60. Entscheidungen

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Eine Hand schlingt sich sanft um meine Taille und zieht mich an einen Körper. Meine Haare wirbeln schwungvoll in der Luft und reflexartig lege ich meine Hände auf die Brust meines Gegenübers, um nicht gegen sie zu knallen. Ich muss nicht einmal nach oben schauen, um zu wissen wer es ist.

Levi schaut den B-Vampir, den er mit seinem Wind weggeschleudert hat und sich gerade wieder aufrappelt, genervt an. Er schnipst mit den Fingern und ich sehe gerade noch, wie Windklingen auf den B-Vampir zurasen, ehe Levi seine Arme um mich legt und mir die Sicht versperrt.

„Guck nicht zu den Anderen, deine Augen sind immer noch golden und dieses leichte, goldene Schimmern umgibt deinen Körper. Außerdem geht schon wieder diese Macht von dir aus, auch, wenn sie jetzt wieder weniger geworden ist. Du hast es völlig übertrieben, sechs Minuten waren ausgemacht. Weißt du wie schwer es war, deine Aura zurückzuhalten?", schimpft er mit zusammengezogenen Augenbrauen.

„Ja, aber ich wollte ihn unbedingt töten und ich stand doch so kurz davor. Es war so verdammt knapp!", entgegne ich bissig und schaue zu ihm auf.

Meine Augen weiten sich. Die vielen Schweißperlen auf seiner Stirn glitzert im Licht der wenigen Sonnenstrahlen, die sich vereinzelt durch die Wolken und in die Halle einen Weg bahnen können. Levi sieht aus, als hätte er mehrere Stunden am Stück Sport getrieben.

„Ist ja schön und gut, aber es ist scheiße schwierig deine Aura gerade wieder hinter meine Barriere zu bekommen, wenn sie erst einmal nach außen getreten ist. Deine Aura ist kein Kinderspiel. Ich muss mich noch auf anderes konzentrieren."

„Oh tut mir leid, dass ich dir mal wieder ein Klotz am Bein bin", erwidere ich giftig und verletzt. Es ist, als hätte ich in eine Zitrone gebissen.

Seine Worte haben aus irgendeinem Grund einen Pfeil durch mein Herz geschossen. Ich verziehe das Gesicht und drehe meinen Kopf von ihm weg, doch Levi beugt sich sofort zu mir herunter und umarmt mich noch fester.

„Du weißt genau, dass das nicht so gemeint war. Ich bin dein Leader, ich muss mit dir schimpfen, wenn du unüberlegt handelst und dich in Gefahr bringst. Ich habe eine gewisse Verantwortung, verstehst du? Kannst du dir vorstellen, was ich mir für Sorgen gemacht habe? Es war für mich die Hölle, dich in den Armen dieses Bastards zu sehen. Ich hatte unglaubliche Angst um dich und dann bist du auch immer so verdammt leichtsinnig." Zum Schluss seufzt er tief. „Hätte er dir was Ernsthaftes angetan, hätte ich das nicht ertragen können."

Was?

Er hat sich Sorgen gemacht und hatte Angst um mich? Diese Worte hallen wie ein Echo in einer endlosen Höhle in meinem Kopf wider und ich würde am liebsten einen Freudensprung machen. Mir steigt die Hitze in die Wangen und sie fühlen sich dadurch an, als würden sie jeden Moment in Flammen aufgehen.

Erst jetzt werden mir meine zitternden Beine bewusst. Als wäre Levi mein Rettungsring und würde mich vor dem Ertrinken retten, kralle ich mich in sein Oberteil. Mir wird erst jetzt klar, was für eine Angst auch ich selbst innerlich hatte und umso schöner ist nun diese Umarmung.

In Levis Armen fühle ich mich so unendlich sicher, als könnte mir nichts geschehen. Als sei das der sicherste Ort der Welt.

Ich wünschte, wir könnten für immer so verweilen und versuche, all diese Glücksgefühle vollends aufzunehmen und diesen Augenblick tief in meine Erinnerungen zu veranken. Wer weiß, ob ich jemals wieder eine solche Chance haben werde?

Auf einmal schnipst Levi mit den Fingern und als ich nach links schaue, sehe ich, wie ein Vampir gegen eine Wand geschleudert wird. Diese hält dem Aufprall nicht Stand und zerbricht mit einem ohrenbetäubenden Knall, Backsteine fallen wie Regentropfen zu Boden. So oft wie heute jemand gegen eine Wand geschleudert wurde, müsste diese Halle doch schon lange in sich zusammenfallen, oder? Ich lege den Kopf in den Nacken, um an die Decke zu schauen.

Keryno - Die verborgenen VampireWhere stories live. Discover now