Kapitel 13

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Sofort erwiderte sie die Umarmung und drückte mich fest an sich. Niemals hatte ich damit gerechnet, sie je wieder zu sehen und jetzt konnte ich sie umarmen. Ein kleiner Traum wurde für mich war. Als wir uns voneinander lösten, wischte sie mir mit ihren Daumen die Tränen weg. Dabei wurden ihre Augen groß. 

"Was ist geschehen?", wollte sie wissen und fuhr mit den Fingern über das Auge, das Raphael leider Gottes erwischt hatte. So schnell wich die blau-lilane Farbe nicht. Ich lächelte leicht. 

"Nichts Schlimmes", erklärte ich ihr. Trotzdem war sie schockiert. Bei Gabriel geschah so etwas nur Sklaven und wenn ich jetzt so darüber nachdachte, empfand ich das als falsch. Man schlug niemanden einfach so. 

Damals hatte mich das nicht interessiert. Vermutlich, weil wir mit Sklaven nie wirklich in Kontakt kamen. Sie arbeiteten auf den Feldern und im Garten. Dort konnten wir sie hin und wieder sehen. Oder wenn sie Arbeit für andere Engel auf der Straße verrichteten und wir einkaufen waren. Cora und ich haben es ignoriert. Einfach so. 

Wie sehr man sich doch ändern konnte, wenn man bedenkt, dass Skylar dieses blaue Auge eigentlich gegolten hatte. Im Generellen hatte ich mich stark verändert. Das wurde mir jetzt klar, wenn ich meine Mutter ansah, die besorgt und ängstlich wirkte. 

"Ich habe Gabriel schon so oft angefleht, dich zurückzuholen. Vielleicht wird er meiner Bitte nachkommen, wenn ich ihm hiervon berichte", sagte sie hoffnungsvoll. Und das erste Wort, was mir in den Sinn kam, war 'nein'. 

Vermisste ich meine Familie und mein altes Leben? Ja, natürlich. Das würde jedes Kind tun, wenn es ausziehen musste. Aber wollte ich zurück? Nein. Und so sehr ich mir wünschte, dass es nicht so sei, lag es an Gabriel. 

Je länger ich hier bin, desto mehr sehe ich, dass er nicht besser ist als all die anderen Erzengel. Er versteckt seine Art nur unter einer netten und freundlichen Masche. Doch nur weil man etwas mit Gold überzieht, ist es nicht wertvoller.

Raphael hatte sehr wohl gutmütige Seiten. Heute war das beste Beispiel dafür. Und ich hatte mich eingelebt. Mir begann es hier zu gefallen und ich wollte nicht weg. 

"Mom, vielleicht wirst du das jetzt nicht verstehen", begann ich und fuhr mir durchs Haar. "Aber mir gefällt es hier." Verwundert und verwirrt sah sie mich an. Sie verstand es nicht, ich hatte Recht. 

"Ich habe hier Freunde gefunden", fuhr ich fort. "Dave und Skylar. Sie sind echt nett." Als ich ihr sagte, dass es sich um einen Engel und einer Sklavin handelte, verzog sie leicht angewidert das Gesicht und schüttelte den Kopf. 

Ich erzählte auch davon, dass ich Raphael nicht so schlimm fand wie es so viele berichten. Und das gab ihr den Rest. Sie nahm mein Gesicht in die Hände. 

"Citiana. Ein Engel und eine Sklavin? Engel sind grausam, vor allem hier, und Sklaven sind unter deinem Niveau." Damals bei Gabriel hätte ich ihr noch geglaubt. Da hätte ich auf sie gehört, wenn sie mir gesagt hätte, ich solle mich von Sklaven fern halten. 

Ich schob ihre Hände weg. "Du kennst sie nicht. Dave ist in Ordnung. Und das sage ich mit dem Wissen, dass er Raphaels bester Freund ist. Und Skylar ist nett. Mich interessiert es nicht, was sie sind", erklärte ich, doch sie hörte mir kaum zu, als wäre ich ein kleines Kind, das gerade Unsinn redet. 

Sie schien nicht verstehen zu wollen, dass genau diese Differenzierung der Grund für die heutige Zeit ist. Einige glauben, ihr Leben sei mehr Wert als das der anderen. Doch dem ist nicht so. Denn sollte der Krieg wirklich ausbrechen, dann ist es egal, ob wir Engel, Diener oder Sklaven sind. Wir werden alle darunter leiden müssen.

"Wir werden jetzt mit Gabriel darüber reden. Du wurdest ja einer Gehirnwäsche unterzogen." Mit diesen Worten zog sie mich mit. War die Tagung schon zu Ende? Vermutlich. Wir kamen in einem Raum an. Dort saß Gabriel und redete gerade mit einer seiner Wachen. 

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