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Es dauerte lange, bis ich endlich dran war, doch schließlich war es so weit. Ich stand mit zittrigen Beinen von meinem Stuhl auf, wischte meine schwitzigen Hände an meinem Kleid ab und zwang mich, tief durchzuatmen. Einen kurzen Moment zögerte ich, bis ich den Raum betrat.

Jetzt war es so weit. Wenn ich bei diesem Test aufflog, war alles vorbei. Meine Mutter würde sterben. Und ich auch. Tolle Aussichten.

Ich sah vom Boden hoch und grelles Licht blendete mich. Als meine Augen sich daran gewöhnt hatten, konnte ich erkennen, dass der Raum klein und leer war, bis auf Crystal Pervaya (natürlich) und eine andere Frau, die einen blonden Kurzhaarschnitt sowie die hellsten blauen Augen hatte, die ich je gesehen hatte.

Sie machte einen Schritt auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen. Ihr Lächeln war so kalt wie ihre Augenfarbe. "Ich bin Loana", stellte sie sich vor und schaute mich prüfend an. "Blonde Haare, blaue Augen. Das ist aussergewöhnlich für eine Gamma", stellte sie fest. "Ist das deine natürliche Haarfarbe?"

"Ja. Als Gamma habe ich gar kein Geld für Haarfarbe", log ich. Die Worte kamen ein wengi zu schnell aus meinem Mund und sofort fragte ich mich, ob sie bereits etwas ahnte. Selbstbewusst wirken! "Sonst wären sie schon lange pink", fügte ich hinzu und hoffte, dass sie das leichte Zittern in meiner Stimme überhörte.

Loanas Lächeln blieb konstant, als wäre ihre Gesichtsmuskulatur eingefroren. "Alles klar. Darf ich?"
Sie wartete nicht auf eine Antwort sondern begann, an meinem Körper rumzutasten. Ich starrte den Blick als wäre die Maserung des Holzbodens wahnsinnig interessant.

"Man merkt dass du Gamma bist", stellte Loana leise fest, ich konnte nicht beurteilen, ob sie mit mir sprach oder mit sich selbst. "Aber du machst Sport?"

"Genau. Ich liebe Sport", antwortete ich, was ausnahmsweise keine Lüge war.

Loana nickte und notierte etwas auf einem kleinen, flachen Gerät. Immer noch glaubte ich, ihre Hände auf meinem Körper zu spüren, und mich schauderte. Ich mochte keinen Körperkontakt.

"Was machst du denn für Sport?", hakte sie nach.

"Ich gehe regelmäßig Joggen und spiele Volleyball mit meiner Schwester", sagte ich.

Sie notierte sich erneut etwas. "Du darfst gehen", sagte sie dann mit einem Nicken.

Ich tat, was sie gesagt hatte, und ließ mich im Warteraum auf meinen Stuhl fallen. Trotz meiner Erleichterung war ich mir keineswegs sicher, ob sie mir das mit der Haarfarbe wirklich geglaubt hatte. Aber andererseits, welche Gamma konnte sich schon Haarfarbe leisten? Ich hatte wirklich Glück gehabt, dass Gabriella mir die besorgt hatte. Sie war eine Freundin von mir und ein Jahr älter als ich, weswegen sie letztes Jahr den Test hatte machen müssen. Nachdem sie von Gamma zu Beta aufgestiegen war, hatte sie einen kleinen Laden für alles rund ums Aussehen eröffnet, von dort hatte ich Haarfarbe und Kontaktlinsen.

Lia lächelte mir aufmunternd zu und ich erwiderte ihr Lächeln, bevor ich wieder aufstand. "Wir sehen uns dann oben", sagte ich und sie nickte.

Als die Tür zum Warteraum hinter mir zufiel, konnte ich schon wieder ein wenig besser atmen. Egal, was noch passierte, ich war noch nicht gestorben. Und das war doch schon mal etwas. 

FakeWhere stories live. Discover now