- Kapitel 41 -

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Miguel

"Miguel, das ist nicht dein Ernst.", mischt sich Amara ein und will zu Elya gehen, doch ich greife nach ihrem Handgelenk.

"Mein Grundstück, meine Geschäfte, meine Art Probleme zu regeln. Verstanden?"

Widerwillig schnaubt sie und schüttelt meine Hand von ihrem Handgelenk, bleibt jedoch neben mir stehen.

"Ich kriege keine Luft.", haucht Elya unter Tränen.

"Ich weiß."

Ich passe einen Moment nicht auf, in dem Amara ihre Waffe zieht und Elya in den Kopf schießt. Leblos fällt sie auf den hellen Kies und ist sofort tot.

"Warum hast du das getan?!", zische ich wütend, während Amara ihre Waffe verstaut.

"Ich hab dafür gesorgt, dass sie nicht noch mehr leiden muss. Du hast ihrer Affäre vor ihren Augen kaltblütig in den Kopf geschossen, während sie daneben stand. Und jetzt machst du ihr Hoffnung, lässt sie laufen und schießt ihr dann in die Lunge, damit sie erstickt?"

Amara hat ihre Hand zur Faust geballt und sich vor mir aufgebaut.

"Weil sie das verdient hatte.", brumme ich.

"Stimmt, immerhin hast du sie nicht von hinten erschossen, denn das wäre ja feige.", spottet sie und setzte zum gehen an.

"Genau.", stimme ich ihr zu und folge ihr durch den Flur ins Wohnzimmer.

"Hast du Elya auch erschossen?", schmunzelt Xavier, der sich in die Terrassentür gestellt hat und genüsslich an seiner Zigarette zieht.

"Klar, die hätte mich bei der ersten Gelegenheit verpetzt.", erkläre ich ihm und strecke meine Hand aus, damit er mir auch eine Zigarette gibt. Amara sitzt draußen neben Sofia und beschwert sich vermutlich über meine Arbeitsweise.

Und heute Abend muss ich mir wahrscheinlich anhören, dass ich mir dann eben keine Nutten anlachen darf. Und da hat sie vermutlich auch recht. Aber sollte ich die ganzen Jahren über wie ein Priester leben?

Wohl kaum.

"Man lästert nicht.", rufe ich meiner Schwester und meiner Geschäftspartnerin zu.

"Dann verhalte dich nicht wie in ein Arschloch.", keift Amara, woraufhin ich stirnrunzelnd den Rauch der Zigarette auspuste.

"Wie soll ich mich nicht verhalten?"

"Wie ein Arschloch.", wiederholt sich Amara tatsächlich.

"Hör mal, du sollst dich nicht in meine Geschäfte einmischen. Wenn ich sie umlegen will, dann tue ich das. Dios, wenn ich ganz Culiacan umlegen will, dann tue ich das. Und du kannst nichts machen.", weise ich sie in die Schranken, weil sie sich zu sehr aufspielt.

Wir haben schließlich abgemacht, dass wir zwar zusammen arbeiten, aber jeder immer noch die volle Entscheidungsgewalt über seine Arbeit hat. Warum also mischt sie sich jetzt ein?

"Mich hast du damals auch nicht erschießen müssen, erinnerst du dich?"

"Natürlich erinnere ich mich. Du stehst ja vor mir.", brumme ich belustigt und drücke die Zigarette in meiner Hand aus.
Augenverdrehend schaut sie mir zu, wie ich auf sie zukommen und sie an ihrer Taille zu mir heran ziehe.

"Und das war die beste Entscheidung. Aber trotzdem möchte ich nicht, dass du dich in meine Geschäfte einmischt. Und schon gar nicht in Dinge mit irgendwelchen Nutten.", erkläre ich ihr diesmal ruhiger und streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Mir ist bewusst, dass Xavier und Sofia zuschauen, aber das spielt keine Rolle. Ich will nicht mehr hinter dem Berg halten. Sollen sie doch wissen, dass ich Amara verehre, ja und? Soll die ganze Welt wissen, dass mein Herz Amara gehört.

"Außerdem lag mir was an dir. Ich habe es ja zu Beginn schon nicht geschafft dich zu erschießen, obwohl ich dich kaum kannte.", füge ich an.

"Na da hab ich aber Glück gehabt."

"Ich. Mi Amor. Ich habe Glück gehabt.", flüstere ich und küsse sie kurz. Mir roten Wangen drückt sie sich aus meinem Griff und räuspert sich kurz, ehe sie sich an meine grinsende Schwester wendet.

"Esst ihr heute Abend mit?"

Meine Schwester nickt.
"Gerne. Wollt ihr was kochen?"

"Ja, aber wir wissen noch nicht was. Oder Miguel?", fragt Amara an mich gewandt. Ich hebe schnell den Blick, aber sie hat schon gemerkt, dass ich mir ihren wunderbaren Hintern in der engen Hosen angeschaut habe.

"Wir überlegen noch.", stimme ich ihr zu.

Sofia lacht.
"Ich glaube, ich weiß schon, was Miguel zum Abendessen isst."

Mit diesen Worten steht sie von der Bank auf und greift nach Xaviers Hand. Mein bester Freund zwinkert mir kurz zu, bevor er mit meiner Schwester ins Haus geht.

"Was meint sie?", fragt Amara irritiert und sieht mich fragend an.

"Keine Ahnung.", lüge ich und wende meinen Blick ab. Amara sieht sofort, wenn ich lüge, deshalb schaue ich sie besser nicht an.

"Du kannst gut schießen.", wechsle ich schnell das Thema und ziehe mir einen Holzstuhl zurück, auf dem ich mich niederlasse.

"Hast du was anderes erwartet?", neckt sie mich belustigt und will nach meiner Zigarettenschachtel greifen, doch ich halte ihre Hand fest. Wie liefern uns ein Blickduell, bis sie ihre Hand aus meiner zieht und sich ohne Zigarette zufrieden gibt.

"Ich wusste, dass du schießen kannst. Aber ich hätte nicht gedacht, dass du so hemmungslos auf Leute schießt und dir gleichzeitig so sicher bist, dass du den Schuss so platzieren kannst, dass sie stirbt.", erkläre ich ihr.

"Wenn ich gewusst hätte, dass ich die Kugel nicht richtig platzieren kann, dann hätte ich auch nicht geschossen."

"Dein Ego.", flüstere ich belustigt.

"Was ist mit meinem Ego?", runzelt sie die Stirn und setzt sich ebenfalls hin.

"Zu groß.", ärgere ich sie mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen und schiebe mir erneut eine Zigarette dazwischen. Amara beobachtet mich, wie ich die Kippe anzünde und das Feuerzeug zurück auf den Tisch werfe. Ich puste den Rauch aus, sodass Amara kurz hinter der dichten Wolke verschwindet.

"Wenn mich nicht alles täuscht, ist deins auch nicht gerade klein.", erwidert sie, nachdem die Rauchwolke verschwunden ist.

"Das habe ich auch nicht behauptet.", gehe ich nicht auf ihre Provokation ein. Sie will diskutieren, aber ich werde diesmal nicht mitmachen. Sonst gebe ich wieder nach und ein zweites Mal lasse ich das nicht zu.

"Oder wolltest du ihr etwa in den Kopf schießen und hast stattdessen aus Versehen ihren Brustkorb getroffen?", lacht Amara jetzt lauter und sieht mich mit funkelnden Augen an.

"Das hättest du wohl gern.", winke ich ab und klopfe die Asche von meiner Zigarette auf den Boden.
Ich ziehe ein weiteres Mal an der Zigarette und puste Ringe in die Luft.

"Angeber.", flüstert sie grinsend und verschränkt die Arme.

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now