57. Das Schöne für ihn

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Sofort fliegt mein Blick in der Lagerhalle umher, um mir einen Überblick zu verschaffen. Links befindet sich eine Erhebung, auf denen zwei Throne stehen und auf einem davon sitzt ein grinsender Vampir. Eine wabernde, rote Aura mit schwarzen Fäden. Noch im selben Moment fährt eine widerliche Gänsehaut über meinen Körper und ein unangenehmer Druck macht sich auf ihm breit.

Ein Adliger.

Ich hasse dieses Gefühl, das sie – oder besser gesagt ihre Aura – auslösen, weil ich absolut gar nichts dagegen tun kann.

Mit gehobener Augenbraue starre ich auf die Podeste. Ernsthaft, die beiden A-Vampire haben hier zwei Throne? Was soll das? Wie abgehoben können diese Bastarde eigentlich sein? Verdammt dreist.

Rechts und links der Throne steht jeweils ein B-Vampir. Der andere Adlige steht einige Meter von uns entfernt und grinst uns boshaft an.

In der gesamten Lagerhalle stehen unzählige C-Vampire verteilt in Kampfstellung, dazu bereit, uns jeden Augenblick anzugreifen. Im Vergleich zu der Aura eines A- oder B-Vampirs sind ihre Auren nahezu ein Witz. Doch meine Aufmerksamkeit wird von etwas ganz anderem angezogen. Schockiert taumle ich einen kleinen Schritt nach hinten.

Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten?

Am Ende der Halle, auf der anderen Seite, stehen merkwürdige Maschinen, die mit riesigen, durchsichtigen Behältern verbunden sind, die mit einer roten Flüssigkeit gefüllt sind. An dem Gerät sind Menschen angekettet und offenbar wird ihnen durch einen Schlauch ihr Blut entzogen, das wiederum in den Behälter gepumpt wird. Grob geschätzt würde ich sagen, dass es ungefähr dreiundzwanzig junge Frauen sind. Vielleicht auch mehr, vielleicht auch weniger. Und jede Einzelne von ihnen ist leichenblass und mit Dreck befleckt. Einige haben kaum noch ordentliche Kleidung an, lediglich Fetzen. Die Haut mit blauen Flecken oder Bisswunden übersät. In meinem Magen rumort es und für einen Moment befürchte ich, mich übergeben zu müssen.

Was zur Hölle ist das hier?

Zitternd balle ich meine Hände zu Fäusten. Mein gesamter Körper zittert. Die Wut entfacht sich wie eine Flamme in meinem Inneren und wartet nur darauf größer zu werden, sich zu einem lodernden Lagerfeuer und dann zu einem Waldbrand zu entwickeln, dessen Flammen alles verschlingen.

„Widerlich", murmle ich mit knirschenden Zähnen.

Wie kann man so grausam sein? Das ist so abartig, dass ich kotzen könnte. Entführen junge Frauen und Mädchen, um ihnen ihr Blut zu entnehmen, weiß Gott was mit ihnen anzustellen und ihr Leben zu ruinieren. Wer weiß, was diese abstoßenden Monster ihnen noch angetan haben?

„Ihr seid aber ganz schön mutig, in so einer kleinen Truppe aufzutauchen. Vielleicht gehört ihr ja zur Elite? Wer weiß, wer weiß", kommt es säuselnd von dem stehenden A-Vampir. Er breitet seine Arme aus. „Wie gefällt euch unsere Blutstätte?"

Seine Lippen sind zu einem ekelhaften, perversen Grinsen verzogen, das ich ihm am liebsten sofort aus dem Gesicht wischen würde. Die Faust direkt ins Gesicht, dass er durch die gesamte Halle gegen die Mauer knallt.

Er geht zu einem der Mädchen, das gerade mal in meinem Alter zu sein scheint und lässt eine Haarsträhne durch seine rechte Hand gleiten. Augenblicklich beginnt sie fürchterlich zu zittern, ehe sie völlig still wird. Ihr Blick ist gen Boden gerichtet. Unter ihren Augen liegen schrecklich tiefe Schatten und ihre Augen selbst sehen erschreckend leblos aus.

„Schaut mal. Ihr Wille ist schon so sehr gebrochen, dass sie nicht einmal mehr Angst empfindet. Sie ist eine leblose Hülle, die nur noch darauf wartet zu sterben."

Meine Fingernägel graben sich immer tiefer in mein Fleisch und ich muss mich unfassbar zusammenreißen, nicht augenblicklich loszustürmen und diese Bastarde zur Strecke zu bringen. Es kribbelt in meinem ganzen Körper und ich fühle mich, als würde ich unter Strom stehen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Levi seine rechte Hand dezent schwingt und der A-Vampir daraufhin gegen eine Wand knallt.

Keryno - Die verborgenen VampireWhere stories live. Discover now