- Kapitel 32 -

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Amara

"Lass mich dir einige Dinge beibringen."

"Was willst du mir denn für Dinge beibringen? Miguel, ich bin nicht mehr das kleine, schüchterne Mädchen wie von vor ein paar Jahren. Ich bin tatsächlich erwachsen und ich führe seit Jahren dieses Kartell, welches dir und deiner Familie im Übrigen fast den Arsch gekostet hätte.", verteidige ich mich, weil er mich vermutlich nicht für voll nimmt.

"Das behaupte ich auch gar nicht.", beginnt er und schaut auf seine Schuhe.
"Ich will nur mein Gewissen beruhigen. Ich will mir im Falle des Falles keine Sorgen machen müssen, verstehst du? Ich will einfach eine Sicherheit haben, das meine Frau sich verteidigen kann."

"Deine Frau?", zische ich wütend und knalle den Kühlschrank zu.
"Was erlaubst du dir eigentlich? Ich bin zum Teufel nochmal nicht deine Frau. Und die war ich auch nie, hörst du? Nie bin ich deine Frau gewesen, weil du mich immer wie Dreck behandelt hast. Seit wir uns kennen, hast du mir und meiner Familie geschadet. Also sag nie wieder, dass ich deine Frau bin oder war. Nie wieder.", fauche ich und will von ihm weg, als er einen Schritt nach vorne macht und seine Hand sich sanft um meinen Hals schlingt.

Er zwingt mich ihn anzuschauen.
"Rede nicht so mit mir. Mir ist bewusst, dass ich dich früher wie ein feiges Arschloch behandelt habe und das ich dich nur gut behandelt habe, wenn ich dich für etwas brauchte. Aber ich habe immer wieder gemerkt, dass ich dich in meinem Leben brauche, als du weg warst."
Zu meiner Überraschung ist seine Stimme leise und sanft, fast einfühlsam und verletzlich.

"Habe ich dich seit unserer Begegnung einmal schlecht behandelt? So, wie ich dich früher behandelt habe? Abweisend, respektlos? Wir haben uns gestritten und ich war wütend auf dich, aber ich habe dich nicht so behandelt wie damals.", schüttelt er seinen Kopf.

Sein Daumen fährt über meine volle Unterlippe und ich verfolge den Blick seiner Augen auf meinem Mund.

"Obwohl du mir geschäftlich ein Dorn im Augen bist, bin ich nicht respektlos zu dir, oder?", spricht er mit Nachdruck.
Respektlos ist er nicht, das stimmt. Aber behandelt er mich deshalb besser als früher?

"Und jetzt lass uns das Geschäftliche nächste Woche klären, ich würde mich jetzt gerne um das Private kümmern.", beendet er dieses Gespräch, während seine Augen noch immer mein Gesicht mustern.

"Sofia hat erwähnt, dass du eine Freundin hast.", gehe ich auf seinen Themenwechsel ein und umgreife sein Handgelenk, weil seine Hand an meinem Kinn liegt. Er übt sanften Druck aus, der aber keineswegs schmerzhaft ist.

"Du hättest gar nicht mit mir schlafen dürfen.", flüstere ich.

"Du hast es gewusst, warum hast du uns nicht gestoppt?", kontert er mit einem frechen Unterton. Es ist ruhig in der Küche, nur unsere leisen Atem und unsere flüsternden Stimmen sind zu hören.

"Außerdem ist sie nicht meine Freundin.", schiebt er hinterher.

"Nicht? Dein Vater will, dass ihr heiratet.", runzle ich die Stirn, während ich das wiederhole, was Sofia mir erzählt hat.
Er stoßt ein raues Lachen aus und schließt kurz die Augen, bevor er sich wieder mir widmet.

"Mein Vater will viel, das war schon immer so. Allerdings hatte ich immer meinen eigenen Kopf, auch heute noch. Elya ist hin und wieder ein Zeitvertreib, mehr nicht. Ich habe sie nicht mehr angerührt, seitdem wir beide uns wiedergesehen haben. Ohnehin habe ich seitdem keine andere Frau angerührt.", erklärt er mir.

"Möchtest du für deine Treue Applaus, oder wonach bettelst du gerade?", spreche ich spottend und nehme seine Hand von meinem Kinn. Ich will ihn abschütteln, doch er führt meine Hand auf die Küchentheke, an der ich lehne, und legt seine Hand auf meine, während er sich dicht zu mir vor beugt.

Seine Lippen sind dicht an meinen.
"Ich würde Lügen, wenn ich sagen würde, dass dein loses Mundwerk mir nicht gefällt."

"Aber lange lasse ich mir deine frechen Kommentare nicht mehr gefallen, gewöhn dich also nicht dran.", schiebt er hinterher.
Das Zucken seiner Mundwinkel verleiten mich ebenfalls dazu ein wenig zu Grinsen.

"Du bist mir ein wenig zu nah.", wechsle ich das Thema absichtlich.
Ich will nicht weiter über seinen Zeitvertreib zu Hause in Culiacan sprechen.

"Letze Woche Samstag war ich dir noch viel näher."
Arrogant sieht er mich an, bevor er seine Lippen vorsichtig auf meine legt. Ich schließe die Augen und genieße die sanften Küsse, die er auf meinen Lippen und meinen Mundwinkeln verteilt, während sein rechter Daumen kleine Kreise auf meiner Hüfte malt.

"Du machst mich verrückt, mi Amor.", flüstert er heiser an meine Lippen, woraufhin ich die Augen öffne.
In seinen glänzenden Augen erkenne ich die Lust, die sich in seinem Körper ausgebreitet hat.

"Ich werde dir die Welt zu Füßen legen, wenn du mir noch eine letzte Chance gibst. Ohne Lügen, mit offenen Karten. Keine Respektlosigkeit.", bittet er mich um eine weitere Chance.

"Du hattest schon zwei Chancen und hast beide nicht genutzt.", lasse ich ihn zappeln.

"Und das waren die zwei größten Fehler, die ich jemals begangen habe. Ich habe dich schon zwei mal gehen lassen müssen, ein drittes Mal passiert mir das nicht."
Es hört sich an wie ein Versprechen und ich will es ihm so gerne glauben, aber die Gedanken lassen mich einfach nicht los.

Miguel ist mir noch immer so unglaublich nah, dass ich mir einbilde, seine Bartstoppeln auf meiner Haut zu spüren. Uns trennen nur wenige Zentimeter, aber keiner will den geringen Abstand überbrücken.

Noch nicht.

"Letzte Woche wolltest du mich noch umbringen. Woher der Sinneswandel?", hake ich nach und schaue absichtlich kurz auf seine Lippen.

Er schnaubt.
"Geschäftlich, Amara. Geschäftlich."

"Und jetzt küss mich endlich.", verdreht er die Augen, doch ich tue ihm diesen Gefallen nicht.

"Hast du das denn verdient?", provoziere ich ihn, doch kann seine Hilflosigkeit nicht lange genießen.
Miguel ist ein Mann, der sich das nimmt, was er will. Und er will mich, das kriege ich mehr als deutlich zu spüren, als er seine Lippen auf meine drückt. Er drängt mich mit seiner Hüfte noch näher an die Küchentheke, während seine Arme mich einkesseln, weil er sie neben mir auf der Theke abgestützt hat.

Er fackelt nicht lange, sondern schiebt mir sofort seine Zunge in den Mund. Ihm entflieht ein leises Knurren, als ich meine Hände an den Saum seiner Hose lege, aber nicht weitergehe. Ich werde sicherlich nicht in meiner Küche mit ihm schlafen.

Oder?

Lesenacht lieber unter der Woche oder am Wochenende?
Stimmt mal ab, Mittwoch oder Samstag☺️

La Reina de MexicoWhere stories live. Discover now