Kapitel 17

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Heute war Sonntag und ich lag noch immer im Bett, da ich einfach nicht aufstehen wollte. Meine Oma war sogar zu mir ins Zimmer rein gekommen, jedoch hatte ich ihr vorgespielt als ob ich schlafen würde. Ich wollte einfach mit niemanden reden und am liebsten würde ich mich nur unter der Decke verstecken. Seit gestern Abend fühlte ich mich schlecht, denn das mit Liam ging mir einfach nicht aus dem Kopf.

Nachdem er mich in eine Umarmung genommen hatte, waren meine Gefühle in ein reines Chaos gefallen. Alles war plötzlich in mir geplatzt, jedoch hatte ich mich selbst wieder von ihm entfernt und wollte einfach nur nach Hause. Er hatte kein einziges Wort mehr gesagt und somit hatten wir uns getrennt. Noch immer konnte ich nicht verstehen, warum er so komisch reagiert hatte. Ich war mir aber sicher das er jemanden auf der Party gesehen hatte, der ihn in diesen Zustand gebracht hatte, aber ich wusste nicht, wer diese Person war und ehrlich gesagt, machte es mich neugieriger als alles andere.

So langsam stand ich vom Bett auf und ging ins Badezimmer ohne jemanden zu begegnen. Soweit ich wusste, hatte sich Jack ganz schön betrunken, weshalb ihn Hope mit einem Taxi nach Hause gebracht hatte. Daher hatte der Lockenkopf von Liam und mir nichts mitbekommen, jedoch würde Hope bei diesem Thema nicht locker lassen, weshalb ich ihr alles erzählen müsste, aber dabei war ich mir nicht so sicher.

Als ich auch fertig angezogen war, hatte ich nur noch meiner Oma bescheid gegeben und verschwand nach draußen, da ich frische Luft brauchte und den Kopf frei kriegen wollte. Ich war in der Nähe von der Schule und ging gedankenverloren meinen Weg, doch da ich ständig woanders war, lief ich direkt in eine Person rein. Sofort schreckte ich auf und ging einen Schritt zurück.

"Es tut mir leid", entschuldigte ich mich direkt, da der Junge einen Kaffeebecher in der Hand hatte und der ganze Kaffee jetzt auf seinem Oberteil verteilt war.

"Kein...Problem", murmelte er nur und blickte mir in die Augen.

Blaugraue Augen.

Er starrte mich für einige Sekunden stumm an als ob er verstehen wollte, wer ich war und dasselbe tat ich nun bei ihm, jedoch kam er mir kein bisschen bekannt vor. Aus diesem Grund lächelte ich ihn nur freundlich an und ging weiter, aber weit kam ich nicht, denn der Junge stellte sich vor mich, weswegen ich ihn leicht verwirrt ansah.

"Kann es sein das wir uns kennen?", fragte er und ich schüttelte nur den Kopf.

"Ich glaube nicht", lachte ich unsicher.

"Komisch, denn du kommst mir sehr bekannt vor ", sprach er.

"Vielleicht verwechselst du mich mit jemanden", sagte ich, worauf er nachdenklich nickte.

"Kann sein", meinte er.

"Gehst du auch in die Schule, die hier in der Nähe ist?", wollte ich wissen.

"Nein, ich gehe auf eine andere", antwortete er und dabei starrte er mich ununterbrochen an.

"Ich gehe dann mal weiter", unterbrach ich die Stille als er nichts mehr sagte.

"Ja, natürlich", lächelte er, was ich nur erwiderte und schließlich ging.

Nach einer kurzen Weile hatte ich keine Lust mehr zu spazieren und da ich ebenso nicht zurückgehen wollte, setzte ich mich an eine Bank und schloss für einen Augenblick meine Augen, da ich mich so müde fühlte.

Meinen Umzug nach New York hatte ich mir nicht so vorgestellt. Ich meine ja, natürlich hätten sich Dinge in meinem Leben verändert und ich hätte genauso neue Freunde kennengelernt, aber so nicht. Mit Liam hatte ich nicht gerechnet und genau das machte mir Sorgen, denn er ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Jack hatte bei dem Thema Black Recht. Ich durfte mich niemals zu ihm nähern und obwohl mich alle gewarnt hatten, war ich wie ein Vollidiot diesem Jungen hinterher gelaufen und fand jetzt keinen Ausgang mehr. Ich fühlte mich wie gefangen in einem Käfig, dessen Schlüssel nur bei Liam war, aber wann er diesen aufsperren würde, war ein reines Rätsel.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als ich merkte wie sich jemand neben mich setzte. Verwirrt hob ich den Kopf und blickte auf meine rechte Seite, wo Kyle saß und mir ein Lächeln schenkte. Darauf reagierte ich nicht, weshalb ich mich umdrehte und kein Wort sagte, doch meine Meinung änderte ich direkt wieder, denn ich konnte ihn ausfragen. Das Thema zwischen Jack und Kyle interessierte mich wirklich, aber da der Lockenkopf mir keine Antworten gab, war die einzige Lösung Kyle.

"Was machst du hier?", fragte er neugierig.

"Was machst du hier?", stellte ich ihm dieselbe Frage und blickte ihn dabei an, wobei er nur grinste.

"Ich wohne hier in der Nähe, aber soweit ich weiß du nicht", stellte er fest, worauf ich nur nickte.

"Ja, ich hatte keine Lust mehr im Haus zu bleiben", erklärte ich kurz und knapp.

"Verstehe", meinte er nur und für einige Sekunden blieb ich still.

"Kyle", begann ich schließlich.

"Ja?", fragte dieser.

"Was ist zwischen Jack und dir vorgefallen?", wollte ich wissen und in Sekunden verschwanden jegliche Emotionen aus seinem Gesicht.

"Nichts", antwortete er und starrte dabei auf den Boden.

"Im Lügen bist du schlecht", sprach ich.

"Es ist unwichtig", meinte er kalt.

"Ich denke eher weniger das es unwichtig ist, denn Jack könnte dich jederzeit umbringen, sobald er dich sieht", sagte ich darauf und ich merkte wie er sich anspannte.

"Wenn ich es dir erzähle, dann wirst du mich hassen", lachte er verzweifelt und schüttelte den Kopf.

"Lass mich das entscheiden", versuchte ich es, aber er wollte nicht.

"Kyle", forderte ich ihn auf und er blickte mir plötzlich in die Augen, dabei strahlte er völlige Reue aus.

"Du würdest mich also nicht hassen, wenn ich sagen würde, dass ich die Freundin von Jack ausgespannt habe und ihm somit ein Messer in den Rücken gerammt habe?", wollte er wissen und ich starrte ihn ungläubig an, da ich mit sowas nicht gerechnet hatte.

"Meine Vermutung hat sich bestätigt", flüsterte er und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

"Jetzt kennst du die Wahrheit", war das einzige, was er noch sagte, bevor er ging und mich alleine ließ.

Jetzt verstand ich Jack seine Wut, aber irgendwie kam mir das alles nicht glaubwürdig rüber. Kyle sah einfach nicht wie ein Junge aus, der seinem besten Freund sowas antun würde. Vielleicht war das wirklich die Wahrheit, aber innerlich wollte ich nicht daran glauben. Es könnte sein das ich mir es nur einbildete, aber irgendwas fehlte in diesem Bild. Kyle hatte nicht alle Puzzleteile auf den Tisch gelegt und da war ich mir sogar sicher, denn da steckte viel mir.

Die AugenWhere stories live. Discover now