Kapitel 16

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Nach unseren kleinen Mittagessen beim Asiaten, saß ich am Abend wieder in meinem Zimmer und grübelte darüber nach, wie ich Gabriel am besten kontaktieren konnte.

Dass er die nötigen Kontakte besaß, war offensichtlich, selbst wenn ich nicht wusste, woher, da er zumal noch nicht lange in London war. Außerdem befürchtete, dass mich die Türsteher nicht in den Club reinlassen würden, wenn er nicht an meiner Seite war.

Dennoch gab es da noch diesen einen Teil in mir, der Gabriel nicht nur wegen seiner Fähigkeiten, Leute auf seine Seite zu bringen, sehen wollte, sondern um ihn einfach nur zu sehen. Um zu überprüfen, ob dieses merkwürdige Gefühl in mir keine Täuschung gewesen war. Um herauszufinden, ob er vielleicht das gleiche gespürt hatte, wie ich. Denn egal, wie ich es drehen und wenden wollte, spürte ich tief in mir, dass es nicht das erste Mal war, dass ich ihn getroffen hatte.

Und vielleicht ich ihn auch wegen des Kusses sehen...

Wow. Das ich das mal denken würde.

Als die Nacht hereingebrochen war, schlich ich mich wieder aus dem Anwesen – das wurde echt schon zur Gewohnheit – und begab mich durch die Straßen von London.

Ziellos spazierte ich umher, dachte darüber nach, wie ich ihn finden konnte. Doch dann fiel mir schließlich etwas ein.

Bisher war Gabriel derjenige gewesen, der mich gefunden hatte. Als hätte er einen siebten Sinn dafür, wenn ich ihn brauchte – wenn auch unbewusst. Ob es dieses Mal ebenfalls funktionieren würde?

Ich wusste nun, was ich zu tun hatte und beendete meinen Spaziergang, nur um mich zu dem Ort aufzumachen, an dem er wusste, dass ich dort immer sein würde.

Auf dem Weg zur Kathedrale klingelte mein Telefon. Im ersten Moment rutschte mir das Herz in die Hose, weil ich befürchtete, dass man meine Abwesenheit bemerkt hätte, doch als ich den Namen meiner besten Freundin auf der Anzeige las, entspannte ich mich sofort.

»Was gibt's?«, fragte ich, nachdem ich das Gespräch annahm.

»Katie, es tut mir so leid wegen gestern!«, legte Dany ohne Vorwarnung los.

Gestern... Wo sie mich so scharmlos in eine Falle gelockt hatte.

Sie ließ mich nicht mal etwas erwidern und redete weiter. »Ich wollte das nicht. Ich war gestern so betrunken, dass ich nicht gewusst habe, was ich da eigentlich tue. Es tut mir so leid. Ich habe Mist gebaut. Bitte sei mir nicht böse.«

Dass sie mich erst um diese Uhrzeit anrief, deutete darauf hin, dass sie bis jetzt ihren Kater auskuriert hatte. Das wiederum bedeutete, Unmengen an Schmerztabletten und einen Eimer neben ihrem Bett.

Auch wenn ich wollte, konnte ich nicht wütend auf sie sein. »Jetzt komm wieder runter«, versuchte ich sie zu beruhigen und konnte mein Schmunzeln nicht unterdrücken.

»Es tut mir so unendlich leid«, seufzte sie schwer und gleichzeitig sehr bedrückt.

»Ist ja schon gut. Beruhige dich endlich.«

»Wie kann ich es wieder gut machen?« Sie klang wirklich verzweifelt und irgendwie musste ich nun mehr grinsen.

Gut, am Anfang war ich tatsächlich wütend auf sie gewesen, aber letztendlich war die Pflicht ja doch noch erfüllt worden, also war meine Wut sinnlos.

Ich wollte mir die ganze Zeit einreden, dass dieser Kuss nur eine Aufnahme war. Ein Danke dafür, dass er mich gerettet hatte. Aber seien wir mal ganz ehrlich. Als Danke schüttelte man demjenigen die Hand oder umarmte ihn. Das was ich getan – was wir getan hatten, war eindeutig mehr als ein Einfaches Danke gewesen.

Shadow Soul ✔️Where stories live. Discover now