Kapitel 6

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Der restliche Monat verlief ziemlich ruhig. Nun ja, jedenfalls so ruhig, wie er nur verlaufen konnte. Ich hatte wieder zu tun. War in der Stadt unterwegs auf der Suche nach Dämonen.

Da Sebastian auf seiner eigenen Mission unterwegs war und die abtrünnigen Vampire suchte, musste ich mich leider mit anderen Nephilim vergnügen, die mich auf Schritt und Tritt verfolgten. Die jede meiner Bewegungen beobachteten und auch dazu bereit waren mich auszuschalten, sobald ich auch nur einen einzigen Menschen gefährden sollte. Dieses mal war es vorbei mit Freiheiten und Freunde treffen. Dieses mal lagen Abigails Adleraugen wieder auf mir. Ich durfte mir keine Fehltritte erlauben. Musste mich dem fügen, wozu mich der Orden ausgebildet hatte.

Nach jeden Tag an dem ich nichts anderes tun durfte, als Dämonen aufzuspüren und sie dem Orden zu melden, verschanzte ich mich in meinem Zimmer. Versuchte jeden Nephilim aus dem Weg zu gehen und blieb alleine. Noch immer machte es mich wütend, dass mir die Priester nicht mehr zumuten wollten. Dass sie mich stets behandelten, wie eine Aussätzige. Eine potenzielle Gefahr - eine Bombe, die jeden Moment hochzugehen drohte. Doch das einzige was in mir drohte hochzugehen, war meine Geduld für dieses gesamte Haus und deren Bewohner.

Immer wieder spielte ich mit dem Gedanken einfach abzuhauen. Weit weg von hier. Doch dann fiel mir wieder ein, dass der Orden überall war. Auf der ganzen Welt. Ich wäre der Staatsfeind Nummer eins und könnte mich nirgends verstecken. Dieser Gedanke deprimierte mich umso mehr.

Sebastian hatte ich ebenfalls viel zu selten zu Gesicht bekommen. Nach meinem kleinen Ausraster in der Trainingshalle, hatten wir ohnehin nicht viel miteinander gesprochen. Und wenn wir das taten, dann nur über seine Fortschritte bei seiner Jagt. Ich fühlte mich furchtbar, nach dem was ich zu ihm gesagt hatte. Nach dem, wie wir auseinander gegangen waren. Doch ich wusste einfach nicht, wie ich alles wieder ungeschehen machen konnte. Dazu fehlte mir die Übung.

Abends gab es meistens eine Telefonkonferenz mit Dany und Coray. Wie immer brachten sie mich auf den neusten Stand, was die Schule und das Leben an sich anging. Wir lachten zusammen und machten Späße. Es waren Abende an denen ich mich gut von meinem eigenen Elend ablenken konnte.

Dennoch konnte meine beste Freundin einfach nicht aufhören über Gabriel zu sprechen. Ich wusste nicht wieso, doch die beiden schienen immer wieder in der Stadt auf ihn zu treffen. Wie es aussah hielt er sich zwar von mir fern, jedoch nicht von meinen Freunden und das ging mir gewaltig durch den Strich.

Jedes mal, wenn sie ihn erwähnte, teilte sie mir mit, dass er nach mir gefragt hätte. Zwar war sie wegen der letzten Sache mit Gabriel nicht mehr wütend auf mich, doch sie machte immer wieder seltsame Bemerkungen, dass doch irgendetwas zwischen uns laufen würde. Nur war da nichts zwischen uns. Er war noch immer ein Dämon, den ich nicht ausstehen konnte. Ein Dämon, den ich eigentlich dem Orden melden musste. Einer, der einen inneren Konflikt in mir entfachte. Nicht nur wegen meinen Pflichten, sondern auch wegen diesen seltsamen Gefühlen, die in mir hoch kamen, wenn ich an ihn dachte.

»Also schön, Ladys«, warf Coray mit einem mal ein. »Genug getratscht. Jetzt kommt das ernste Thema.«

Das kam mir gerade recht. Wir beide fokussierten uns nun auf unseren Freund und warteten darauf, was er uns zu sagen hatte.

»Ich habe gestern eine weitere Einladung bekommen. Das Rennen findet noch heute Nacht statt. Zeit und Ort werden kurz vorher mitgeteilt.«

»Dieses mal, scheint es Stan wirklich wissen zu wollen«, bemerkte Dany. Da hatte sie nicht ganz unrecht. Es kam nämlich sehr selten vor, dass Stan solch ein Geheimnis um seine Rennen machte.

»Na ja, er will dieses mal anscheinend kein großes Aufsehen erregen.«

Ich wurde ernst. »Das bedeutet, dass es dieses mal nicht ungefährlich sein wird. Es könnte etwas schief gehen. Das ist dir doch klar, Cor.«

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