Kapitel 10

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Seit Tagen bereitete sich der Orden auf den bevorstehenden Angriff vor. Die Nephilim trainierten wie wild, brachten ihre Waffen auf Vordermann. Pläne und Strategien wurden entwickelt und die Späher des Ordens waren Nachts auf der Suche nach den Vampiren. Ich hingegen versuchte seit Tagen irgendeine Möglichkeit zu finden, diesen Mist aufzuhalten. Natürlich hatte ich versucht noch einmal mit dem Rat zu sprechen. Und - welch eine Überraschung - sie hatten mich kein bisschen an sich herangelassen.

Ich war verzweifelt. So richtig. Ich konnte mich an keinen wenden, der mir bei dieser Sache helfen konnte. Ich hatte auch Pater John um Rat und Hilfe gebeten, doch leider stieß ich auch dort gegen eine Wand.

Es fiel mir so verflucht schwer mich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Nicht einmal die Videochats mit meinen Freunden brachten mich auf anderen Gedanken.

Da Sebastian mit den Vorbereitungen zu tun hatte, konnte ich auch nicht Tagsüber rausgehen, ohne gleich einen anderen Nephilim am Hintern kleben zu haben. Also hatte ich den beiden erzählt, dass ich erkältet wäre und mich deshalb nicht mit ihnen treffen konnte.

»Und?«, hörte ich Dany durch den Bildschirm fragen.

»Nichts. Er geht nicht dran«, seufzte Coray. »Das ist merkwürdig. Niemand hat etwas von ihm gehört. Findest du das nicht seltsam, Katie?«

Ich zuckte mit den Schultern. Coray hatte mir erzählt, dass er seit einiger Zeit versuchte Gabriel zu erreichen. Dieser Idiot reagierte nicht auf Anrufe und schon gar nicht auf Nachrichten.

»Wieso sollte ich?«, fragte ich und versuchte mich so gleichgültig zu geben, wie ich nur konnte. Doch um ehrlich zu sein, war es mir nicht gleichgültig. »Vermutlich ist er schon wieder weitergezogen. Schließlich bleibt er nie lange an einem Ort«, fügte ich gleich hinzu, als ich die besorgten Gesichter meiner beiden Freunde über den Bildschirm meines Laptops bemerkte.

Allerdings wäre das doch die logische Erklärung dafür. Gabriel blieb nun wirklich nicht lange an einem Ort. Er war ein Racer. Ein verdammt guter noch dazu. Dafür reiste er nun mal an jeden Winkel Britanniens. Hatte er jedenfalls mal erzählt. Wieso sollte er sich also auch hier länger aufhalten als nötig?

»Das glaube ich nicht«, meldete sich Dany wieder zu Wort. »Als Coray das letzte mal mit ihm gesprochen hatte, hat er gesagt, dass es ihm hier ganz gut gefällt und er auf jeden Fall länger bleiben wird.«

»Dann hat er es sich anders überlegt.« Ich kuschelte mich mehr in meine Decke und versuchte dieses erdrückende Gefühl in meiner Magengegend zu ignorieren.

»Katie, sag mir nicht, dass es dich völlig kalt lässt. Nicht nachdem, was beim Rennen passiert ist. Es verschwinden Menschen. Was, wenn ihm etwas passiert ist?«

Mal ehrlich. Was sollte ihm denn schon passieren? Er war ein Dämon und hatte einen verfluchten Höllenhund an seiner Seite. Damit konnte ihm keiner das Wasser reichen. Gabriel war stark und konnte kämpfen. Er konnte sehr gut auf sich aufpassen.

Und doch.. Ganz egal, wie sehr ich es mir einzureden versuchte, dieses seltsame Gefühl, dass sich immer weiter in meiner Magengrube breit machte, wollte einfach nicht verschwinden. Was wenn ihn der Orden erwischt hatte? Nein.. Dann hätte ich es erfahren. Glaubte ich jedenfalls.

Ah verdammt! Ich wollte mir keine Gedanken um ihn machen. Wir beide waren immerhin quitt und er hatte vermutlich tatsächlich die Stadt verlassen. Es gab wichtigere Dinge, um die ich mich sorgen musste.

»Katie? Hörst du mir zu? Ich mache mir Sorgen?«

Seufzend massierte ich mir die Schläfe. So langsam hatte ich das Gefühl wirklich krank zu werden. »Ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht. Wer weiß, vielleicht hat er sich ein Mädchen gesucht und ist noch nicht fertig mit ihr. Er wird sich irgendwann schon melden.«

Shadow Soul ✔️Where stories live. Discover now