Kapitel 25

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Nachdem wir zurück im Anwesen waren, hatte ich mich so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht, mich in meinem Zimmer eingesperrt und wollte mit niemanden mehr sprechen. Nicht einmal mit Bas. Und während ich alleine war, ließ ich die Wut über mich kommen. Ich hatte meinen Schreibtisch leergefegt, sodass alles auf dem Boden verteilt wurde. Hatte den Stuhl zertrümmert – und damit meine ich wirklich in Stücke gerissen – bis ich schließlich kraftlos zu Boden gesunken war.

Nun, das war bereits drei Tage her gewesen. Seither hatte ich mein Zimmer auch nicht mehr verlassen. Hatte auch nicht mehr richtig gegessen oder geschlafen. Ich hatte sämtliche Anrufe von Dany und Coray ignoriert. Sogar Bas zeigte ich die kalte Schulter, der sich selbst schon fast durch meine Tür durchkauen wollte.

Wer hätte gedacht, dass mich diese Sache so sehr runter ziehen würde? Ich jedenfalls nicht.

Es war klar, dass ich nicht so einfach wieder auf die Straßen rausgehen konnte. Nicht, wenn ich wusste, dass Gabriel dort irgendwo war. Außerdem konnte ich das Zimmer nicht verlassen, da ich wusste, dass mich Sebastian gleich abfangen würde, um mit mir zu reden – was ich im Moment überhaupt nicht gebrauchen konnte. Alles was ich brauchte war eine verdammt gute Ablenkung. Eine Ablenkung, bei der ich alleine sein und diesen brodelnden Zorn in mir loswerden konnte.

Dann kam die Nachricht, die mich vielleicht endlich von meinem Leid erlösen konnte. Victor hatte eine weitere Gruppe Abtrünniger entdeckt. Zwar eine kleine, aber das genügte vollkommen. Um die konnte ich mich gut alleine kümmern. Ich brauchte es. Brauchte dieses befreiende Gefühl, wenn ich mitten in einem Kampf steckte. Dabei brauchte ich keine Nephilim, die mir im Weg standen.

Also stand ich – das erste Mal seit drei Tagen – auf und zog mich um. Ich steckte meine Dolche in die Stiefel und band mir meine roten Haare zusammen.

Ohne Telefon verließ ich schließlich das Anwesen, indem ich wieder mal durch das Fenster flüchtete.

Mit meiner Vampirschnelligkeit begab ich mich zu dem Ort, an dem mich Cloé geschickt hatte. Eine alte Lagerhalle.

Wieso versteckten sie sich immer an solchen Orten? Im Grunde war es auch egal. Sie würden gleich ohnehin das Zeitliche segnen.

Ich zog die Dolche aus den Stiefeln, schloss für einen Augenblick meine Augen und atmete tief durch. Ich konnte sie riechen. Diese verfluchten Untoten. Dieses Mal würde ich mich dieser Horde alleine stellen, aber es machte nichts. Ich brauchte keinen, der mich beschützte. Nicht umsonst hatte ich jahrelang trainiert und mich auf diesen Moment vorbereitet. Ich war stärker und kam alleine klar.

Langsam presste ich die Luft wieder aus meinen Lungen und öffnete die Augen. Und los.

Mit einem kräftigen Tritt trat ich die Tür ein und stürmte in die Halle. Als mich die ersten Abtrünnigen bemerkten, stürzten sie sich sogleich auf mich, wie ein verhungertes Raubtier auf seine Beute, doch ich machte einen kurzen Prozess mit ihnen und schlug mich ohne weiteres durch.

Eine altbekannte Strategie unter diesem Gesindel. Erst die schwächeren losschicken.

Adrenalin pumpte durch meine Adern und brachte meine Sinne auf Hochtouren. Da war wieder dieses Gefühl. Das Gefühl von Macht und Freiheit und ich war bereit sie alle zu vernichten.

Ein Überschlag hier, ein Schlag dort, dann stach ich zu. Einer nach dem anderen fiel zu Boden. Sie waren keine Herausforderung für mich. Schafften es nicht einmal mich zu berühren. Ich war so voller Tatendrang, dass mich nichts und niemand aufhalten konnte.

Ich stieß mich mit einem Bein ab und machte einen Überschlag über einem weiteren Gegner. Im Flug trat ich ihm zwischen die Schultern und riss ihn zu Boden. Blitzschnell stieß ich ihm meinen Dolch in den Rücken, durchstach damit auch sein Herz. Ohne darauf zu warten, dass er seinen letzten Atemzug machte, sprang ich von ihm runter und griff bereits den nächsten an, wich seinem Schlag aus, indem ich mich duckte und stieß ein weiteres Mal zu.

Shadow Soul ✔️Where stories live. Discover now