Aber es ist doch so schönes Wetter."

La Reina de MexicoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt