28. Gedanken und Familie

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Den Mund zu einem leichten Lächeln verzogen, sitze ich auf dem Krankenbett und schaue aus dem Fenster. Einen ganzen Tag lang habe ich geschlafen und meine Schmerzen sind so gut wie weg. Ich fühle mich wie neugeboren, als hätte ich die ganzen Strapazen der letzten Wochen, der letzten fast zwei Monate einfach raus geschlafen.

Zum ersten Mal seit ich hier bin, hatte ich keine Albträume.

Die Sonne scheint freudig auf die Erde herab, die Bäume tanzen leicht mit dem sanften Takt des Windes und die Vögel zwitschern fröhlich ihre Lieder.

„Nein, ich gebe ihr meins zuerst!"

„Nein, ich gebe ihr meins zuerst!"

Die Tür wird energisch geöffnet und bringt zwei Gestalten zum Vorschein, die sich als Finn und Jonas entpuppen. Beide halten einen Korb in den Händen. Sie drängeln sich vor und versuchen den jeweils anderen wegzuschubsen, um vermutlich der Erste zu sein. Das Ende vom Lied ist, dass sie im Türrahmen stecken bleiben, als sie versuchen gleichzeitig hindurchzugehen.

„Verpiss dich du fette Sau!"

„Verpiss du dich doch! Mach Platz du fettes Kind! Ich hab doch gesagt, dass ich Erster bin."

Mit einem „Ihr seid beide fett und jetzt macht den Weg frei ihr Volltrottel!" bekommen die Jungs einen Tritt in den Hintern, werden somit aus dem Türrahmen heraus gepresst und landen mit einem dumpfen Knall auf dem Boden. In der Tür taucht Levi auf, der die Hände abermals in Hosentaschen vergraben hat und er stellt sein rechtes Bein wieder auf dem Boden ab. Die Augen verdrehend mustert er beiden Chaoten.

„Hey! Was ist jetzt mit d-", setzt Finn an, hält jedoch inne, als er zwei in der Luft schwebenden Körbe sieht.

Levi hebt eine Augenbraue.

„Puh, was ein Glück", seufzt Finn erleichtert, schüttelt dann aber den Kopf und schiebt die Unterlippe schmollend vor. „Immer bist du so gemein. Dummer Sack."

Der Innaby kommentiert die Beleidigung bloß mit einem Augenverdrehen. Mir entfährt ein leises Lachen, das immer lauter wird, bis ich es durch den ganzen Raum hallt.

„Ihr hättet euch mal sehen müssen!", pruste ich und wische mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

Die Jungs schauen sich grinsend an, stellen sich dann zu mir ans Krankenbett und Finn und Jonas überreichen mir ihre gigantischen Körbe.

„Wow, danke! Aber das wäre doch gar nicht nötig gewesen! Oh man wie süß. Und so viel Schokolade! Die kann ich gut gebrauchen. Danke, wirklich!"

Meine Mundwinkel heben sich immer mehr und ich freue mich so sehr, dass mir Freudetränen in die Augen steigen.

Mir wird ganz warm ums Herz.

Die Körbe sind gefüllt mit den verschiedensten Süßigkeiten, Obst, Blumen, sogar ein paar Beautyartikel befinden sich darin.

„Das haben wir doch gern gemacht", erwidert Finn mit einem breiten Lächeln.

„Wie geht's dir?", fragt Jonas und hat die Augenbrauen leicht zusammengezogen.

„Mir geht's prima. Ehrlich, ich fühle mich wie neugeboren und meine Wunden sind auch verheilt, diesmal ohne Nachwirkungen."

Die Ärztin hatte meine Verletzungen mit einer speziellen Salbe eingerieben und die Wunden sind nach kürzester Zeit verschwunden, ohne dass mein Körper negativ darauf reagiert hat. Vielleicht hat sich mein Körper endlich daran gewöhnt.

„Nach alledem was ich in den letzten Wochen durchmachen musste, hat mir der viele Schlaf gut getan und ich hatte auch keine Albträume. Keine roten Augen die mich verfolgen, keine Vampire und auch nicht der Tod meiner Freunde."

Keryno - Die verborgenen VampireWhere stories live. Discover now