Kapitel 33

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"Du bringst mich nicht um", entgegnete sie, klang jedoch nicht mehr so selbstsicher wie gerade eben. Vielleicht weil sie wusste, dass Raziel nicht bluffte. "Und warum?", wollte dieser wissen, schien jedoch wenig beeindruckt von ihren Worten. Was vermutlich daran lag, dass er sie hasste. 

Als sie nichts sagte, nahm Raziel das als Auffassung, auf sie loszugehen. Wurde jedoch von den Worten seines Bruders zurückgehalten. "Hör auf", sagte dieser laut. Alle hier im Raum sahen zu Raphael. "Niemand wird getötet", erklärte er. "Nicht in diesem Haus." Am liebsten hätte ich gesagt, man könne sie ja nach draußen bringen. Doch ich verkniff mir das Kommentar. Raphael wegen. 

Dave und Malia nahmen ihre Schwerte hinunter. Freya steckte ihres weg und sah nun glücklich und lächelnd zu Raphael. "Weshalb bist du hier?", wollte er dann wissen. Klang jedoch sanfter, als ich es erwartet hätte. Ich konnte es immer noch nicht verstehen. Vor allem jetzt, wo ich sie kennengelernt habe. 

Ich dachte ja schon, dass Malia unsympathisch. Aber Freya übertraf einfach alles. Sie war wunderschön und wenn es nur darum ging, konnte ich verstehen, dass Raphael ihr verfallen war. Aber ihr Charakter? Der war alles, nur nicht schön. 

Sie zuckte mit den Schultern. "Gabriel ist der Meinung, eine Frau an der Spitze in Europa sei nicht gut", erklärte sie. "Achso. Und da denkst du, könntest du dich uns wieder anschließen?", kam es von Dave. Freya nickte. War das ihr ernst? Nach allem, was sie getan hat, spazierte sie hier rein und wollte wieder hier leben?

Dave wollte etwas sagen, doch Raphael kam ihm zuvor. "Dein Zimmer ist noch frei", sagte er und ungläubig sah ich zu ihm. Das konnte er nicht ernst meinen? Und auch Dave schien nicht so glücklich darüber zu sein. Raphael mied meinen Blick, also sah ich wieder zu Freya, die nun ein großes Lächeln auf den Lippen hatte. 

"Nur vorübergehend", fügte Raphael noch hinzu und schickte sie dann hinauf. Raziel schüttelte den Kopf und verließ dann einfach den Raum. Er war scheinbar nicht mit der Entscheidung seines Bruders einverstanden, was ich verstehen konnte. Sie wollte ihn stürzen. Ihn umbringen. Wie konnte er da noch etwas für sie empfinden?

"Na dann", meinte Malia und blickte zu Raphael. "Ich würde auf die Diener aufpassen, denn sie hätte liebend gern ihr Schwert in die zwei gerammt." Mit diesen Worten lief Malia Raziel nach. Sie arbeitete schließlich für ihn, nicht für Raphael. Auch Cora ging dann schnell hinaus. Vermutlich zu Azzurra oder in unser Zimmer. 

Dave sah seinen Freund an. "Ich verstehe dich nicht", gab er zu und griff nach etwas an seinem Gürtel, wo auch sein Schwert hing. Es war ein Dolch. Er drehte sich zu mir um und reichte ihn mir, bevor er erneut zu Raphael sah. "Aber ich lasse City nicht ohne Verteidigung zurück. Und sollte Freya ihr wehtun, ist sie tot." Dave drohte seinem besten Freund. Vermutlich weniger wegen unserer Freundschaft, sondern eher, weil er so einen Grund hatte, sie zu töten. 

Dann ging auch Dave und ließ uns zwei allein. Verständnislos sah ich ihn an. Ich verstand, weshalb er sie nicht töten konnte. Wenn er tatsächlich noch etwas für sie empfand, würde er das nicht können. Niemand konnte jemanden töten, der einem wichtig war. Aber sie hier lassen? 

Lange sahen wir uns stumm an. Ich unterbrach den Augenkontakt und räumte Freyas Tasse weg. Dann stützte ich mich an der Theke ab und drehte mich um. Raphael war mir gefolgt. "Sie wollte mich umbringen", sagte ich und sah ihn wieder an. "Mir egal auf wessen Seite sie kämpft. Sie ist ein Monster." Erneut harte Worte. Aber sie waren ernst gemeint, sonst hätte ich sie nicht gesagt. Und Raphael sollte wissen, was ich über sie dachte. 

"Es tut mir leid wie ich dich behandelt habe", kam es nach einiger Zeit von ihm und er kam ein paar Schritte näher, sodass ich schon aufsehen musste. "Ich stand unter Schock. Du weißt, dass ich...", doch er unterbrach sich. "Es sind nicht solche Gefühle, die ich für sie habe." Leicht überraschten seine Worte mich schon, denn so hatte es sich in Afrika noch angehört. 

Er nahm meine Hände. "Ich habe sie geliebt. Wirklich", begann er. "Und deshalb werde ich sie vermutlich niemals töten können", fuhr er fort und ich sah auf unsere Hände. "Aber du bist in mein Leben getreten, Citiana. Ich will dich nicht verlieren. Ich-" Doch ich hatte genug gehört. Mehr wollte ich nicht. Allein das musste ihm Überwindung kosten. 

Also küsste ich ihn. Taten sagten mehr als Worte, oder? Und wenn er sie nicht mehr liebte, dann hatten wir noch eine Chance. Ich habe mir geschworen, ihn nicht einfach aufzugeben und das hatte ich auch jetzt nicht vor. Überrascht erwiderte er meinen Kuss und legte seine Hände an meine Hüfte. 

Dann zog er mich näher an sich, weshalb ich nun nicht länger an der Theke lehnte. Ich war in seinen Armen. Da wo ich, wie ich fand, hingehörte, was mich zum lächeln brachte. Hätte man mir früher erzählt, wie ich irgendwann einmal für Raphael empfinden würde, hätte ich es nicht glauben können. 

Langsam lösten wir uns voneinander. "Du bist keine Dienerin mehr", sagte er dann etwas leiser. "Weder du noch Cora. Ihr dürft euch frei bewegen." Diese Worte brachten mich zum Lächeln. Aufstehen wann wir wollten. Nicht ständig putzen. Der Gedanke fühlte sich gut an, auch wenn ich mich dennoch an den Hausarbeiten beteiligen würde. Allein schon, weil ich hier lebte. 

Sanft strich er eine Haarsträhne von mir hinter mein Ohr und lächelte dann leicht. Raphaels Lächeln - wie sehr ich es liebte. In letzter Zeit tat er es öfter. Und das gefiel mir. Ich sah ihn gern lächelnd und glücklich. "Hast du es dir eigentlich überlegt?", wollte er wissen. "Willst du meine Beraterin sein?" Nun war ich diejenige, die lächelte. War ich das nicht irgendwie schon?

"Unter einer Bedingung", antwortete ich. Er nickte leicht. "Wenn ich ein eigenes Zimmer bekomme, dann nicht das neben Freya", sagte ich und schmunzelte leicht. Nun verdrehte er die Augen. Sein Daumen strich nun über meine Wange. "Neben meinem ist eins frei", meinte er dann. Damit konnte ich sehr gut leben. 

Also stimmte ich zu. Raphael ging dann einige Schritte nach hinten, bevor er zu laufen begann. Sanft zog er mich hinter sich her. Wir gingen hinauf zu den Zimmern. Ich fragte mich mittlerweile wirklich, wie viele dieses Haus, oder besser diese Villa, besaß. Aber war das nicht nur Nebensache? Die meisten Zimmer waren bewohnt von Dienern und Soldaten. Es wurde ja extra als Residenz gebaut, soweit ich weiß. 

Vor einem Zimmer hielten wir. Er öffnete die Tür und hintereinander betraten wir den riesigen Raum. Es war eindeutig so groß wie das von Raphael. Und schlicht eingerichtet. Ein großes Bett. Einen Schrank. Und zwei große Regale. Niemals würde ich all den Platz füllen können. Zwei Arme legten sich um meine Taille. 

"Du kannst es einrichten, wie es dir gefällt", sagte Raphael dann leise in mein Ohr, wodurch ich eine Gänsehaut bekam und lächeln musste. Ich hatte nun Platz für all meine Bücher. Es gab ein gemütlicheres Bett. Und wie es mit Cora weitergeht, würde ich auch noch klären. Nicht heute, aber spätestens für die Zeit nach dem Krieg brauchte auch sie ihr eigenes Zimmer.

Langsam ging ich dann zum Bett, setzte mich hinauf und sprang leicht auf und ab. Oh ja, es war definitiv gemütlicher als mein anderes. Ich sah zu Raphael, der sich nun an die Wand gelehnt hatte und mich beobachtete. Erneut musste ich lächeln. Gerade wollte ich den Mund aufmachen, doch dann ging der Alarm los. Schon wieder.

A/N: Frohe Weihnachten euch allen!

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