Fake

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Ein schriller Ton ließ meine Albträume in Bruchstücke zerspringen. Verwirrt tastete ich nach meinem Wecker, bis mir aufging, dass ich nicht zu Hause war. Als der Ton nicht aufhören wollte, zog ich mir die Decke über den Kopf. Und ich hatte gedacht, dass mein Wecker zu Hause laut war!

Als der Weckton endlich verstummt war, stand ich hastig auf und wühlte im Kleiderschrank nach Kleidern mit meiner Größe. Ich musste nicht lange überlegen, um mich schließlich für ein weites, graues T-Shirt und eine Jeans in derselben Farbe zu entscheiden. Ich ging ins Bad, um mich umzuziehen und den Sitz meiner Kontaktlinsen zu überprüfen. Langsam begriff ich, was heute für ein Tag war, und die Müdigkeit verschwand, während ich meine Haare zu einem Pferdeschwanz band und ein zweites Mal überprüfte, ob auch wirklich nichts darauf hindeutete, dass ich in Wirklichkeit nicht das Aussehen einer Alpha hatte.

Jemand klopfte hektisch an die Tür. "Was brauchst du so lange hier drin?" Savannah. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, drängte sie sich an mir vorbei ins Bad.

"Da ist wohl jemand ein Morgenmuffel", bemerkte Lia. Sie war schon längst angezogen und die lockigen braunen Haare fielen ihr offen über die Schultern.

Ich warf einen Blick zu Caitlyns Bett. Sie saß mit entrücktem Blick da, die Haare standen ihr wirr vom Kopf ab.

"Caitlyn", sagte ich. "In einer Viertelstunde gibt es Frühstück."

Ihre graublauen Augen weiteten sich und sie sprang auf. "Tut mir leid. Ich habe schlecht geträumt", nuschelte sie, während sie sich fast in einem Pulli verhedderte, der ihr viel zu groß war.

Ich überlegte kurz, ob ich etwas dazu sagen wollte, ließ es dann aber bleiben. Stattdessen verbrachte ich die paar Minuten, die mir noch blieben, damit, an die Badezimmertür zu klopfen, weil ich meine Zähne noch nicht geputzt hatte. Als Savannah dann aber endlich herauskam, blieb keine Zeit mehr dafür. Na ja. Ich konnte nur hoffen, dass es für Mundgeruch keinen Punktabzug gab.

"Kommt schon, wir kommen zu spät", drängte Lia und wir rannten alle zusammen die breite Treppe hinunter. Caitlyn stolperte über ihre eigenen Füße und rempelte mich an, ich konnte mir gerade noch eine wütende Bemerkung verkneifen. Sei wie eine Alpha, ermahnte ich mich selbst. So ruhig und gefasst wie eine Alpha.

Wir kamen gerade noch pünktlich. In dem Moment, als wir uns hinsetzten, betrat Crystal Pervaya in einem engen, schwarzen Kleid die Bühne. "Ich wünsche euch allen einen guten Morgen. Ihr dürft gerne Frühstück bestellen, aber bitte hört mir zuerst zu, sonst versteht ihr nachher nicht, wo ihr wann sein müsst."

Sie machte eine kurze Pause und schaute unsere Tische der Reihe nach an, als würde sie jeden bestrafen, der es wagte, Frühstück zu bestellen während sie sprach.

"Heute werden zwei Tests stattfinden: Aussehen und Intelligenz. Der Test des Aussehens wird um zehn Uhr stattfinden. Bitte begebt euch um diese Zeit in den Esssaal, alles weitere werde ich euch dann erklären. Gleich im Anschluss daran wird es Mittagessen geben. Um halb vier findet der Intelligenztest statt, um sieben gibt es Abendessen. Nachtruhe ist erneut um zehn. Ich erinnere euch gerne noch mal daran, dass euer Verhalten außerhalb der kleineren Tests ebenfalls für die endgültige Bewertung zählt."

Joy hatte recht gehabt. Mehr denn je war ich froh, dass Gabriella mir Kontaktlinsen besorgt hatte, die ich über Nacht drinlassen konnte. Es war ohnehin zu einer Angewohnheit von mir geworden, sie immer zu tragen, Tag und Nacht.

In dem Moment, als die schwere Holztür hinter Crystal zuschlug, verstummte der Applaus der Alphas und die aufgeregten Gespräche zwischen den Betas begannen; jemand lachte laut, jemand schrie, um jemand anderen zu übertönen. Am liebsten hätte ich darüber gelacht, wie klischeehaft sich alle hier verhielten. Genau so, wie ihre Klasse es vorschrieb.

Ich bemühte mich, die Nervosität zu verbergen, die sich in mir breit machte. Aussehen und Intelligenz. Wenn alles gut ging, sollte ich damit kein Problem haben.

Außer sie erwischten mich.