37. Böse Überraschung

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„Na, Keryno? Was wollt ihr nun tun? Jetzt, wo euer Mittel der Verständigung nutzlos ist?", säuselt der weißhaarige Vampir.

Er ist, wie zwei andere an seiner Seite, etwas prachtvoller gekleidet als der Rest. Obwohl ich ihre Auren noch immer nicht sehen kann, bin ich mir zu hundert Prozent sicher, dass diese drei A-Vampire sind. Ihre Kleidung, ihre Haltung und die hinter ihnen stehenden Vampire sprechen deutlich dafür. Zudem strahlen sie eine unglaubliche Arroganz aus und lassen uns ganz genau spüren, wie überlegen sie uns sind. Wie sehr sie sich für etwas besseres halten. Doch egal wie sehr ich mich darauf konzentriere ihre Aura zu sehen, es will mir einfach nicht gelingen. Ich beiße mir von innen auf die Wange. Wieso kann ich sie einfach nicht sehen?

Für eine Sekunde schließe ich die Augen und atme tief durch, versuche die innere Unruhe zu zähmen.

Das ist jedoch das kleinste Problem. Was sollen wir bloß machen?

Wir stehen drei A- und sechs B-Vampiren gegenüber, ich trage keine richtige Kampfuniform, unsere Talkacer sind unbrauchbar und wir haben jegliche Verbindung zum Quartier verloren. Wie sollen wir Kontakt zu Tom und Lucy aufnehmen, damit uns Verstärkung zukommt?

Wie sollen wir das bloß ohne die Hilfe von den hochrangigen Keryno schaffen? Wir sind zwar keines Wegs schwach und selbstverständlich zweifle ich nicht im Geringsten an Levis Können, aber ich glaube selbst für ihn ist das eine glimpfliche Lage.

Andererseits weiß ich noch immer nicht wie weit seine Stärke reicht und wozu er imstande ist. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn er es mit diesen Vampiren beinahe gleichzeitig aufnehmen könnte.

Das hier ist ein ganz anderes Kaliber. So gern ich das Gegenteil behaupten würde, aber wir stecken mächtig tief in der Scheiße, die sich nicht so einfach durch das Betätigen der Klospülung entfernen lässt. Eine falsche Bewegung und wir sind binnen weniger Sekunden, nein, Millisekunden tot. Mausetot.

Abgesehen von Levi wahrscheinlich.

„Glaubst du echt, wir würden euch unseren Plan verraten?", spottet eben jener und vergräbt die Hände lässig in den Hosentaschen.

Ich hoffe, er hat eine Art Plan B bereit.

Ich nämlich nicht.

Mein Kopf ist wie leer gefegt. Egal wie sehr ich nach einem Ausweg suche, mir will nichts einfallen und mir bleibt nichts anderes übrig als mich wie ein in die enge getriebenes Tier zu fühlen. Mein Puls rast und meine Nackenhaare sträuben sich. Schauer laufen mir über den Rücken. Alles in mir schreit danach, mich sofort auf den Fersen umzudrehen und das Weite zu suchen.

Ich bin einfach nur armselig und erbärmlich.

Hier stehe ich und kann nichts weiter tun, außer mich mal wieder auf Levi zu verlassen und mir vor lauter Angst fast in die Hose zu machen.

Er hat einen Rückzug befohlen, aber wie sollen wir diesen anstellen? Die Vampire werden das wohl kaum zulassen.

Plötzlich fällt mir etwas wie Schuppen vor die Augen. Wir befinden uns doch in der Barriere, die eine Art Raum-Zeit-Krümmung verursacht und dafür sorgt, dass Menschen nichts von dem, was hier passiert mitbekommen. Zusätzlich können durch sie die Schäden später wieder behoben werden, weil Zeit quasi zurückgespult wird. Es ist wie ein geschlossener Raum, aus dem es kein Entkommen gibt und da stellt sich mir die Frage: Können wir überhaupt hier raus, solange die Barriere intakt ist? Bisher ist uns sowas noch nicht passiert.

Gibt es trotzdem irgendwie einen Weg, um nach draußen zu gelangen, ohne die Barriere deaktivieren zu müssen?

Da unsere Talkacer zerstört wurden, können wir sie nicht auflösen beziehungsweise müssen das Tom überlassen. So einfach kann sie ja auch nicht aufgehoben werden, denn es dauert immerhin auch seine Zeit, bis alles wieder zurückgesetzt wurde und woher soll Tom auch wissen, dass bereits etwas Schaden genommen hat?

Keryno - Die verborgenen VampireWhere stories live. Discover now