- Kapitel 78 -

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Amara

"Rio, wir hatten nur eine Affäre."
Das hier läuft in eine völlig falsche Richtung.

"Und? Deshalb darf ich dich nicht vermissen?"

"Ich möchte nicht, dass du mir sowas sagst. Wir sind Geschäftspartner, mehr nicht.", erkläre ich ihm nochmal deutlich.

"Amara, ich sage dir das so oft, wie ich es für nötig halte. Halte mich auf den Laufenden. Ich werde dann alles weitere in die Wege leiten. Bis morgen.", verabschiedet er sich dann relativ schnell.

"Bis morgen.", räuspere ich mich.

"Essen ist fertig.", erschreckt mich Miguel.

Schnell stecke ich meine Handy weg und drehe mich zu ihm um.
Miguel lehnt lässig im Türrahmen, das Trockentuch hängt über seiner Schulter.

"Ja, ich komme."

"Alles gut?", fragt er stirnrunzelnd.

Ertappt sehe ich ihn an.
"Klar, was sollte nicht gut sein?"

"Ich weiß nicht, du wirkst so nervös.", lässt er nicht locker.

"Nervös? Ich bin nur hungrig, dass ist alles. Und gespannt, was du gekocht hast.", rede ich mich raus und gehe an ihm vorbei.
"Hm, das riecht ja köstlich!", schwärme ich und versuche das Thema zu wechseln.

"Nudeln mit Mascarpone-Sauce, Chorizo und Spinat.", spricht er skeptisch.

"Wow, wenn es auch nur halb so gut schmeckt, wie es riecht dann-"

"Amara, was ist los?", unterbricht er mich.
Er hat sich auf der Stuhllehne abgestützt und schaut mich durchdringend an.

"Nichts, ich bin nur wahnsinnig hung-"

Miguel unterbricht mich in dem wütend auf den Tisch haut.
"Was zur Hölle ist los mit dir!"

"Miguel es ist nichts los, ich-"

"Amara, provozier mich nicht. Ich weiß, dass du telefoniert hast. Also lüg mich nicht an.", erwidert er sauer.

"Ich muss morgen nach Bogota. Es geht nicht anders, tut mir Leid.", rücke ich langsam mit der Sprache heraus.

"Du lügst mich an Amara. Deshalb bist du nicht so nervös.", schüttelt er den Kopf.
"Mit wem hast du telefoniert?"

"Mit meinem Bruder."

"Und was sagt dein Bruder, was er dir eigentlich nicht sagen darf?", offenbart er mir, dass er mein Gespräch belauscht hat.

"Hast du mich belauscht?", zische ich wütend.

"Nein, du hast nur laut und wütend gesprochen. Es war nicht zu überhören!", wird er laut und pfeffert das Trockentuch auf den Tisch.

Gestresst fährt er sich über die kurzen Haare und dreht sich kurz von mir weg, ehe er mich wieder anschaut.
"Hast du noch was mit dem Politiker?"

Mein Herz rutscht in meine Hose, als er diese Worte ausspricht.

"Ist das dein Ernst?"

"Ob du noch was mit diesem Politiker hast!", wiederholt er sich laut.

"Natürlich nicht!", schreie ich zurück.

"Dann kann ich also jetzt in dein Handy schauen und ich werde nichts finden?!", kommt er näher und schaut von oben auf mich herab.

"Ich habe mit ihm telefoniert, gerade. Aber es war nur geschäftlich, das schwöre ich dir.", versuche ich die Stimmung abzukühlen.

"Achja? Und was hat er dir dann gesagt, dass er dir eigentlich nicht sagen darf?"

"Er hat mir gesagt, dass er mich vermisst. Und dann habe ich ihm gesagt, dass er mir sowas nicht sagen soll. Das war alles. Wir haben nur über das Geschäft gesprochen.", erkläre ich ihm und hoffe, dass er mir das glaubt.

Er schnaubt.

"Miguel, ich habe dir vor 20 Minuten gesagt, dass ich dich liebe. Und jetzt soll ich noch etwas mit Rio haben? Hörst du dir eigentlich selber zu?", fahre ich fort und gehe auf ihn zu.

"Warum sagst du mir dann nicht sofort die Wahrheit? Und warum musst du jetzt so plötzlich nach Bogota?"

Ich fahre mich durchs Gesicht.

"Du musst nach Bogota, weil er dich vermisst. Deshalb fährst du plötzlich so schnell dahin!", erklärt er sich selber.

"Das ist nicht wahr. Miguel, du bist eifersüchtig. Aber das was du dir da ausmalst, stimmt nicht. Das ist nicht wahr. Ich fahre nach Bogota, weil ich die Geschäfte klären muss. Nicht, wegen Rio."

"Dann wird es dir ja nichts ausmachen, wenn ich mitkomme.", legt er fest.

"Das geht nicht!", rufe ich schnell.

Miguel neigt den Kopf leicht nach rechts und kneift seine Augen skeptisch zusammen.
"Warum?"

"Miguel, das ist geschäftlich. Da kannst du nicht einfach mitkommen. Unser Business ist immer noch getrennt voneinander. Ich mache mein Ding und du deins.", erkläre ich ihm.

Das er nicht mitkommen soll, hat nichts mit ihm persönlich zu tun. Ich hätte ihn gerne dabei. Immer und zu jeder Tageszeit. Aber das hier sind private Gespräche, private Treffen. Die gehen niemanden etwas an.

"Du willst mich also nicht dabei haben. Deinen Mann willst du nicht dabei haben.", wiederholt er sich und wendet sich von mir ab.

"Natürlich will ich dich dabei haben. Aber es gibt Dinge, die sind privat. Du hast mich damals auch nicht mitge-"

"Ach komm. Das kannst du doch gar nicht vergleichen! Du warst doch damals viel zu jung und unschuldig, als das ich dich überall hätte mit hinnehmen können. Es hätte dich kaputt gemacht, das wollte ich nicht und das war der Grund, weshalb ich dich nicht mitnehmen wollte. Nicht, weil ich mich mit irgendwelchen Weibern getroffen habe, um Gott weiß was zu treiben.", unterbricht er mich und steckt sich währenddessen eine Zigarette zwischen die Lippen.

"Ich treffe mich auch nicht mit Rio, um Gott weiß was zu treiben!", zitiere ich ihn wütend.

"Dann lass mich mitkommen nach Bogota!", versteht er meine Argumente nicht und zündet sich kurz darauf die Zigarette an.

Ich seufze.
"Miguel, geh wenigstens auf den Balkon."

"Das ist meine Wohnung und da rauche ich wo ich will und wann ich will.", brummt er und pustet den Rauch in meine Richtung.

"Hör auf so respektlos zu mir zu sein!", beschwere ich mich.
"Jasper und Pino sind bei den Gesprächen mit dabei. Was glaubst du, was ich da tue? Glaubst du, ich lasse mich von Rio direkt vor den beiden vögeln? Glaubst du das wirklich? Hattest du jemals einen Grund, mir nicht zu vertrauen? Ist es nicht eher andersrum? Ist es nicht eher so, dass ich kaum einen Grund habe, dir zu vertrauen?"

Er schaut mich an, bleibt aber stumm.

"Du weißt, dass es so ist. Du weißt genau, dass ich keinen einzigen Grund habe, dir zu vertrauen. Und trotzdem bin ich hier und trotzdem schenke ich dir mein Vertrauen. Trotzdem rette ich dich vor dem sicheren Tod. Du wolltest mich umbringen und ich bin trotzdem mit dir mitgefahren. Habe dir noch eine Chance gegeben. Und als Dank unterstellst du mir, dass ich die Gelegenheit ausnutzen würde und dir fremdgehe. Weil du nicht zugeben willst, dass du eifersüchtig bist. Hättest du mich ganz normal gefragt, ob du mitkommen darfst oder hättest du mir ganz einfach gesagt, wie du dich fühlst, ohne mich zu beleidigen oder anzuschreien, dann hätte ich mit Sicherheit nichts dagegen habt. Ich bin gerne bei dir und ich verbringe gerne Zeit mit dir. Aber nicht so...", schüttel ich enttäuscht den Kopf und verlasse das Wohnzimmer in Richtung Bad.

"Ich habe keinen Hunger mehr.", teile ich ihm mit, bevor ich ins Bad gehe und mich abschminke.

La Reina de MexicoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt