Kapitel 28

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Für diese Nacht hatte sich der gute Stan mal wieder etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Eine Stunde vor Beginn, bekam Coray die Nachricht. Es war Mitternacht und ich sollte erneut auf den Beinen bleiben.

Ja gut, wer hätte aber auch gedacht, dass sich dieser schmierige Kerl plötzlich dazu entscheidet ein Rennen zu starten. Wenigstens musste ich nicht den ganzen Weg alleine laufen. Außerdem hatte mir Cor keinen genaueren Standort mitgeteilt.

Mach dich bereit. Wir holen dich in zehn Minuten ab.

Nur das stand in der Nachricht, die er mir geschickt hatte. Daraufhin hatte ich ihnen gesagt, an welcher Ecke sie mich auflesen sollten. Wie immer hatte ich mich aus dem Anwesen geschlichen und lief so weit, bis ich schließlich außer Reichweite des Ordens war.

Zwei Straßen weiter fuhr ein dunkelblauer Ford Mustang an mir vorbei. Er wurde langsamer und hielt schließlich an. Ich brauchte nur ein paar Schritte über die Straße, ehe ich den Wagen erreichte und beugte mich grinsend zum heruntergelassenen Fenster auf der Fahrerseite.

»Steig ein, meine Hübsche.«

»Ich darf nicht zu Fremden ins Auto steigen«, erwiderte ich ernst.

Als hätte ich ihn mit meinen Worten schwer getroffen, legte sich Coray die Hand auf die Brust und zog die Luft scharf ein. »Das tut weh«, keuchte er.

Lachend stieß ich mich von der Tür ab, ging um den Wagen herum und stieg ein. Nur kurz schaute ich nach hinten und sah dann verwirrt zu meinem besten Freund.

»Hast du nicht vorhin noch von einem Wir gesprochen?«

»Dany hat mich abblitzen lassen«, gab er verletzt zu. Aber so richtig übertrieben verletzt und ich wusste sofort, dass er seine Betroffenheit nicht ernst meinte.

Ich beschloss mitzuspielen und machte große Augen. »Was denn, dich?« Er zuckte mit den Schultern und ich musste lachen. »Wer ist dieses Mal der Glückliche?«

Unsere Freundin hatte schon immer eine kleine Vorliebe für böse Jungs gehabt. Immer wieder kam sie mit einem Neuen an, der noch durchgeknallter war, als der vorherige. Das erklärte natürlich auch damals ihr Interesse für Gabriel.

»Jason.«

Nachdenklich schaute ich aus dem Fenster und versuchte ein passendes Gesicht zu dem Namen zu finden. Doch da fiel mir tatsächlich nur einer ein. Groß, gefärbte Haare und einer Igelfrisur. Zwar hatte er ein hübsches Gesicht und dementsprechend auch viele Tattoos und Piercings. Na ja, was ein Punk eben an sich hatte.

Überrascht fuhr ich wieder zu Coray herum. »Der Jason? Stans Jason?«

Zwar blickte er weiterhin auf die Straße, nickte jedoch zustimmend. Jason war Stans jüngerer Bruder. Großkotzig, ziemlich ungehobelt und frech noch dazu. Und genauso wie bei dem älteren kannte auch keiner den Nachnamen des jüngeren. Diese Beiden waren wirklich ein merkwürdiges Mysterium.

Bisher hatte ich mit ihm drei Mal gesprochen und jedes Mal hatte er entweder Dany oder mich angemacht. Ich konnte ihn nicht wirklich leiden. Aber zu seiner Verteidigung, stand sein älterer Bruder noch viel weiter unten auf meiner Liste.

»Und? Wo geht's hin?«, fragte ich schließlich.

»Kennington Park.«

»Da hoffe ich mal, dass Stan das ganze gut gesichert hat.«

Coray schnaubte belustigt. »Du kennst ihn.«

Ja, das tat ich. Ihm war das Geld am wichtigsten. Solange er die anderen warnen, aber selbst aus der Reichweite der Polizei sein konnte, war für ihn alles in Ordnung. Für Geld würde er sogar seine eigene Mutter verraten, falls er es nicht schon längst getan hatte.

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