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"Sind Sie Mira Haze?", fragte einer der beiden Polizisten. Ich brachte keinen Ton heraus, meine Kehle war vor Angst wie zugeschnürt. Mehr als ein leichtes Nicken brachte ich nicht zustande. Sie hatten mich erwischt. Sie hatten mich erwischt. Eindeutig.

"Und Sie wurden beim Test als Alpha eingestuft?", wollte der andere Polizist wissen.

Ich nickte abermals stumm und hielt mich am Türrahmen fest, nicht sicher, ob meine Beine mich noch lange tragen würden. Sie hatten mich erwischt. Das oder er würde mir jetzt gleich erklären, dass ihnen beim Test ein Fehler unterlaufen war und ich als Gamma eingestuft hätte werden sollen.

"Dürfte ich Sie bitten, mit uns mitzukommen?", bat mich Polizist Nummer eins. Ich hatte es geahnt.

Erst wollte ich wegrennen, doch dann würde mir klar, dass es zwecklos war. Sie würden mich mitnehmen, egal, ob ich mich wehrte oder nicht.Ich streckte den Beiden also meine Hände entgegen, damit sie mir Handschellen anlegen konnten.

Die beiden Polizisten schauten erst meine Hände, dann einander an und lachten los.

"Ich denke, wir brauchen keine Handschellen. Sie sind nicht unsere Gefangene, Miss Haze", sagte der Erste, der nun schon ein wenig freundlicher klang.

"Und was bin ich dann?" Ich ließ meine Hände wieder sinken.

Polizist zwei lächelte mich an. "Das werden Sie noch früh genug erfahren."

.

.

Nach einer kurzen Autofahrt fand ich mich in einem Büro wieder. Zumindest glaube ich, dass ein Büro so aussah; gesehen hatte ich noch nie wirklich eines.
Die Wände des Raums, der etwa die Größe meines Schlafzimmers im Testzentrum hatte, waren weiß gestrichen, in einer Ecke stand eine Topfpflanze, von der ich vermutete, dass sie künstlich war. Echte Pflanzen waren seit dem dritten Weltkrieg selten.

Ich saß auf einem Stuhl vor einem breiten Schreibtisch, auf dem lediglich ein Computer und eine leere Tasse standen.

Hinter ebendiesem Schreibtisch saß ein Mann, der mich anlächelte. Seine Augen lächelten mit und ich entspannte mich ein wenig. Er war recht jung, vielleicht zehn Jahre älter als ich. Blonde Haare, von denen jedes einzelne an der richtigen Stelle saß, stahlblaue Augen, offensichtlich ein Alpha.

"Guten Tag, Miss Haze. Bitte entschuldigen sie die Unannehmlichkeiten", begrüßte er mich. Seine Stimme war tiefer als ich erwartet hätte, und freundlich, als würden wir nur beim Tee zusammensitzen. Als wäre ich nicht gerade verhaftet worden.

Auch wenn er nett wirkte, fürchtete ich mich auf Anhieb vor ihm. Dieser Mann würde wahrscheinlich darüber entscheiden, ob ich am Leben blieb.

Was war eigentlich mit Jase? Lebte der überhaupt noch?

Egal. Ich musste mitspielen. Einfach so tun, als wäre ich eine Alpha.

Ich war eine Alpha.

Ich war eine Alpha.

Wenn auch vielleicht nicht mehr lange.

Ich setzte mein Alpha-Lächeln auf, das ich schon vor dem Test geübt hatte, und sagte: "Ach, das ist doch kein Problem."

Ich konnte nicht verbergen, dass meine Stimme zitterte.

"Wissen Sie, warum Sie hier sind?", wollte der Mann hinter dem Schreibtisch von mir wissen.

"Nein. Aber ich bin mir sicher, es gibt einen guten Grund", antwortete ich so ruhig wie möglich.

"Ja, den gibt es wohl wirklich. Nun, sagt ihnen der Name Jase Ryan etwas?"

Ich nickte. "Ich habe ihn beim Test kennengelernt."

"Ich weiß."

Stimmt ja, sie hatten uns die ganze Zeit überwacht. Jetzt fürchtete ich mich noch mehr als zuvor.

"Um zur Sache zu kommen, Jase Ryans Eltern haben Crystal Pervaya, die Leiterin des Tests, bestochen", erklärte er so beiläufig, als würde er übers Wetter sprechen. "Jase wäre eigentlich in die Klasse Beta eingeteilt worden. Doch seine Eltern waren der Meinung, Jase wäre zu gut, ein Beta zu sein. Deswegen haben sie wohl beschlossen, zu betrügen."

"Und was genau hat das mit mir zu tun?", wollte ich wissen. Meine Stimme klang viel zu hoch und ängstlich.

"Jase Ryans Eltern wurden gestern wegen Verrat am System, was, wie uns allen bekannt, ein Schwerverbrechen ist, hingerichtet." Wieder dieser beiläufige Tonfall.

Ich bekam kaum noch Luft. Verrat am System. Wenn sie mich erwischt hatten, würde auch ich hingerichtet werden. Neben meiner Angst hatte ich auch unheimlich Mitleid mit Jase. Nach dem Tod meines Vaters war eine Welt für mich zusammengebrochen.

"Jase wurde ebenfalls festgenommen. Doch statt ihn hinzurichten, ermöglichen wir ihm eine bessere Zukunft als Alpha. Und zwar mit Ihrer Hilfe, Miss Haze."

Gut, sie hatten mich scheinbar nicht erwischt. So klang das Ganze hier nicht.

Aber was dann?


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