Kapitel 4

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"Mach das nie wieder", sprach Jack und ich sah zu ihm rüber.

"Was meinst du?", fragte ich und auch er warf einen kurzen Blick zu mir rüber, doch richtete die Augen wieder auf die Straße, da er am Steuer saß.

"Dich in die Arme von Black fallen zu lassen", meinte er und ungläubig starrte ich ihn an.

"Er hat mich nur aufgefangen! Eigentlich habe ich gedacht, dass mich mein lieber Cousin aufgefangen hätte, aber nein. Ist doch deine Schuld", verteidigte ich mich und verschränkte die Arme vor die Brust.

"Warum ist es jetzt meine Schuld?", fragte er verständnislos.

"Du hast mich nicht aufgefangen", erklärte ich und er blickte mich mit offenem Mund an.

"Tut mir leid, das ich nicht voraussehen konnte, dass du über deine eigenen Beine stolperst", sagte er.

Ich musste schmunzeln, denn ich fand es immer witzig, wenn Jack wütend war. Am Ende hielt ich es sogar nicht aus und begann zu lachen, wobei ich auch Jack ein grinsen entlockte.

Als wir Zuhause auch schon angekommen waren, stieg ich direkt aus und blickte automatisch zum Nachbarhaus, wo ebenfalls Liam gerade in die Einfahrt fuhr. Nachdem er ausgestiegen war, bemerkte er mich und sah mich für einige Sekunden stumm an. Er wandte schließlich den Blick von mir ab und verschwand im Haus, wobei ich meine Augen wieder auf Jack richtete, der mich leicht wütend ansah, doch ich lächelte ihn unschuldig an und gemeinsam gingen wir rein.

"Wie war dein erster Tag Aria?", fragte mich Tante Amber beim Abendessen.

"Ganz okay", antwortete ich und konnte nicht aufhören zu essen, da das Essen so gut schmeckte.

"Hast du schon neue Freunde gefunden?", fragte meine Oma und dabei wanderte mein Blick zu Jack, der seelenruhig am essen war.

"Naja, fast", meinte ich.

"Fast?", fragte meine Tante nach.

"Ja, ich hätte mich fast jemanden angefreundet, aber Jack musste mich unbedingt wegschleppen", nervte ich ihn.

"Wie hieß sie oder er?", fragte meine Tante schließlich und ich überlegte kurz.

"Eh...Kyle. Ja, so hieß er, Kyle", erinnerte ich mich.

Jack hörte auf zu essen und starrte seinen Teller an, weshalb ich verwirrt wurde, da ich nur Spaß machte, deshalb gab es keinen Grund so zu reagieren. Trotzdem schien er irgendwie wütend zu sein, denn er umgriff seine Gabel zornig mit der Hand, als ob er jemanden erstechen wollte.

"Ah, Kyle! Der liebe Junge, warum kommt er eigentlich nicht mehr zu uns Jack?", fragte Amber.

Noch immer sagte er kein Wort, weshalb ich mir langsam Sorgen, um ihn machte, denn so hatte ich Jack noch nie gesehen. Natürlich gab es Momente, wo er mal wütend war, aber ich verstand einfach nicht, warum er allein bei seinem Namen so reagierte. Irgendwas muss zwischen den beiden passiert sein, denn anscheinend waren sie mal befreundet, soweit ich es verstanden hatte.

"Ich habe keinen Hunger mehr", kam es nur von ihm und damit verschwand er vom Esstisch.

"Ich verstehe nicht, was zwischen den beiden vorgefallen ist, aber es verletzt ihn", sprach Tante Amber und sah verzweifelt aus.

"Das sind noch Kinder Amber. In dem Alter werden sie noch oft streiten, aber sich auch wieder vertragen", beruhigte meine Oma sie.

"Waren die beiden gut befreundet?", fragte ich aus Neugier.

"Nicht nur Freunde, sie waren beste Freunde und das fast schon wie Brüder", antwortete sie, weswegen ich stumm nickte.

Als auch ich keinen Hunger mehr hatte, ging ich nach oben in mein Zimmer. Ich liebte es, denn Tante Amber und Jack hatten es genau nach meinem Geschmack gestaltet. Es war nach der Farbe grün und weiß dekoriert. Auch wenn grün nicht unbedingt die meist gemochte Farbe von jedem war, gefiel sie mir, denn grün war positiv und ich selbst bekam oft Komplimente, das ich ein positiver Mensch war, also hing mein Interesse an dieser Farbe auch ein wenig deshalb. Am meisten, was ich an diesem Zimmer liebte, war das große Fenster und das beste war auch noch das es eine Sitzecke war, daher war diese Ecke perfekt zum Bücher lesen.

Langsam näherte ich mich zur Sitzecke und ließ mich darauf fallen, dabei blickte ich Gedankenverloren nach draußen und da das Nachbarhaus direkt nebenan war, konnte ich nun in ein Zimmer rein sehen. Genau als ich wieder wegschauen wollte, bemerkte ich eine Gestalt, weshalb ich den Blick nicht mehr abwenden konnte. Es war nämlich Liam, der sich neben das Fenster angelehnt hatte und ebenfalls nach draußen sah.

Ich fragte mich woran er dachte, denn er schien tief in seinen Gedanken zu sein. Wenn ich eine Superkraft haben könnte, hätte ich mich für Gedanken lesen entschieden, denn somit könnte ich herausfinden, was hinter dem Jungen mit den pechschwarzen Haaren steckte.

Plötzlich blickte er in meine Richtung und unsere Blicke trafen sich. Ich fühlte mich ertappt beim starren, weshalb ich meinen Vorhang zu riss und mich vom Fenster entfernte.

"Warum beobachte ich ihn auch die ganze Zeit? Bist du dumm oder so?", sprach ich zu mir selbst und legte beschämt die Hand auf die Stirn.

Als ich meine Hand wieder wegnahm, sah ich erneut zum Fenster und ehrlich gesagt, war ich neugierig, ob er noch immer dort stand. Aus diesem Grund näherte ich mich zum Fenster und setzte mich auf die Sitzecke, eher stellte ich mich auf die Knie, dabei warf ich einen kurzen Blick nach draußen. Sofort erblickte ich Liam, der noch immer an derselben stand und als ob er auf mich warten würde, sah er zu mir, weshalb ich erschrocken den Vorhang zu riss, doch das schlimmere geschah.

"Aria?", hörte ich meine Oma fragen.

Da sie so plötzlich ins Zimmer kam, hatte ich mich erschrocken und wäre beinahe nach hinten umgekippt. Als Schutz hielt ich mich an dem Vorhang fest, doch so viel wie ich Pech hatte, löste sich der Vorhang von der Gardinenstange und ich landete schmerzhaft auf dem Boden.

"Aria!", rief sie nun besorgt.

"Aua!", schrie ich, da ich mir den Kopf auf den Boden angehauen hatte.

Warum passierte mir immer sowas?

"Liebes", sagte sie und kniete neben mir.

"Alles gut Oma", beruhigte ich sie und richtete mich wieder auf.

"Irgendwann bereitest du mir einen Herzinfarkt Kind", meinte sie und half mir aufzustehen.

Meine Augen wanderten automatisch zum Fenster und suchten nach Liam, jedoch war er nicht mehr da. Jetzt konnte ich innerlich nur hoffen, dass er das nicht gesehen hatte.

Die AugenWhere stories live. Discover now