39. Cythia

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Ich rapple mich auf und straffe die Schultern, versuche somit das Zittern zu bezwingen. Ein letztes Mal atme ich tief durch, ehe ich auf die Vampirin zuspringe, doch noch bevor ich sie erreiche, schwingt sie ihren Schirm leicht in ihrer Hand. Als dessen Spitze für einen kurzen Moment in meine Richtung zeigt, werde ich von einer starken Windböe erfasst, die mich erneut nach hinten schleudert. Sie ist so gewaltig, dass es mir sogar für einige Sekunden den Atem raubt.

Ich drehe mich, strecke meine Beine aus und presse mich mit den Füßen gegen eine Mauer, an der ich sofort einen kräftigen Rückwärtssalto nach hinten mache. Während des Sprunges lasse ich mein Schwert verschwinden und mein Kopf ist zum Boden gerichtet, meine Füße zeigen gen Himmel. Um mein Gleichgewicht zu bewahren, strecke ich meine Arme zu den Seiten aus. Als ich leichtfüßig hinter Cythia aufkomme, schwinge ich meinen rechten Arm sofort nach hinten.

Mein Schwert erscheint wieder in meiner Hand und augenblicklich stoße ich es nach vorn, jedoch hat die Vampirin sich plötzlich umgedreht und wehrt meinen Angriff mit ihrem nun zusammengeklappten Fächer ab.

Wie kann das möglich sein?

Das ist doch bloß ein einfacher Fächer – oder etwa doch nicht?

Erst als ich genauer hinschaue, kann ich die winzigen Klingen am Rande erkennen.

Ihre roten, zu Schlitzen vereengten Augen blitzen erzürnt auf und sie zischt angeekelt: „Igitt. Komm mir bloß nicht wieder so nahe. Ihr Menschen seid widerlich. Erbärmlich schwach und ihr stinkt."

Sie rümpft die Nase und zieht die Augenbrauen zusammen, Furchen ziehen sich über die Stirn und sie presst die roten Lippen aufeinander.

Im nächsten Moment schwingt sie leicht den rosa Schirm und drückt zeitgleich mit dem Fächer gegen mein Schwert, woraufhin ich stark nach hinten gestoßen werde. Ich schlittere einige Meter nach hinten, doch ich presse meine Füße fest auf den Boden, um so schnell wieder sicheren Halt zu fassen.

Nun herrschen mehrere Meter Abstand zwischen Cythia und mir.

Mit einer einfachen und doch zugleich eleganten Handbewegung lässt sie ihren Fächer aufschnappen, wedelt sich Luft zu und mustert mich angewidert, als wäre ich ein ekelhaftes Insekt.

Die Zahnräder in meinem Kopf drehen und drehen sich, es rattert und rattert. Noch ein wenig mehr und aus meinem Kopf steigt Rauch auf.

Sie ist mindestens ein B-Vampir, allerdings muss sie ihrer Aura nach zu urteilen ein A-Vampir sein! Aber warum sollte ein solcher einem anderen A-Vampir dienen?

Was für einen Sinn hätte das? Wenn sie so stark ist, muss sie keinem anderen Vampir dienen, außer dem Vampirkönig, generell der Königsfamilie und den drei Fürsten.

Mir ist ihre unfassbare Stärke bewusst, ihre Fähigkeit ist offenbar so ähnlich wie Levis und ihre Waffe ist der Fächer. Mir ist durchaus bewusst, dass meine Chancen nicht sehr gut stehen.

Da bringt es mir auch nichts, dass ich in mehreren Meisterschaften des Schwertkampfes gewonnen habe. Wenn ich doch bloß wenigstens Magie nutzen könnte. Vielleicht sollte ich mir trotz meines Schwertes ein Artefakt zulegen...?

Frustriert atme ich durch die Nase aus.

Leider bleibt mir gerade nichts anderes übrig, außer mein Bestes zu geben – und zu überleben.

Ganz kurz wende ich meinen Blick zu Finn, Sumiko, Jonas und Levi, die ebenfalls in Kämpfe verwickelt sind. Als der Innaby im selben Moment in meine Richtung schaut, versucht er sofort zu mir zu fliegen, doch eine Wand aus Erde schießt vor ihm aus dem Boden und blockiert ihm den Weg. Die Angriffe der beiden B-Vampire ebben nicht ab und halten Levi stets davon ab, zu mir zu gelangen.

Keryno - Die verborgenen VampireWhere stories live. Discover now