63. Die Schöne und das Biest

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„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder?", gebe ich fassungslos von mir.

„Oh doch."

„Es reicht jetzt, ich finde das nicht lustig."

„Das soll auch gar kein Scherz sein. Was ist los? Hast du einen Sonnenstich oder warum muss ich das ständig wiederholen?"

Als er mich gegen die Wand gestoßen hat, muss sich mein Haargummi gelöst haben, denn meine Haare fallen über meine Schulter und kitzeln meine Haut. Ethan nimmt eine Haarsträhne zwischen seine Finger und dreht sie langsam hin und her. „Ich muss zugeben, ich bin echt froh, dass sich endlich meine Gelegenheit ergeben hat. Es ist verdammt anstrengend, die ganze Zeit immer auf lieb und freundlich zu machen, vor allem wenn dieser bescheuerte Levi in der Nähe ist."

Er seufzt erleichtert auf, während ein eisiger Schauer über meinen Körper fährt. Meine Schultern sacken leicht ein und mein Gesicht verzieht sich. „Du hast das alles nur gespielt?"

Ein merkwürdiger Ausdruck legt sich auf sein Gesicht, der alles in mir zum rumoren bringt. Mein Herz rutscht mir in die Hose und plötzlich fehlen mir die Worte.

„Natürlich, was denkst du denn? Aber du kannst dich wirklich besonders fühlen, denn du hast tatsächlich mein Interesse geweckt."

In meinen Ohren rauscht es und Ethan scheint noch irgendetwas zu sagen, doch das höre ich gar nicht mehr. Irgendwie verstehe ich das gerade nicht.

„Aber du hast doch gesagt, dass-"

„Schätzchen, alles was ich gesagt habe, war eine Lüge", fährt er mir forsch ins Wort und lacht leise auf.

Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen. „Wieso? Warum dann ausgerechnet ich?"

„Naja, eigentlich sind Frauen für mich nur ein Zeitvertreib. Sie schauen nur auf das Aussehen, Geld und den Ruhm, darum kann ich jede haben. Alle hängen sich wie eine Klette an mich, beobachten und verfolgen mich, betteln um Aufmerksamkeit. Nur du nicht. Du hast nur mit mir geredet, wenn ich zu dir gekommen bin. Außerdem gibt es so viele ungeklärte Dinge an dir. Ich mag das."

Ich verdrehe schnaubend die Augen. „Du willst mich doch verarschen. Das hier ist keine Highschool-Story mit irgendeinem Badboy, der dann plötzlich dieses eine Mädchen trifft!"

Er legt seinen Kopf schief. „Du kannst mir nicht erzählen, dass du wirklich nichts geahnt hast. Hat Levi dich etwa nicht gewarnt?"

Jetzt wo er es sagt... Levi sagte vor kurzem, ich solle mich in Acht nehmen. Und das nicht nur ein Mal. Finn und Jonas hatten auch sowas in diese Richtung angegeben, aber ich habe es auf ihre generelle Abneigung gegenüber den Keryno hier geschoben und nicht auf sie gehört. All ihre Warnungen und Levis Blicke tauchen vor meinem inneren Auge auf.

Die Erkenntnis schlägt wie ein Blitz ein.

So kenne ich Ethan doch gar nicht! Doch dann sacke ich leicht in mich zusammen. Richtig, weil ich ihn überhaupt nicht kenne.

Ich bin so dumm. So unfassbar dumm. Levi und die Anderen haben es mir die ganze Zeit über zu verstehen gegeben. Sogar Laria hat es so oft gesagt.

Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem breiten Grinsen und seine gelben Augen blitzen auf. „Du hattest wirklich nicht den Hauch einer Ahnung. Oh dear, ich weiß nicht, ob meine Schauspielerei zu gut ist oder du zu naiv." Ethan kommt mir näher. „Ich kann dir hierfür auch gerne Geld geben, davon habe ich ja mehr als genug. Ich kann dir ein eigenes Anwesen, nein, eine ganze Insel kaufen, wenn du danach verlangst."

Aus heiterem Himmel muss ich anfangen zu lachen.

Das ist so erbärmlich, dass es schon wieder lustig ist. Und weil ich nicht fasse, wie bescheuert ich bin. „Das denkst du doch nicht ernsthaft. Mag ja sein, dass Frauen bei dir Schlange stehen, aber ganz sicher nicht wegen deinem Charakter. Würden sie wissen, wie verdorben er in Wirklichkeit ist, würden sich alle vor dir ekeln."

Keryno - Die verborgenen VampireWhere stories live. Discover now