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Lias Quieken neben mir übertönte sämtliche Zweifel an dem, was ich soeben gehört hatte. Ich ließ mich auf meinen Stuhl zurückfallen und erlaubte ihr, mich zu umarmen. Erst als Savannah in Beta eingeteilt wurde, ließ sie mich wieder los, um ihr um den Hals zu fallen. In den Augen meiner besten Freundin standen Freudetränen, während ich noch immer nicht so recht begreifen konnte, was da gerade passiert war.

Alpha.

Ich war eine Alpha.

Ich hatte es geschafft.

Ich würde meiner Familie helfen können.

Ich war eine Alpha.

Glücklich umarmte ich Lia ein weiteres Mal und ließ meinen Tränen freien Lauf. Die Anspannung der letzten Tage, nein, Monate fiel nun endlich von mir ab und es war ein überwältigendes Gefühl. Meine Mutter würde nicht sterben. Ich konnte sie retten. Ich hatte nicht versagt. Wir würden uns einen Arzt leisten können, Medikamente, damit Mom endlich wieder richtig gesund würde. Vielleicht konnte ich ihnen sogar genug Geld senden, dass Joy nicht mehr arbeiten musste.

"Ich hab's dir ja gesagt", quiekte Lia.

Ich wischte eine Träne von meiner Wange und strahlte meine beste Freundin überglücklich an. "Wir bleiben in Kontakt", war alles, was ich sagen konnte.

"Natürlich bleiben wir das!", erwiderte sie. "Ich freu mich so für dich!"

"Auf eurem Zimmer findet ihr ein Hologramm-Telefon. Euren Familien haben wir ebenfalls eines zukommen lassen. Ich erwarte euch in zwei Stunden in der Eingangshalle", unterbrach uns Crystal, die nun mit der Einteilung fertig war. Ich hatte das gar nicht so recht mitbekommen, war in Gedanken so bei meiner Familie gewesen.

Sie würden sich so freuen. Ich konnte schon das müde Gesicht meiner Mutter vor mir sehen, wie es sich vor Freude aufhellte. Der Stolz, der sich in ihren braunen Augen spiegelte.

Oben im Zimmer wollte ich mir gleich als erste das Hologramm-Telefon schnappen und meine Famlie anrufen, doch Savannah kam mir zuvor. Und als ich es mir danach nehmen wollte, hatte es schon Lia in der Hand. Ich schluckte den aufkommenden Ärger herunter. Jetzt durfte ich ihm nicht Luft machen.

Ein Hologramm meiner Mutter und meiner Schwester Joy erschien vor mir. als ich endlich an der Reihe war. Meine Mutter sah noch schlechter aus als vor meiner Abreise und die Rippen meiner Schwester waren unter ihrem fadenscheinigen T-Shirt deutlich zu erkennen.

Sie sahen mich mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst an und ich war so unglaublich froh, dass ich gute Nachrichten hatte.

"Ich bin eine Alpha!", begrüßte ich sie.

Meine Mutter umarmte Joy und zum ersten Mal seit langem lächelten die Beiden. Joy wollte mich danach umarmen, lief aber anscheinend direkt durch das Hologramm hindurch, das in unsere Wohnung projiziert wurde.

"Wir sind so stolz auf dich", sagte meine Mutter. Tränen glitzerten in ihren Augen. "So unglaublich stolz."

"Ich schicke euch das Geld, so bald ich kann", erwiderte ich und musste schon wieder beinahe weinen. "Und ich schicke euch, so viel ich kann, ich kann darauf verzichten."

Ein Piepton kam aus dem Lautsprecher. "Noch 5 Minuten", sagte Crystal. Nie hatte ich ihre Stimme mehr gehasst als jetzt.

"Ich muss auflegen. Hab euch lieb", verabschiedete ich mich von meiner Familie und suchte den Knopf zum Auflegen. Der Abschied von ihnen tat weh, doch ich tröstete mich damit, dass ich sie jederzeit würde besuchen können. Und es war mir vollkommen egal, dass Alphas so was eigentlich nicht taten.

Gerade als ich den Ausschaltknopf gefunden hatte und daraufdrücken wollte, hörte ich noch mal die Stimme meiner Mutter. Sie stand nun alleine da und schien sich kaum aufrecht halten zu können.

"Mira?"

"Ja?"

"Danke, dass du nie vergisst, was wirklich wichtig ist."


FakeWhere stories live. Discover now