Kapitel 20

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Ich traf mich mit Dave im Garten. Wo Cora trainieren würde, wusste ich nicht. Vielleicht gab es hier ja einen Sportraum, von dem ich nichts wusste. Wer weiß. Engel steckten schließlich voller Überraschungen. 

Da Dave noch etwas auf sich warten ließ, setzte ich mich in das grüne Gras und genoss die Natur. Der Geruch von Gras und den verschiedensten Blumen. Bei Gabriel war ich selten im Garten gewesen. 

Ich zuckte zusammen, als jemand etwas direkt vor mir fallen ließ. Erst sah ich zu der Person; es war Dave. Dann zu dem Gegenstand. War das ein Holzschwert? Verwirrt sah ich wieder zu Dave, während ich aufstand. 

"Lektion Nummer eins. Engel kann man nur mit einem Engelsschwert töten", erklärte er und begann zu rennen. Er machte deutlich, dass ich ihm folgen sollte, also passte ich mich seinem Tempo an. Vermutlich taten wir das zur Erwärmung. 

Er erklärte mir außerdem, dass normale Engelsschwerte Erzengel zwar verletzen konnten, sie jedoch nicht töteten. Doch die erste Frage, die mir durch den Kopf ging war, wo ich denn bitte überhaupt an solche Schwerter kommen soll. Gab es dafür Läden? Als ich Dave das fragte, lachte er. 

"Es gibt Engel, die sie herstellen können. Schwerter besitzen eigentlich nur Soldaten und Wachen", meinte er und klang kein bisschen außer Atem. "Aber für Menschen werden sie nicht angefertigt. Du musst sie deinem Gegner abnehmen. Und das werden wir als erstes trainieren." Nach ein paar Runden des Laufens blieben wir an der Stelle stehen, an der die Einheit begonnen hatte. 

Während Dave nicht einmal rot war, musste ich erst einmal durchatmen. Rennen war etwas, an das ich mich erst einmal gewöhnen musste, denn zum reinigen und putzen brauchte ich diese Fähigkeit nicht. Und auch sonst war es nie notwendig gewesen, zu rennen. 

Dave hob das Schwert auf und begann mir zu erklären, wie man jemandem am besten das Schwert abnehmen konnte. Ich hörte genau zu, denn ich wollte im Kampf nicht dastehen und nichts mehr wissen. 

Er gab mir das Schwert und richtete es etwas hin, bevor er es mir demonstrierte. Dann nahm er es mir ab und ließ mich an die Reihe. Wie zu erwarten misslang es mir Anfangs. Doch Dave war ein geduldiger Lehrer und erklärte es mir immer und immer wieder, bis ich es hinbekam. Zwar wäre mein Tempo für einen Kampf noch zu langsam, aber Training war schließlich dafür da, dass ich es lerne. 

Für den Anfang genügte es ihm, dass ich es langsam hinbekam. Er brachte das Schwert fort und kam stattdessen mit zwei Eisenstangen wieder. Eine davon reichte er mir. Nun ging es um Verteidigung und Abwehr. Er erklärte, dass die meisten Soldaten mehr als nur eine Waffe trugen. Doch diese variierten nach persönlichen Vorlieben. 

"Nur mit Schusswaffen brauchst du nicht rechnen", sagte er. "Engel empfinden sie als feige. Lieber greifen sie zu Speeren oder Bögen zurück." Altmodisch, war das erste Wort, welches mir dadurch in den Kopf kam. Zwar sei es auch schwer, diesen beiden Sachen auszuweichen, aber es war einfacher, als wenn auf einen geschossen wird. 

Dann zeigte er mir einige Bewegungen mit der Stange, die ich ihm nachahmte. Heute wollte er noch nicht wirklich zum aktiven Kampftraining übergeben. Lieber zeigte er mir Stellungen und Haltungen, die mir in Notsituationen das Leben retten würden und ich empfand dies als einfacher, als jemandem das Schwert abzunehmen. Doch vermutlich werde ich anders denken, wenn wir die Kampfsituation trainieren würden. Das würde blaue Flecken bedeuten.

Nach einer Stunde beendeten wir die Trainingseinheit mit ein paar weiteren Laufrunden. Dave wollte, dass ich noch etwas von meiner Pause hatte. Und so brachten wir dann die Eisenstangen in einen Raum. Es war nicht wirklich ein Sportraum, doch hier trainierten Cora und Malia. Im Gegensatz zu uns waren sie bereits im Kampf. Doch Malia war vorsichtiger als ich dachte. Vermutlich hatte sie sich vorher eine Predigt von Raphael anhören müssen. 

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