Kapitel 3

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Wenig später war die Arbeit des Tages getan und ich machte mich fertig für das Bett. Auch duschen ging ich. Laut Gabriel sollten wir morgen gut aussehen, wenn wir an Raphael übergeben werden.


Ich wusste, dass es Gabriel nicht gefiel uns an ihn zu geben, doch er hatte keine Wahl, das hatte er uns deutlich gemacht. Zu Michael konnte er uns nicht schicken, weshalb auch immer, und Raphael war scheinbar der Einzige, der derzeit Bedienstete benötigte.


Als ich im Bad - es war damals extra für uns Bedienstete hergerichtet worden - kam Cora mir entgegen. Ihre Augen waren rot. Sie hatte geweint. Ohne zu zögern schloss ich sie in meine Arme. Wenigstens würden wir zusammen dort hin gehen.


"Ich habe Angst", murmelte sie.


"Ich auch", entgegnete ich und es war die Wahrheit. All die Dinge, die ich über Raphael gehört habe, machen mir Angst. Und dass er direkt an der Grenze zu Raziels Reich lebt, war mir ebenfalls nicht ganz geheuer.


Irgendwann lösten wir uns voneinander. Sie ging ins Bad, ich in mein kleines Zimmer. Sofort legte ich mich ins Bett und kuschelte mich unter die Decke. Ich konnte den Himmel beobachten, während ich lag. Es war ein fast perfekter runder Kreis am Himmelszelt zu sehen, der die Nacht erleuchtete. Heute war Vollmond.


Da in den Städten nachts keine Lichter brannten, konnte man die einzelnen Sterne gut erkennen. Im Gegensatz zum Mond wirken sie winzig, aber dennoch war der Anblick wunderschön.


Ich versuchte so wenig wie möglich an den nächsten Tag zu denken, obwohl mir das ziemlich schwer viel. Tausende von Fragen schwirrten mir durch den Kopf.


Würden wir andere Dienstkleidung bekommen? Würden wir jeder ein Zimmer bekommen? Wie würden Raphael und seine Leute uns behandeln? Das waren die wohl wichtigsten Fragen, doch ich versuchte sie zu verdrängen während ich langsam in den Schlaf glitt.


* * *

Am nächsten Morgen wurde ich das Klingeln meines Weckers geweckt. Es war halb sechs. Das Erste, was ich sah, war der Himmel. Derzeit war Sommer hier, weshalb keine einzige Wolke am Himmel zu sehen war.


Nach nur fünf Minuten rappelte ich mich auf, denn ich musste noch packen. Einen Koffer würde ich mitnehmen dürfen, hatte Gabriel gesagt. So wollte es Raphael.


Ich ging zu meinem Schrank und packte die wichtigsten Sachen ein. Unterwäsche, Wasch - und Duschzeug, Schlafzeug und ein paar Alltagssachen. Dann sah ich zu meinem Bücherregal. Alle würde ich nicht mitnehmen können, Höchstens drei. Sonst würde ich den Koffer nicht mehr zubekommen.


Ich entschied mich für meine drei Lieblingsbücher, aber dennoch war mir die Auswahl schwergefallen. All meine Bücher waren wundervoll und am liebsten würde ich sie alle mitnehmen.


Als Nächstes zog ich mir meine weißen Sachen an und band mir einen Zopf. Ich huschte in die Küche, um mir schnell ein Brötchen zu belegen. Noch waren nur wir Bediensteten wach, die Engel schliefen noch.


Meine Mom und Cora machten sich schon an das Frühstück, während ich mit meinem Brötchen sofort wieder in meinem Zimmer verschwand. Dort aß ich es schnell auf und packte mein Zahnputzzeug noch einmal aus.

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