Kapitel 36

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>>Großer Gott! Das war die schlimmste Prüfung meines Lebens!<< Dany lehnte sich nach hinten und rutschte auf der Sitzbank nach unten, wobei sie beinahe unter den Tisch abtauchte.

Schmunzelnd verdrehte ich die Augen und schlürfte an meinem Shake. >>Übertreibst du nicht ein wenig?<< Ich wusste, dass die Prüfungen schwer waren – na ja, ich konnte es mir denken. Aber sie musste jetzt nicht die Dramaqueen raushängen lassen.

Ihr Kopf fuhr wieder zu mir und sie starrte mich mit riesigen, empörten Augen an. >>Nur weil du für alle Ewigkeit von dem Fluch des Schullebens befreit wurdest, heißt es noch lange nicht, dass sich jeder diesen Spaß erlauben kann.<<

Oha. Da hatte ich wohl einen Nerv getroffen. Aber was hieß hier befreit? Ich wurde gezwungen. Eigentlich wäre ich zu gerne zur Schule gegangen. Ich würde zu gerne Prüfungen schreiben, im Unterricht sitzen und den ganzen Schulkram erleben. Stattdessen plagte ich mich mit Dämonen und Vampiren und einer bevorstehenden Invasion durch die verfluchte Hölle.

Erneut rollte ich mit den Augen. >>Anstatt mit Jason rumzumachen, hättest du dich lieber auf deinen Arsch setzen und lernen sollen<<, gab ich ruhig zurück.

Sie schnappte scharf nach Luft. >>Ich darf doch wohl noch ein Liebesleben haben. Du bist schließlich nicht die Einzige, die glücklich sein darf.<<

>>Was soll das denn jetzt heißen?<<

Dany neigte den Kopf leicht zur Seite. Ihr Grinsen wissend. >>Ah komm, mach mir nichts vor. Gerüchte verbreiten sich schnell.<<

Das kannte ich doch irgendwo her. Und irgendwie konnte ich diesen Satz nicht mehr leiden. Ich antwortete nicht, aber das musste ich auch nicht.

>>Fast alle wissen, dass du dich mit Gabriel sehr gut verstehst, falls du verstehst, was ich meine. Jeder hat dieses Knistern zwischen euch beim Rennen gesehen. So etwas kann man nicht verstecken. Und als er dann auch noch Irina abserviert hatte, war jeden gleich klar, was da zwischen euch läuft.<<

Irina? Ah ja... Diese Blondine, die mich beim letzten Rennen mit ihren Blicken zu erdolchen versucht hatte. Er hatte sie also doch abserviert. Der Gedanke gefiel mir.

>>Ich weiß, dass du an deinem Geburtstag nur wegen ihm so schnell die Biege gemacht hast.<<

>>Das ist doch gar nicht wahr<<, protestierte ich. Obwohl... Vielleicht war es besser, dass sie es glaubte, anstatt ihr irgendwelche Lügen aufzutischen, die ich später ohnehin bereut hätte.

Ergebend seufzend legte ich den Kopf auf der Tischplatte ab. Gleich darauf begann sie leise und gehässig zu kichern.

>>Was gibt's hier zu kichern?<<

Zur Hölle noch mal! Wenn sich jetzt auch noch Coray in diese Sache mit einmischen sollte, würde ich beide verprügeln.

>>Katie und Gabriel. Sie hat endlich zugegeben, dass sie uns seinetwegen sitzengelassen hat.<<

>>Oh...<<

Mein Kopf fuhr hoch und ich sah zu, wie sich Coray neben Dany hinsetzte und sein Gesicht ein wenig unzufrieden und bedrückt wirkte. In letzter Zeit wirkte er immer so und das gefiel mir nicht. Aber ich wollte nicht weiter darauf eingehen.

>>Okay. Thema beendet. Du musst dich noch immer auf deine Prüfungen konzentrieren, schon vergessen?<<

Dany versteckte prompt ihr Gesicht in ihren Händen und schüttelte den Kopf. >>Ich werde sterben!<<

Die Leute im Café starrten uns an und ich fühlte mich, wie immer unwohl, wenn sie das taten. >>Wirst du nicht. Du sollst nur lernen<<, riet ich ihr, doch sie schüttelte ihren Kopf noch immer, als würde sie meine Worte nicht verstehen. Also echt...

Shadow Soul ✔️Where stories live. Discover now