Kapitel 61

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Nach der Schule ging ich mit Liam etwas spazieren und obwohl es kalt war, genoss ich es. Als ob er es spüren würde, griff er plötzlich nach meiner Hand, worauf ich ihn lächelnd ansah. Für einen Moment wünschte ich mir wirklich, dass es immer so sein könnte, aber es ging nicht. Der Gedanke, das jederzeit etwas passieren könnte, wollte mir nämlich nicht aus dem Kopf gehen und so langsam machte es mich verrückt. Auf einmal blieb Liam stehen, dabei zog er mich zu sich und blickte mich abwartend an.

"Was?", fragte ich verwirrt, da ich nicht verstand, was er von mir wollte.

"An was hast du so sehr gedacht, dass es dir sogar dein Lächeln weg genommen hat?", wollte er wissen und ich blieb für einige Sekunden still.

"Nichts wichtiges", antwortete ich schließlich, aber er glaubte mir nicht, worauf ich verzweifelt den Kopf hängen ließ.

"Aria", forderte er mich auf, dabei legte er seine Finger unter meinen Kinn und hob meinen Kopf wieder hoch, sodass ich ihm in die Augen schauen musste.

"Ace", erklärte ich und sofort spannte er sich an, dabei verfinsterte sich ebenso sein Blick, weshalb er kurz die Augen schloss.

"Liam", begann ich, doch dieser schüttelte den Kopf und blickte mich wieder an.

"Wir werden uns nicht über ihn den Kopf zerbrechen und ich will auch nicht, dass wegen ihm dein Lächeln verschwindet", verlangte er, wofür ich ihn umarmte.

"Ich wusste gar nicht, dass der Liam Black so süß sein kann", grinste ich und löste mich von ihm.

"Süß?", fragte er ungläubig.

"Gefährlich süß", hauchte ich gegen seine Lippen, was ihn zum Schmunzeln brachte.

"Liam", flüsterte ich.

"Hmm?", kam es nur von ihm, da er sehr konzentriert auf meine Lippen blickte, jedoch nahm ich wieder Abstand, worauf er seufzte und mich fragend ansah.

"Kann ich dich etwas fragen?", wollte ich zuerst seine Bestätigung und anscheinend erinnerte ihn diese Frage an etwas, denn er begann leicht zu lächeln.

"Als du immer deine Fragen so begonnen hattest, war ich meistens abgehauen, also überleg dir genau, was du mich fragen möchtest", zwinkerte er mir zu und ich verdrehte die Augen.

"Diesmal lass ich dich aber nicht gehen, Black", sagte ich sicher.

"Ich habe auch nicht mehr vor zu gehen", lächelte er und das brachte mich ebenso zum Lächeln.

Als er wieder nach meiner Hand griff, zog er mich hinter sich her. Zusammen setzten wir uns auf eine leere Bank und weil es langsam kälter wurde, näherte er sich zu mir, indem er seinen Arm um meine Schulter legte. Sofort schmiegte ich mich an ihm und schloss für einen Augenblick die Augen. Ich war glücklich. Das war ich wirklich und diesen Moment konnte mir einfach niemand weg nehmen. Ein breites Lächeln bildete sich in meinem Gesicht und ich sah zu Liam hoch, dessen blauen Augen mich in Sekunden gefangen hielten. Sie waren so schön und so anders, sodass es mir jedes Mal die Sprache verschlug.

"Du starrst", riss er mich aus meinen Gedanken und ich schaute genervt weg, was ihn zum Lachen brachte.

"Dann fangen Sie Mal an, Ms Evans", forderte er mich schließlich auf, weswegen ich zuerst nachdachte.

"Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung, als ich hierher gezogen bin?", war meine erste Frage.

"Natürlich", antwortete er.

"Hattest du mich sofort erkannt?", wollte ich wissen und er schien nachzudenken.

"Ja, denn diese roten Haare würde ich niemals vergessen", meinte er und ein kleines Lächeln legte sich an meine Lippen.

"Die ganze Zeit hattest du Kontaktlinsen an, nicht wahr?", fiel es mir erst jetzt auf, dabei blickte ich erneut zu ihm hoch und er nickte stumm.

"Deshalb warst du so ausgerastet, als ich das Bild auf der Kommode anschauen wollte, denn sonst hätte ich deine Augen erkannt oder im Krankenhaus, als du mich nicht sehen wolltest. Du hattest deine Kontaktlinsen nicht an und aus diesem Grund wolltest du mich nicht sehen", stellte ich fest und darauf sagte er nichts, denn es stimmte.

"Unglaublich", meinte ich und konnte es irgendwie nicht fassen.

"Unglaublich, dass das Schicksal uns zusammen gebracht hat", sagte er, wobei ich ihn erneut ansah.

"Unglaublich, das du bei mir bist", redete er weiter.

"Unglaublich, denn ich verdiene dich gar nicht", lächelte er traurig und ich schüttelte langsam den Kopf.

"Liam", begann ich verzweifelt, doch dieser lehnte nur seine Stirn gegen meine, dabei legte er seine Hand an meine Wange.

"Ich liebe dich, Engelchen", flüsterte er und berührte vorsichtig meine Lippen.

"Ich liebe dich", lächelte ich und schloss den Abstand zwischen uns.

Nachdem es immer dunkler wurde, gingen wir zusammen nach Hause. Außerdem musste ich noch Hausaufgaben machen, die ich leider nicht verstand, aber irgendwie würde ich diese schon hin bekommen. Drinnen zog ich mir meine Schuhe und Jacke aus. Bevor ich aber nach oben gehen konnte, stoppte mich meine Oma, da sie meinte, dass ein Gast in meinem Zimmer wäre. Ich fragte sie wer es war, jedoch zuckte sie nur mit den Schultern und ging wieder ins Wohnzimmer. Ohne länger darüber nachzudenken, machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, aber am liebsten wäre ich sofort wieder abgehauen.

"An deiner Stelle würde ich nicht schreien", warnte mich Ace, der auf meinem Bett saß.

"Was suchst du hier?", fragte ich ungläubig und er begann zu grinsen, was ich so sehr an ihm hasste.

"Ich wollte dich sehen", antwortete er und ich verengte die Augen.

"Was hast du diesmal vor?", wollte ich schließlich wissen und er schüttelte amüsiert den Kopf.

"Du denkst wirklich, dass ich der Bösewicht in dieser Geschichte wäre", stellte er fest und ich konnte irgendwas wie Traurigkeit in seinen Augen erkennen, aber wahrscheinlich bildete ich es mir nur ein.

"Du hattest vor meine Schwester zu töten. Was soll ich denn sonst von dir denken?", zischte ich und versuchte leise zu reden, dass mich die anderen von unten nicht hörten.

"Wenn ich dir sagen würde, dass nicht ich deine Schwester töten wollte, würdest du mir glauben?", stellte er mir die Frage, dabei stand er vom Bett auf und kam einen Schritt auf mich zu.

"Worauf willst du hinaus?", wurde ich verwirrt.

"Caden", war das Einzige, was er darauf antwortete und meine Augen weiteten sich.

"Ich wollte niemanden umbringen, aber er schon, denn es war auch sein Plan", erzählte er weiter und ich konnte nicht fassen, was er da sagte.

"Warum soll ich dir glauben?", fragte ich misstrauisch und er begann zu lächeln.

"Wer würde denn seiner Familie nicht helfen?", wollte er nun von mir wissen, jedoch brachte mich diese Frage komplett durcheinander.

"Familie?", murmelte ich verständnislos.

"Caden ist mein Cousin", erklärte er und somit brachte er mich zum Schweigen.

"Die Welt ist sehr klein", lächelte er und kam einen weiteren Schritt auf mich zu, worauf ich auf jeder seiner Bewegungen achtete und am Ende an seinen Augen hängen blieb, die mich sehr intensiv anschauten.

"Ich würde alles dafür tun, dass du nicht Liam, sondern mich lieben würdest", sprach er seine Gedanken aus und ich blickte ihn fassungslos entgegen.

Die AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt