Kapitel 20

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Kampfgeräusche erfüllten die Hallen und es stank überall nach Blut. Durch meine ausgeprägten Sinne war dieser Gestank kaum zu ertragen. Zu meinem Glück aber konzentrierte sich mein Körper und meine angespannten Muskeln auf die Gegner, die vor mir standen.

Zwei Abtrünnige hielten mich ziemlich auf Trapp und ich war gezwungen zuzugeben, dass diese hier stärker waren als das übliche Gesindel, mit dem ich kämpfen musste.

In dieser Nacht hatte uns Cloé in ein altes Industriegebäude geschickt. Ein großer Versammlungsort für viele Abtrünnige. Nun war jetzt schon die Hälfte von ihnen erledigt und die übriggebliebenen wehrten sich mit allen, was sie besaßen, um nicht vernichtet zu werden.

Ich wich zurück und richtete meine beiden Dolche auf, während einer dieser Blutsauger auf mich zugerast kam, ohne mir auch nur die Gelegenheit zum Luft holen zu geben.

Gegen einen von ihnen anzukommen, war nicht so schwer, doch gleich zwei auf einmal, war schon ein wenig anstrengender.

Nachdem ich drei ihrer Sippe erledigt hatte, hatten sich diese beiden hier dazu entschlossen mich gemeinsam anzugreifen. Und da Bas und die anderen Nephilim ebenfalls zu tun hatten, musste ich mich alleine diesen Abschaum stellen.

Recht gelegen kam mir das ganze schon. Mein Körper agierte beinahe von selbst. Mein Kopf befand sich im Kampfmodus und mein Verstand war beinahe nicht mehr vorhanden. Es war nur noch der Teil anwesend, den ich zum Kämpfen brauchte.

Ich sprang hoch und trat den ersten mit meinem Bein, so fest ich konnte, ins Gesicht. Er taumelte nach hinten und konnte sich kaum noch auf den eigenen Beinen halten. Jedoch nur kurz, denn er sprang im nächsten Moment nach hinten, um Abstand zwischen mir zu gewinnen.

Ich verschwendete keine Zeit und verringerte den Abstand wieder, dabei schwang ich meinen Arm und versuchte ihn mit meinem Dolch auf irgendeine Weise zu treffen. Der Vampir wich aus. Mein Schlag ging ins Leere.

In dem Moment, als ich erneut angreifen wollte, durchzog mich plötzlich ein Gefühl. Wie ein kleiner Stromschlag, der meinen Körper entlang jagte und dazu führte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten. Noch in letzter Sekunde zog ich den Kopf ein und ich merkte den starken Luftzug über mir hinwegziehen. Einen Augenblick später und mein Kopf säße vermutlich nicht mehr auf meinen Schultern.

Der Kampf dauerte bereits eine Weile und ich musste immer mehr von meiner Kraft einbüßen. Mehrmals wurde ich böse erwischt, konnte den metallischen Geschmack in meinem Mund nicht loswerden und die Verletzung an meinem Rücken brannte, wie die Hölle. Genauso, wie die an meinem Oberarm.

Nichtsdestotrotz versuchte ich den Schmerz, so gut ich konnte, auszublenden und machte weiter. Schwang mein Bein nach hinten und traf den zweiten Vampir, mit einem kräftigen Tritt in die Magengrube. Daraufhin stieß ich mich mit dem anderen Bein vom Boden ab und machte einen Überschlag, wobei ich dem Blutsauger einen weiteren Tritt ans Kinn verpasste.

Keuchend flog er durch die Wucht nach hinten und landete unsanft auf dem verdreckten Boden.

Zurück auf den Beinen richtete ich mich an den zweiten Gegner, der mich verstohlen ansah. Vermutlich hatte er bemerkt, dass er alleine keine Chance gegen mich hatte.

Mit jedem Schlag, jeden Angriff fühlte ich mich besser. Irgendwie befreit, als könnte mich nichts unterkriegen. Dieses Gefühl war so unbeschreiblich, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte.

Immer wieder fragte ich mich, wieso ich das alles nicht schon früher getan hatte. Wieso ich mich so lange vom Orden hatte festketten lassen? So oft hatte ich mich ihren Regeln gebeugt, so sehr versucht ihren Erwartungen gerecht zu werden, nur weil ich Angst hatte, dass sie mich in irgendeinem Loch verrotten lassen würden. Dabei hatte ich nicht einmal bemerkt, dass sie mich dadurch schon längst eingesperrt hatten. Mir die unsichtbaren Fesseln angelegt, die ich nicht loswerden konnte. Bis zu diesem Moment.

Shadow Soul ✔️Where stories live. Discover now