3. Rötlicher Schimmer

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Mein vorderer Fuß steht gerade und zeigt zu Derek, während der andere in einem ungefähren Abstand von zwei Fußlängen waagerecht steht. Meine Knie sind leicht gebeugt und mein Körpergewicht versuche ich möglichst gleichmäßig auf beide Beine zu verteilen. Meine Hände halten das Schwert fest am Griff und ich renne auf Derek zu. Kurz vor ihm hole ich aus und lasse es schwungvoll nach vorne schnellen, doch er wehrt meinen Angriff leichtfertig ab.

Unsere beiden Klingen stoßen mit einem lauten Klirren aufeinander und er stößt mich kräftig zurück. Derek springt sofort zwei große Schritte nach hinten. Was zur Hölle? Wie kann er bitte so große Sprünge machen?

Hat er etwa den Trank der Gummibärchenbande getrunken?

Erneut renne ich auf ihn zu, aber anstatt meinen Hieb abzuwehren, weicht er einfach nach links aus und mein Schwert trifft ins Leere. Diesen Moment nutzt er aus und hält mir seine Klinge an die Kehle. Ergebend hebe ich die Hände.

Och verdammt! Prompt sacken meine Schultern nach vorn und schmollend schiebe ich meine Unterlippe vor. Diesmal war der Kampf verdammt kurz und echt erbärmlich. Wenn man bedenkt, dass ich bei einer Landesmeisterschaft öfter mal den ersten Platz gemacht habe, war das unterirdisch schlecht.

„Okay, Okay. Du hast gewonnen. Schon wieder!"

Ich halte mein Schwert nur noch mit der rechten Hand fest und stütze es auf meine rechte Schulter, sodass die abgedeckte Spitze nach hinten zeigt. Gemeinsam gehen wir langsam zu Fumi. „Das ist voll unfair! Du bist viel stärker als ich!"

Derek nimmt dieselbe Haltung wie ich ein. „Erstens bin ich zwei Jahre älter als du und Zweitens bin ich ein Mann."

Augenblicklich pruste ich laut los. „Du bist doch kein Mann!"

„Natürlich bin ich das. Ich bin immerhin schon achtzehn."

„Nur weil du schon achtzehn Jahre alt bist, heißt das nicht gleich, dass du ein Mann bist. Für mich wirst du immer ein Junge bleiben, du Kindskopf."

Ich grinse ihn schelmisch an, doch er hebt bloß zweifelnd eine Augenbraue. Dann lege ich meinen Kopf gespielt nachdenklich schief. „Wobei... Wenn du immer so oft betonst, dass du ja schon achtzehn bist, dann bist du ein alter Mann. Genau, ein alter Sack!"

Mein Sandkastenfreund seufzt tief. „Ich geb's auf."

Fumi steht mit dem Rücken zu uns und schaut bei einem Kampf von zwei Jungs zu, weshalb wir uns neben ihn stellen.

„Das ist unfair! Derek hat mich schon wieder besiegt!", beschwere ich mich. „Und was soll ich da machen? Ich denke, du willst wieder beim landesweiten Turnier in drei Monaten mitmachen?", antwortet er, den Blick immer noch auf die zwei Jungs gerichtet.

„Will ich ja auch", nuschle ich mit leicht gesenktem Kopf.

„Na dann. Du weißt was das heißt: Üben, üben, üben. Mach Kraftschläge, danach noch mal einen Kampf."

Seufzend suche ich mir einen ruhigen Platz in der Halle und nehme seufzend die richtige Position ein. Man, jetzt muss ich das wieder machen.

Es hat lange gedauert, bis Derek und ich anfangen durften, mit dem Schwert zu kämpfen. Bevor man mit dem Schwert kämpfen darf, muss man erst einmal alle Techniken lernen und am wichtigsten: die Selbstverteidigung ohne Waffe. Bei mir dauerte das alles aber nicht sehr lange bis ich es beherrschte, denn ich konnte die verschiedenen Techniken verdammt schnell, weshalb Fumi mich deswegen manchmal als ‚Wunderkind' bezeichnet. Das habe ich von meinem Vater, denn auch er kann Dinge schnell lernen. Aber wie auch immer.

Wozu das Auf- und Absausen des Schwertes? Um die Schwertkunst zu erlernen ist besonders die Armkraft sehr gefragt und wichtig, besitzt man diese nicht (oder nur sehr wenig, so wie ich am Anfang), dann muss man sehr viel üben und das geht am besten durch diese Übung. Die Arme müssen sich an das schwere Schwert gewöhnen und sich an die Bewegungen anpassen. Am Anfang hatte ich allerdings mörderischen Muskelkater, das war echt die Hölle. Selbst wenn ich heute daran zurückdenke, schaudert's mir.

Keryno - Die verborgenen VampireOnde as histórias ganham vida. Descobre agora