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Meine Mutter wusste sicher, dass wir überwacht wurden, schließlich hatte sie ja früher einmal selbst am Test teilgenommen. Sie wusste, dass sie vorsichtig sein musste, was sie sagte. Sie hatte sich sogar die Haare blond gefärbt, damit es nicht auffiel, dass ich als Einzige von meiner Familie blonde Haare hatte.

Und deswegen brachte mich dieser letzte Satz auch richtig zum Nachdenken.

Das war kein schlichter Dank gewesen.

Das war eine Warnung.

Aber vor was?

Wusste meine Mutter etwas, was ich nicht wusste? Oder hatte sie nur gemeint, ich solle mich nicht vom perfekten Leben als Alpha täuschen lassen?

Danke, dass du nie vergisst, was wirklich wichtig ist.

Vergiss nie, was wirklich wichtig ist.

So hatte sie das gemeint, da war ich sicher.
Aber was bedeutete das?

"Bitte begebt euch in die Eingangshalle", kam es aus dem Lautsprecher. Caitlyn und Savannah waren schon unten, nur Lia hatte auf mich gewartet und schaute mich nun erwartungsvoll an. 

Zusammen gingen wir in die Eingangshalle, wo wir uns leider voneinander verabschieden mussten. Ich fuhr in einem anderen Bus als sie.

Wir umarmten uns. "Meld dich mal okay?", sagte sie.

Ich nickte. "Und wenn du mal was brauchst, sag es mir einfach."

Sie bedankte sich, immer noch ein breites Lächeln auf dem hübschen Gesicht. "Ich werd dich so vermissen. Aber ich freu mich so unglaublich für dich, Mira. Du hast das mehr verdient als alle anderen zusammen."

Ich dachte daran, wie ich Lia bei der Simulation tot auf dem Boden hatte liegen sehen. Ich war so froh, dass sie lebte und hier bei mir war. Wenn auch nicht mehr lange.

"Ich werde dich auch vermissen. Aber ich muss jetzt echt los." Ich umarmte sie noch mal und stieg dann in meinen Bus, wo ich mich allein hinsetzte, weil ich die Meisten hier nur vom Sehen kannte. Ich schaute zum Fenster hinaus und sah, wie Lia ebenfalls in ihren Bus einstieg.

Auch wenn ich genau so aussah wie fast alle anderen in diesem Bus, fühlte ich mich sofort wie eine Aussenseiterin.

Erst als sie verschwunden war, sah ich mich im Bus um. Mir fiel auf, dass es hier anders aussah als in dem der Gammas. Die Sitze waren weicher, die Fensterscheiben sauberer und irgendwo surrte eine Klimaanlage leise vor sich hin. In den Sitz vor mir war sogar ein kleiner Fernseher eingelassen. Es wurde weniger geredet als im Gamma-Bus, die Meisten hatten kabellose Kopfhörer in den Ohren. Niemand wirkte nervös.

Selbst hier gab es also Unterschiede. Ich konnte mich nicht so recht darüber freuen.

Gut, dass sich in diesem Moment Jase neben mich setzte, mich breit angrinste und mich so von den Gedanken an die Unterschiede zwischen den Klassen ablenkte.

FakeWhere stories live. Discover now