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"Jase, das wird Konsequenzen haben!"

Von irgendwo hörte ich ihn lachen.

Ich hatte mit dem kleinen Funkgerät, das ich für Notfälle bekommen hatte, bei denen, die mich beauftragt hatten, angerufen und ihnen die Lage erklärt. Sie waren gekommen und hatten mir - nach einer kurzen Standpauke und der Androhung einer Bestrafung, falls ich weiter so unverantwortlich handelte - einen Zweitschlüssel überreicht.

Später am heutigen Tag würden sie erneut kommen, um weitere Überwachungskameras mit Liveübertragung, sowie Lautsprecher zu installieren, damit sie im Notfall mit Jase reden können. Außerdem möchten sie ein System in die Tür einbauen, damit diese sich automatisch verschließt, aber bis dahin wird es noch einige Tage dauern.

Puh, waren die wütend. Er hätte keine Zeit für so etwas, sagte der Mann, der mich beauftragt hatte, ich sei undankbar und verantwortungslos und würde sie Geld kosten. Aber eine weitere Person zu finden hätte zu lange gedauert, deshalb durfte ich schlussendlich bleiben.

Oder musste.

"Jase!", rief ich nun. "Wo auch immer du dich versteckst, komm raus, wir müssen reden!"

Ich musste mit ihm sprechen, bevor die ganzen zusätzlichen Überwachungsmaßnahmen installiert wurden. Denn danach, das wusste ich, würde es keinen Ort in diesem Haus mehr geben, wo wir uns ungestört unterhalten konnten.

"Ich will aber nicht mit dir reden!", kam es von irgendwo im oberen Stock. Ich folgte der Stimme, weiterredend, weil ich wollte, dass er mehr sagte und ich ihn so finden konnte.

"Jase, komm schon, ich will nur ..."

"Interessiert mich nicht!"

Rechts von mir. Ich stieß die Tür auf, und da saß er, im Badezimmer, auf dem Klodeckel, das Gesicht auf die geballten Fäuste gestützt. Als ich hineinkam, warf er mireinen wütenden Blick zu. "Ich sagte, ich will nicht reden."

"Ich aber." Ich setzte mich ihm gegenüber auf den Rand der Badewanne. "Jase, ich ..." Mit dem Fuß stieß ich die Badezimmertür zu. Hier gab es bestimmt keine Kameras. Das war meine Chance!

"Ich bin nicht die Verräterin, für die du mich hältst. Sie haben mich praktisch zu dem hier gezwungen, haben mir mit dem Verlust meiner Klasse gedroht und damit, dass ich womöglich keinen Job finde, wenn ich ihr Angebot, dich zu überwachen, nicht annehme. Also habe ich zugesagt, weil ich meiner Familie helfen möchte, aber Jase, sie haben schreckliche Dinge mit dir vor", sagte ich.

Er hob den Kopf und schaute mich misstrauisch an. "Und wieso sollte ich dir glauben?"

"Weil es deine einzige Chance ist, nicht zu einem Alpha gemacht zu werden!", schrie ich ihn an. Ich stand vom Badewannenrand auf und machte einen Schritt auf ihn zu. "Für dein Misstrauen haben wir jetzt echt keine Zeit!"

Als ich mich an die Kameras draußen erinnerte, senkte ich die Stimme, als ich weitersprach. "Hör mal, sie wollen dich operieren, damit du aussiehst wie ein Alpha. Du sollst ins System passen und ich soll dafür sorgen, dass alles gut läuft."

Er zog die Augenbrauen hoch. Starrte mich einen Moment lang fassungslos an.

"Ich muss weg von hier", sagte er dann mit bebender Stimme. "Ich will kein Alpha sein."

"Hey, ich bin eine Alpha", protestierte ich.

"Schön für dich. Wie komme ich raus hier?" Er ging nicht darauf ein, war in Gedanken ganz bei einem möglichen Fluchtplan.

Ich zog scharf die Luft ein. "Gar nicht, fürchte ich." Und dann erzählte ich ihm von den geplanten Sicherheitsmaßnahmen, die nicht nur ihn, sondern auch mich hier einsperren würden.

Als ich fertig war, sah er nur noch entschlossener aus. "Dann müssen wir eben jetzt gleich gehen. Jetzt rechnet doch keiner damit. Und noch weniger denken sie, dass du mir hilfst."

"Da wäre ich mir nicht so sicher ..." Ich dachte an die Worte, die mir vor weniger als einer halben Stunde an den Kopf geworfen worden waren. Diese Leute vertrauten mir kein bisschen.

"Wie auch immer, wir brauchen einen Fluchtplan. Wie kommen wir hier raus?"

"Wir könnten natürlich die Tür benutzen, ich habe ja den Schlüssel - jetzt sogar zwei davon. Aber dann sehen sie das auf der Überwachungskamera und sind hier, bevor wir fliehen können", antwortete ich auf Jase' Frage.

"Mh, das Problem ist die Überwachung. Aber das Fenster hier im Klo? Was ist mit dem?"

"Warte, du willst aus dem Fenster ..."

Ich konnte meinen Satz nicht beenden, denn in diesem Moment hörte ich von draußen das Geräusch eines Motors. Zuerst wollte ich ihm keine Beachtung schenken und einfach weitersprechen, doch als der Motor dann verstummte, als er direkt vor Jase' Haus zu sein schien, schauten wir uns für einen langen Moment an.

Jase öffnete den Mund.

Unten wurde die Tür eingetreten.

"Ja", sagte Jase. "Ich will aus dem Fenster springen."

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