Kapitel 14

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»Wo zum Henker warst du?« Ich wurde gleich angepöbelt, kaum dass ich zur Tür rein war. Dany stand vor mir in einem minzfarbenen Sommerkleid, ihre blonden Haare waren lockig und hochgesteckt und ihre Augen passend zum Kleid geschminkt. Außerdem auch verflucht wütend.

In ihrer Hand hielt sie einen klischeehaft roten Plastikbecher und roch für meine Vampirnase viel zu stark nach Alkohol. Sie hatte also vor, sich heute Abend die Kante zu geben. Hatte ich auch nicht anders erwartet.

»Entschuldige. Es war nun mal nicht leicht Abigails Schlangenaugen zu entkommen«, log ich, um sie ein wenig zu beruhigen und trat an ihr vorbei.

Der geräumige Flur war mit lauten und bereits betrunkenen Teenagern befüllt. Wären sie nicht hier, wäre der Flur recht hell und mit vielen Vasen und anderen zerbrechlichen Zeug vollgestellt, die Dany und Coray höchstwahrscheinlich erfolgreich vor der Menge versteckt hatten.

Die Musik dröhnte aus allen Richtungen und auch das riesige Wohnzimmer war mit unzähligen Leuten befüllt, die sich vermutlich nicht einmal kannten. Sie tanzten, unterhielten sich, tranken und einige spielten bereits ein paar Partyspiele.

Auf dem Tischen standen Knabberzeug und einige Alkoholflaschen, die teilweise schon leer waren. Diese Leute hatten sich doch tatsächlich keine Zeit gelassen. In der Küche, in der ich nun stand, wurden Getränke verteilt, das Waschbecken war voller Eis und Bierflaschen.

Mal im Ernst, wann hatten die beiden das alles fertiggebracht?

Ich steuerte die Plastikbecher an, schnappte mir einen davon und befüllte ihn natürlich mit Wasser. Eigentlich hatte ich ja nichts gegen Alkohol. Ich hatte schon mal getrunken. Doch gerade jetzt, da ich einfach meine Kontrolle über den Vampir in mir schnell verlieren könnte, ließ ich doch lieber die Finger davon. Das war sicherer für alle Beteiligten.

Mit einem vollen Becher kehrte ich wieder ins Wohnzimmer zurück und setzte mich auf die Couch, nur um anschließend tief durchzuatmen. Das war echt zu viel Aufregung für einen Abend gewesen.

Einige der Gäste hatten nach einiger Zeit begonnen rumzuknutschen. Zwei von ihnen gleich neben mir auf der Couch. Ein Anblick, der mir gerne erspart geblieben wäre. Toll..

Dany war verschwunden. Vermutlich hatte sie sich ein neues Opfer gesucht, bei dem sie sich an den Hals werfen konnte. Erstaunlich, dass sie nicht offen über Sex sprechen konnte, aber mit schon einigen Jungs welchen hatte.

Coray hatte ich ebenfalls noch nicht entdecken können und ich fragte mich wirklich, wo das Geburtstagskind steckte.

Als mir die Luft zwischen all den hormongesteuerten Pärchen zu viel wurde, stand ich auf und ging in den Garten hinaus. So langsam wurde die Luft im Haus viel zu dünn für mich.

Auch im Garten hatten sich einige versammelt. Unter ihnen hatte sich ebenfalls eine kleine Gruppe aus Leuten zusammengesetzt, die etwas älter aussahen. Und es waren auch nicht gerade die Leute, die ich aus unseren üblichen Bekanntenkreisen kannte. Nicht einmal eine Handvoll von ihnen hatte ich schon mal beim Rennen gesehen, aber noch nie mit ihnen gesprochen.

Sie saßen in einer kleinen Runde und reichten sich etwas von Hand zu Hand. Der stechende und unverkennbare Geruch drang mir sofort in die zu empfindliche Nase. Gras. Na großartig. Wo steckte Coray!

Seufzend sah ich mich im Garten um, fand ihn jedoch nicht. Vermutlich war er doch irgendwo im Haus.

Und gerade als ich mich umdrehte, sah ich, wie Coray von einer hübschen Braunhaarigen, an der Hand in den Garten hinausgeführt wurde. Kichernd zog sie ihn direkt auf den kleinen Kifferkreis zu, aber als er mich entdeckte, blieb er ruckartig stehen und riss sich von dem Mädchen los. Mit großen Augen kam er auf mich zu.

Shadow Soul ✔️Where stories live. Discover now