Kapitel 17

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Wie vereinbart wartete ich in der darauffolgenden Nacht auf der Aussichtsplattform der Kathedrale. Dieses Mal war ich jedoch nicht alleine. Sebastian stand neben mir ans Geländer gestützt und hielt den Kopf in den Nacken gelegt, während er nach oben in den schwarzen Himmel starrte.

Während er immer wieder tief durchatmete und sich bei mir darüber beschwerte, wieso wir hier waren, haderte ich mit meinem viel zu schnell schlagenden Herzen.

Ich hatte bereits erwähnt, dass ich keine andere Wahl hatte. Dass ich Gabriel verraten musste. Das Bas in diesem Spiel unumgänglich war.

Und ich hatte Angst. Angst davor, was geschehen würde, sollten diese beiden Anderswesen aufeinandertreffen.

Ein Nephilim und ein Dämon...

Klang, wie der Beginn von einem ganz schlechten Witz.

Sebastian hier her zu bringen war ein großer Schritt für mich gewesen. Doch ich hatte beschlossen ihm noch nichts zu erzählen. Alles was er wusste war, dass wir hier jemanden treffen würden. Ich sagte ihm nicht wem wir treffen würden und nur deshalb stand er so entspannt neben mir und schrie mich nicht an, wie verantwortungslos ich mich doch die Wochen über verhalten hatte.

Ja, ich ging hier ein Risiko ein. Ein sehr großes sogar. Sebastian nichts von Gabriel zu erzählen, ihn nicht vorzuwarnen, war keine besonders gute Idee gewesen. Aber seien wir mal ehrlich... Hatte ich denn jemals eine gute Idee gehabt?

Das mit dem Vampirfürsten zählte nicht. Immerhin war es nicht einmal meine Idee gewesen.

»Sag mal... Wie lange muss ich mir noch die Beine in den Bauch stehen?«, fragte Bas irgendwann und richtete sich wieder auf, nur um sich herumzudrehen und sich mit dem Vorderkörper leicht übers Geländer zu lehnen.

»So lange, wie es eben dauert«, erwiderte ich nervös. Je länger wir auf Gabriel warten mussten, umso unwohler fühlte ich mich.

Vielleicht hatte es sich der Dämon ja doch noch anders überlegt. Ich meine, sich jemanden aus dem Orden zu offenbaren, war schon ein großer Schritt.

Es war dumm und lebensgefährlich.

Ich würde es ihm nicht einmal verübeln, wenn er doch nicht auftauchen sollte. Vielleicht würde dann endlich dieser riesige Brocken, der auf meiner Brust lastete, endlich verschwinden.

»Nur versprich mir«, fügte ich gleich darauf hinzu und erlangte damit seine volle Aufmerksamkeit. Schlagartig verhärtete sich sein Ausdruck und er versuchte meine Gedanken zu erraten.

Gut, eigentlich wusste er ganz genau, das meine Bitte nichts Gutes verhieß. Das taten meine Bitten üblicherweise nie.

»Versprich mir einfach, dass du nicht ausrastest, wenn er eintrifft.«

»Wieso?«, fragte er gedehnt und kniff seine Augen leicht zusammen.

Tief holte ich Luft, um etwas zu erwidern, doch mir blieben die Worte gleich im Halse stecken.

»Damit dein Halb-Engels-Arsch nicht gleich in Ohnmacht fällt.«

Gleichzeitig fuhren Bas und ich herum und blickten augenblicklich in Gabriels selbstgefälliges Grinsen.

Viel zu schnell, als das ich überhaupt reagieren konnte, zog Sebastian seine Engelsklinge und machte sich zum Angriff bereit. Doch noch bevor er losstürmen konnte, reagierte mein Körper endlich und ich stellte mich sofort zwischen die beiden.

Mit ausgestreckten Armen hielt ich Bas an der Brust zurück. »Warte. Du hast es versprochen.«

»Na ja... Eigentlich-«

Shadow Soul ✔️Where stories live. Discover now