41. Das Blatt wendet sich

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Sebastian
Also hatten David und die Anderen Recht. David hatte ihm von diesem Mädchen erzählt und Liam und Dorian hatten sie ihm gezeigt. Seit er sie auch nur für einen kurzen Augenblick sah, wusste er, dass mit diesem Mädchen etwas nicht stimmt.

Er hat es einfach gespürt und wusste, dass irgendetwas in ihr schlummert.

Er würde es niemals zugeben, aber er ist David dankbar, dass er ihn in seine Pläne einweihte und ihn eingebunden hat, weil er seine Hilfe brauchte.

Sebastian sollte sich etwas ausdenken.

Gemeinsam mit Liam, Dorian und den Anderen.

Er brauchte etwas Gravierendes, das das Mädchen vollkommen aus der Bahn werfen würde. Etwas, das es in ihr anknackst.

Schmerz und Furcht sind es, was die Menschen verändert.

Sorgfältig hatte er erst observieren lassen und dann jeden Schritt geplant.

Was er von den anderen Vampiren gehört hat, klang gut.

Der Plan verlief bestens.

Das tut er immer noch.

All das in den letzten Wochen hat auf den heutigen Tag hingearbeitet und nun hat er mit einem Provokationsmittel versucht, dieses gewisse etwas herauszulocken. Sie schulden ihm jetzt wohl was, huh?

Poch.

Grinsend schaut Sebastian auf Sienna herab. Es kostet ihn viel Kraft und Anstrengung nicht nachzugeben und auf den Beinen zu bleiben. Was für ein amüsanter Anblick. Wegen eines Menschenmädchens befinden sich viele seiner Männer auf den Knien, selbst seine beiden Freunde haben Probleme dabei zu stehen.

Sie hebt langsam ihren Kopf und alle ziehen erschrocken die Luft ein. Ihre Augen leuchten in einem kräftigen Gold. Es ist derselbe Farbton, den auch ihre Aura trägt, die für alle Anwesenden zu sehen ist.

Sebastian ist wahnsinnig beeindruckt.

Bekanntlich besitzen alle Wesen eine Aura, doch sehen kann sie keiner. Siennas Aura jedoch muss offenbar so stark und mächtig sein, dass man sie nicht nur sehen kann, nein, sie ist sogar so stark, dass es alle in die Knie zwingt.

Er kann sein Grinsen nicht verkneifen.

Wie sehr die Anderen doch Recht hatten!

Wie erwartet lag sein Bauchgefühl nicht falsch.

Die Arbeit und das Warten haben sich gelohnt.

Doch er weiß, dass hinter alldem noch viel mehr steckt. Es juckt ihn in den Fingerspitzen und er fühlt sich hibbelig, wie ein kleines Kind.

Plötzlich fährt ein weiterer unangenehmer Stoß durch Sebastian, der ihm für einen kurzen Moment den Atem raubt und ihn auf den Boden zwingt.

Sein Grinsen wird immer breiter.

Ja, zeig mir mehr!, fährt es ihm durch den Kopf. Mehr, mehr, mehr!

Wie wird sie wohl sein, wenn sie auf den Geschmack von Macht kommt? Wird sie in der Gewalt vergessen wer sie ist? Was ihre Prinzipien sind? Wer Vertrauer, wer Feind ist?

Das ist genau das, was er sich erhofft hatte. Und das ist gerade mal der Anfang, denn dies ist nur die Vorarbeit für den weiteren Verlauf ihres Plans.

Dieser Tag soll den Weg für die Zukunft ebnen.

Er mustert Sienna ein letztes Mal. Ihre langen Haare führen mit dem Wind einen leichten Tanz und diese goldenen Augen...

Keryno - Die verborgenen VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt