Kapitel 29

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>>Die Jagd auf die Abtrünnigen läuft gut.<< Sebastian schlug zu, doch ich parierte den Schlag mit Leichtigkeit. >>Der Rat ist zufrieden.<<

Ich duckte mich, während sein Bein über meinem Kopf hinwegschoss. Seit Stunden kämpfen wir in den Trainingshallen gegeneinander. Es war schon lange nicht mehr so anstrengend, wie früher. Meine Ausdauer hatte sich durch meine nächtlichen Trainingsstunden deutlich gebessert und ich hielt nun viel länger durch.

Selbst, wenn mir der Schweiß in den Augen brannte und ich ein wenig aus der Puste war, hielt ich noch einige Zeit aus, das wusste ich.

>>Ah ja? Womit?<<, fragte ich und griff an. Bas packte meinen Unterarm und schlug mir mit einem mal die Beine weg. Binnen einer Sekunde krachte ich auf die Matten und starrte ich schnaufend an.

>>Mit dir.<<

Plötzlich musste ich auflachen. Der Rat war zufrieden mit mir? Seit wann? Die waren doch froh, wenn ich mich den ganzen Tag im Anwesen verkroch und nichts tat. Damit waren sie zufrieden und nicht mit dem, was ich in den letzten Wochen alles geleistet hatte. Dafür waren diese Mistkerle viel zu stolz.

Bas reichte mir seine Hand und zog mich wieder auf die Beine, nachdem ich sie ergriff. >>Ich meine es ernst. Sie sind beeindruckt von dir und dem, was du tust.<<

>>Ah komm. Ich habe ihre Regeln gebrochen. Zwar haben sie mir erlaubt zu kämpfen, aber auch nur unter strengster Beobachtung.<< Ich ging rüber zu den Sitzbänken und schnappte mir meine Wasserflasche, um einen kräftigen Schluck zu nehmen. >>Ein falscher Schritt und ich sitze im Loch.<<

>>Mag ja sein, aber durch dich haben wir einen Krieg verhindern können. Zwar hast du dich mit deinem Dickschädel mit gefährlichen Leuten eingelassen, aber immerhin hast du sie überzeugen können.<<

>>Ja, aber auch nur, weil ich dich vorgeschickt habe, mein Lieber. Hätte ich es nicht getan, hätten mich der Rat nicht mal in ihre Nähe gelassen.<<

Bas zuckte mit den Schultern und wischte sich den Schweiß von der Stirn. >>Es hat doch funktioniert. Also jammere nicht rum und nimm es hin. Jedenfalls hast du sie von dir überzeugt und darüber solltest du froh sein.<<

>>Aber ihre Meinung über mich hat das ganze trotzdem nicht geändert, habe ich recht?<<

Er schwieg. Natürlich hatte ich recht. Wieso sollten auch die großartigen Nephilim, die Krieger der Engel, auch nur ansatzweise eine bessere Meinung von mir besitzen? Von einem Mischling mit unreinem Blut, der keine Ahnung von den Grenzen seiner eigenen Kräfte besaß. Ja, meine Fähigkeiten wurden immer stärker - ich wurde immer stärker, jedoch auch umso gefährlicher. Sogar für mich selbst. Allein deshalb versuchten sie mich so gut unter ihrer Kontrolle zu behalten, wie sie nur konnten. Sollten sie erfahren, was ich in der alten Lagerhalle getan hatte... Das ich alleine losgezogen war. Oh ja, sie würden mich definitiv einsperren.

Von dieser Nacht hatte ich niemanden erzählt. Nicht einmal Sebastian. Und dabei sollte es auch bleiben. Ich musste so tun, als wäre es nie geschehen.

>>Machen wir weiter?<< Was für eine miese Ablenkung.

Ich schüttelte den Kopf. >>Es ist schon spät. Lass uns für heute Schluss machen.<<

Bas neigte seinen Kopf leicht zur Seite. >>Seit wann ist es dir wichtig, wie spät es ist? Immerhin hast du in den letzten Wochen beinahe die Nächte durchgemacht.<<

>>Na und? Irgendwann brauche sogar ich eine Auszeit.<<

>>Weichei.<<

Er provozierte mich? Wirklich? Nein, darauf ließ ich mich nicht ein. Ich schnappte mir das Handtuch und schleuderte es ihm ins Gesicht. Dann griff ich nach meiner Flasche und kehrte ihm den Rücken zu, nur um ihn anschließend alleine stehen zulassen.

Shadow Soul ✔️Where stories live. Discover now