Erinnermich

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Der erste Unterricht fand bei Professor Snape statt. Er unterrichtet die Schüler in Zaubertränke. Lucy hatte bereits vorher schon Erfahrung im Brauen von Zaubertränken gesammelt. Snape hatte mit ihr bereits einige Zaubertränke geübt, als sie jünger war, daher ist Lucy sehr zuversichtlich, dass dieses Fach ihr gut liegen wird.
Alles Schüler saßen bereits auf ihren Plätzen und warteten auf den Lehrer.
„Lucy, können wir nachher mal reden?" flüsterte Harry Lucy zu.
„Ja, natürlich." antwortete Lucy ihm. Endlich bekommt sie die Möglichkeit mit Harry unter vier Augen zu reden. Was er wohl von ihr möchte? Vielleicht können sie mal etwas Zeit miteinander verbringen. In dem Moment als Lucy weiter drüber nachdachte, kam Snape herein. Die Schüler hörten auf zu tuscheln und es kehrte Ruhe ein.
Der Unterricht dauerte lange. Snape schien Harry nicht sonderlich angetan zu sein. Nicht so wie die anderen Lehrer. Lucy war es ein wenig unangenehm, wie Snape Harry gegenüber im Unterricht war. Er stellte ihn sogar vor den anderen bloß, da er in der Muggelwelt aufwuchs und so gar keine Ahnung von Zaubertränken hat. Harry wartete vor dem Unterrichtsraum auf Lucy.
„Wie kann es sein, dass du in Slytherin bist?" fragte Harry sie aufgebracht.
„Was stört dich denn daran?"
„Alle Zauberer, die in Slytherin waren, sind auf die dunkle Seite gewechselt. Ich möchte nicht, dass meine Zwillingsschwester eine dunkle Hexe wird. Du weißt, dass ein dunkler Zauberer damals unsere Eltern ermordet hat.." sagte Harry.
„Harry.. ich weiß.. aber es ist eine Schule und du kannst mir nicht sagen, dass alle Schüler in Slytherin später böse werden. Du weißt, dass ich nicht so bin und nie so sein werde." erwiderte Lucy.
„Du hängst doch bereits mit diesem Malfoy und seinen Anhängseln rum."
„Ja und? Er versteht mich und zu mir ist er alles andere als böse." entgegnete Lucy ihm genervt.
„Wenn du mit mir jetzt über mein Haus und meine Freunde diskutieren möchtest, können wir das Gespräch auch sein lassen. Ich wollte über etwas ganz anderes mit dir reden." sagte Lucy aufgebracht.
„Was denn?" fragte Harry.
„Ich wollte dir sagen, dass ich mich auf diese Schule so gefreut habe und weißt du wieso? Weil ich endlich mehr Zeit mit meinem Zwillingsbruder verbringen kann. Dachte ich jedenfalls bevor ich in den Hogwarts-Express stieg."
„Was meinst du damit?"
„Du hängst ständig nur mit deinen neuen Freunden rum. Ständig höre ich nur Harry Potter hier, Harry Potter da. Ich bin auch noch da, Harry!" Lucy stießen Tränen in die Augen und lief weg. Ihr war es gerade zu viel, dass Harrys größtes Problem Lucys Häuserzuteilung war und er sich keine Gedanken um ihre Gefühle machte.
„Lucy! Warte doch bitte!" rief Harry ihr hinterher.
Aber Lucy wollte ihn gerade nicht mehr sehen. Sie rannte den Flur entlang und als sie um die Ecke bog stieß sie mit einem Mädchen zusammen. Die beiden Mädchen fielen auf den Boden. „Aua, pass doch gefälligst auf, wo du hinrennst!" rief das andere Mädchen. Das Mädchen hatte eine kurze dunkle Frisur und war ebenfalls in Slytherin. „Hey, du bist doch Potter!" sagte das Mädchen. Als das Mädchen Lucys verweintes Gesicht sah, half sie ihr beim Aufstehen und fragte: „Alles in Ordnung mit dir?". „Ja, hatte nur einen kleinen Streit mit jemandem. Danke. Und mein Name ist Lucy und nicht ‚Potter'." sagte Lucy.
„Entschuldige, ich wollte nicht so grob zu dir sein. Mein Name ist Pansy. Pansy Parkinson."
„Freut mich." Lucy streckte die Hand aus und Pansy schüttelte sie. „Mich auch." erwiderte Pansy. Ob Lucy, wohl endlich eine Freundin findet?
„Mir ist aufgefallen, dass du nicht bei uns mit im Schlafsaal schläfst." sagte Pansy zu ihr.
„Ohh.. ja.. ähm das ist weil ich eine Schlafwandlerin bin und ich die anderen Mädchen nicht gefährden darf." antwortete Lucy verlegen.
„Du bist ein sehr sonderbares Mädchen. Aber dafür bist du ziemlich hübsch, bekannt und in Slytherin." sagte Pansy.
„Ich bin bekannt?" fragte Lucy verdutzt.
„Ähm na klar. Du bist die Schwester von Harry Potter und im Gegensatz zu ihm in Slytherin gelandet. Du musst wissen, dass Slytherin und Gryffindor seit Jahrzehnten konkurrieren. Dass ein Zwilling in Gryffindor und der andere in Slytherin landet, kam glaube ich noch nie vor. Außerdem habt ihr beide überlebt." erklärte Pansy ihr.
„Oh schau. Da hinten ist Malfoy." Pansy deutete den Gang entlang. Sie gingen zusammen zu den Slytherin-Jungs.
„Hi Parkinson, hi Potter." rief Malfoy ihnen zu. „Alles ok bei dir, Potter?" fragte Malfoy als Lucy ihm näher kam. Lucy war überrascht mit dem Nachnamen angesprochen zu werden aber vielleicht ist das so ein Ding unter den Slytherins. „Oh ähm ja, alles bestens. Ich bin nur gestürzt und dabei ist mir etwas ins Auge gefallen." Lucy hatte ganz vergessen, dass sie geweint hatte und ihre Augen wohl verquollen und rot sein müssten.
„Gestürzt trifft es gut. Potter ist beim Abbiegen volle Kanne in mich rein gerannt." lachte Pansy. Lucy wurde ein wenig verlegen.
„Der nächste Unterricht fängt bald an." fiel Pansy ein.
„Stimmt. Als nächstes haben wir wohl Zauberkunst bei Professor Flitwick." sagte Lucy.
Gemeinsam gingen die Slytherins in den nächsten Unterricht. In Zauberkunst lernten sie den Zauberspruch „Wingardium Leviosa". Die wenigstens Schüler bekamen diesen auf Anhieb hin. Lucy war eine von ihnen und ziemlich stolz.
„Von der Granger bekomme ich Brechreiz." flüsterte ihr Pansy zu. Lucy sah zu Hermine rüber. Hermine war ebenfalls eine der wenigen, die den Zauberspruch auf Anhieb konnten. Bei einem Gryffindor-Schüler explodierte die Feder. Alle lachten. Der Unterricht verging schnell, so wie der Rest des Tages. Am Abend aßen die Schüler wieder alle gemeinsam in der großen Halle.
Lucy saß bei den Slytherin-Mädchen und unterhielt sich mit ihnen. Sie war froh, endlich Anschluss gefunden zu haben. Ab und zu sah sie zu Harry rüber. Obwohl er nicht gerade glücklich aussah, beachtete er sie nicht. Ist er sauer auf sie? Oder ist er sauer auf sich selbst? Lucy fragte sich, ob er nochmal mit ihr das Gespräch suchen würde oder ob er sie nach dem Streit ignoriert. Lucy war traurig aber immer noch genervt von Harrys Slytherin-Problem. Ihm war scheinbar nicht ein Mal aufgefallen, dass sie bisher noch keine Zeit verbracht haben.
Die ersten Tage der Woche vergingen und noch immer beachtete Harry sie nicht. Am Donnerstag standen die ersten Flugstunden auf dem Stundenplan. Gemeinsam mit den Gryffindors. Lucy wusste nicht, ob sie sich freuen sollte oder nicht.
Die Flugstunde verlief für Lucy gut. Obwohl sie noch nie auf einen Besen gestiegen ist, gelang es ihr bereits beim ersten Mal aufzusteigen und wenige Meter in die Höhe zu fliegen. Bei wenigen anderen Schülern klappte dies auch. So wie bei Draco und Harry. Ron schlug der Besen ins Gesicht und bei Hermine bewegte sich der Besen nicht ein Mal. Plötzlich stieg ein Gryffindor-Schüler namens Neville Longbottom auf den Besen und gewann rasant an Höhe. Er flog immer höher und höher und landete irgendwann auf dem Dach, auf welchem er runterfiel. Madam Hooch ging sofort mit Neville zur Krankenstation und befahl den Schülern nicht auf die Besen zu steigen, bis sie wieder da ist. Draco hob einen runden Gegenstand auf, der wohl Neville aus der Tasche fiel. „Den Erinnermich verstecke ich. Den kann der Fettsack dann schön suchen." sagte Malfoy und lachte. „Gib es her, Malfoy!" brüllte Harry zu Draco wütend.
„Hol es dir doch!" sagte Draco und warf den Erinnermich weit in die Luft.
Harry flog sofort los um ihn zu holen. „Harry, spinnst du!?" rief Lucy ihm hinterher. Aber Harry konnte sie nicht mehr hören.
„Lass den Idioten doch. Er wird sicher Ärger bekommen." lachte Draco.
Harry fing erstaunlicherweise den Erinnermich und als er wieder landetete, kam sofort Professor McGonnagall an.
„Uhh siehst du, jetzt gibt es Ärger." Draco und die anderen Slytherins lachten.
Harry musste Professor McGonnagall folgen. ‚Der arme Harry. Aber andererseits hat er es auch nicht anders verdient' dachte sich Lucy.
Beim Abendessen feixten die Slytherins und einer fragte: „Na was denkt ihr? Welche Strafe hat Potter bekommen?".
„Nachsitzen muss mindestens drin sein." entgegnete ein anderer Slytherin.
Ein Gryffindor sagte plötzlich: „Da muss ich euch enttäuschen. Potter ist nun als jüngster Sucher seit einhundert Jahren im Quidditch-Team."
Die Slytherins tuschelten. Lucy war ein wenig stolz auf Harry. Schließlich war er ihr Zwillingsbruder und der jüngste Sucher seit langem. Nur andererseits kann er nun wieder ein neues Erfolgserlebnis raushängen lassen. Ob er je wieder das Gespräch zu ihr suchen würde? Lucy ist sich ein wenig zu stolz um auf ihn zuzugehen, schließlich hat er sie verletzt und nicht andersherum.
Plötzlich rannte Professor Quirell, der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, in die große Halle und schrie: „Troll! Im Kerker!! Troll!!" und wurde ohnmächtig. Alle Schüler brachen in Panik aus. „Ruhe! Alle Schüler gehen bitte mit den Vertrauensschülern in ihre Häuser!" rief Professor Dumbledore.
Die Slytherins wurden nun von ihren Vertrauensschülern in ihren Gemeinschaftsraum geführt.
„Wie denkt ihr, kam der Troll rein?" fragte Pansy in die Runde.
„Keine Ahnung aber ich hoffe der Troll frisst diese blöde Granger" sagte Draco.
„Was hast du gegen sie?" fragte Lucy verwirrt.
„Nun ja, sie ist ein Schlammblut. Solche ‚Zauberer und Hexen' sind doch nichts wert in dieser Welt. Wir brauchen uns keine Sorgen machen, Potter. So ein Troll frisst sicherlich nur Schlammblüter." antwortete Draco.
„Sie kann aber ziemlich gut zaubern." sagte Lucy.
Draco, Pansy und die anderen schauten sich entsetzt an. Plötzlich kam Snape humpelnd herein. „Der Troll wurde gefunden und wird nun zu seiner Heimat zurückgebracht."
„Was ist los, warum humpelst du.. ich meine warum humpeln Sie?" fragte Lucy Snape.
„Das geht Sie nichts an." sagte Snape zu ihr und ging wieder. Lucy wusste, dass sie sich auf keinen Fall anmerken durfte, dass sie und Professor Snape sich gut kennen geschweige denn, dass er sie großgezogen hat aber die ruppige Antwort schockte sie trotzdem ein wenig.
Die Slytherins gingen nun in ihre Schlafsäle und Lucy ging in ihr Zimmer.
Morgen ist ein neuer Tag, dachte sie sich. Morgen wird Harry vielleicht doch auf sie zukommen. Und schon schlief sie ein.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt