Der Angeber

763 29 0
                                    

In der letzten Stunde hatten sie Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Snape. Lucy freute sich, sowohl auf die Stunde, als auch für Snape, dass er endlich seine lang ersehnte Wunschlehrstelle bekam.
„In der Oberstufe lernen Sie die Anwendung von ungesagten Zaubern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht ein Mal die Hälfte von Ihnen bis zum Ende der Schule es schafft, ungesagte Zauber anzuwenden. Es erfordert viel Konzentration. Wenn Sie Ihren Zauberstab schwingen, muss dabei der Zauberspruch in der Vorstellung so deutlich werden, dass er die notwendige Zauberwirkung auslösen kann. Es würde deutlich meine Erwartungen übertreffen, wenn Sie es in diesem Schuljahr im Ansatz hinbekommen würden. Dies gilt natürlich nicht für einige Ausnahmen in der Klasse." erklärte Snape und sah Lucy beim letzten Satz an.
„Jeder nimmt sich einen Partner und übt mit ihm den Entwaffnungszauber und den Schildzauber. Der eine greift nonverbal an, der andere wehrt nonverbal ab." sagte Snape.
Jeder suchte sich schnell einen Partner.
Cormac kam auf Lucy zu und grinste sie an. „Willst du meine Partnerin sein?"
„Von mir aus." lächelte sie. Sie hatte Hoffnung, dass Draco eifersüchtig werden würde. Im Augenwinkel sah Lucy, wie er die beiden ansah.
Sie und Cormac stellten sich gegenüber.
„Wer entwaffnet zuerst?" fragte Lucy ihn.
„Ich möchte dir nicht weh tun.. außerdem.. Ladies first." grinste er.
So ein Angeber, dachte Lucy.
Lucy konzentrierte sich auf ihren Zauberstab. Sie sah ihr Ziel, Cormac, ganz genau an und dachte fest an ‚Expelliarmus'. Dann schoss ein roter Blitz aus ihrem Zauberstab. Cormac flog nach hinten und verlor seinen Zauberstab. Einige Schüler lachten. Cormac sah ziemlich überrumpelt aus.
„Was ist? Hättest du mir wohl nicht zugetraut, was?" lachte Lucy.
„Das.. war mit Absicht.. ich wollte dir nur den Erfolg gönnen." sagte er beim Aufstehen.
„Konzentrieren Sie sich, McLaggen!" sagte Snape laut zu ihm. Alle sahen Cormac an, der immer noch ziemlich überrascht aussah.
„Gut. Tauschen wir." sagte er dann. Lucy konzentrierte sich wieder auf ihren Zauberstab. Sie dachte ganz fest an ‚Protego'. Schutzzauber konnte sie seit dem vierten Schuljahr gut. Es war also kein Problem für sie. Jedoch kam aus Cormacs Zauberstab nichts.
„Ähm machst du schon was?" fragte Lucy ihn.
„Du lenkst mich halt ab." sagte er und zwinkerte ihr zu.
Lucy wusste, dass er es nur als Ausrede nutzte. Er bekam es einfach nicht hin. Sie sah, wie sich seine Lippen bewegten und dann kam ein roter Blitz raus. Lucy wehrte ihn jedoch im richten Moment ab.
„Weißt du, was ,nonverbal' bedeutet?" fragte sie ihn und kicherte dabei. Sie fand es lustig, wie angeberisch er war, jedoch nichts hinbekam. Sie sah kurz rüber zu Draco, der ziemlich unkonzentriert wirkte. Seit ihrer Ankunft sah er sehr angespannt und überhaupt nicht glücklich aus.
„Ich kann die nonverbale Sprache am Besten." sagte und lächelte sie an. Lucy wusste genau, was er meinte.
„Das habe ich ja gesehen." sagte sie sarkastisch.
„Willst du dich davon überzeugen?"
„Mister McLaggen, wenn ich Sie erinnern darf. Sie sind nicht zum Flirten hier!" sagte Snape im vorbeigehen. Lucy lachte daraufhin.
„Genug geübt. Einer von euch, wird nun vorführen, was er in der letzten halben Stunde erreicht oder wohl eher nicht erreicht hat. Mister Potter, kommen Sie vor." sagte Snape als er wieder am Lehrerpult stand. Harry sah ziemlich genervt aus.
„Sie wehren ab, ich entwaffne Sie. Verstanden?" fragte Snape ihn. Harry nickte. Alle sahen den beiden zu.
Snape richtete seinen Zauberstab auf Harry. Ein roter Blitz schoss aus seinem Zauberstab direkt auf Harry zu.
PROTEGO!" rief Harry. Der Zauber prallte auf Snape zurück, der nach hinten fiel.
„Sie wissen, was ‚nonverbale Zauber' bedeutet?!" sagte Snape wütend, als er wieder aufstand.
„Ja." antwortete Harry kurz und knapp.
„Ja, Sir." korrigierte Snape ihn. Harry zögerte kurz, dann sagte er „Sie müssen mich doch nicht mit ‚Sir' ansprechen, Professor."
„HARRY!! Spinnst du?!" rief Lucy. Harry sah sie an.
„Damit haben Sie sich Nachsitzen eingehandelt, Potter. Heute. Abend." sagte Snape wütend.
Nachdem der Unterricht vorbei war, folgte Cormac Lucy.
„Ist etwas, Cormac?" fragte sie ihn im Flur.
„Ich wollte fragen, ob du beim Auswahlverfahren der Gryffindors dabei bist?"
„Ich bin eine Slytherin, falls es dir nicht bewusst ist." sagte Lucy und drehte sich wieder um.
„Ich meinte ja, ob du zusehen würdest?"
„Wieso? Bewirbst du dich?" fragte sie interessiert.
„Als Hüter."
„Dann musst du dich gegen Ron durchsetzen."
„Ich denke, das schaffe ich." grinste er.
„Okay, bin gespannt. Dann sehen wir uns." sie lächelte ihn an und ging dann. Es war aufregend zu flirten, jedoch kam nach einer kurzen Zeit wieder der Trennungsschmerz hoch. Sie sah Draco vor sich, wie er sie in dem kleinen Lagerraum geküsst hatte, wie sie in seinen Armen eingeschlafen war oder wie er ihr das Stein-Herz gab. Lucy fasste in ihre Tasche vom Umhang. Natürlich hatte sie den Stein immer bei sich, auch wenn sie seit einem Tag getrennt waren. Es bedeutete ihr etwas und sie wusste, dass es Draco auch noch etwas bedeuten musste.
Irgendwas muss in den Ferien vorgefallen sein.
Am Wochenende war das Auswahlverfahren der Gryffindors. Danach war das Auswahlverfahren der Slytherins. Lucy setzte sich auf die Zuschauertribüne und sah zu, wie Ron alle Tore halten konnte. Cormac hingegen, konnte das letzte Tor nicht halten. Somit war Ron Hüter und Cormac nur Ersatz. Lucy ging kurz zum Spielfeld, ehe sie sich in der Umkleide umzog.
„Weasley hatte nur Glück." sagte Cormac zu ihr.
„Ich hatte etwas im Auge, deswegen ging der letzte Quaffel ins Tor. Sonst bin ich viel besser." erklärte er. Lucy kicherte.
„Nun bin ich dran." sagte sie zu ihm.
Lucy ging in die Umkleide und zog sich um. Da sie immer das einzige Mädchen war, war sie in der Mädchenumkleide immer allein. Doch plötzlich tauchte Pansy auf.
„Vielleicht hat Slytherin dieses Jahr zwei Jägerinnen. Oder nur eine." lachte sie.
„Du spielst Quidditch?" fragte Lucy skeptisch. Pansy hatte sich nie dafür interessiert.
„Ganz Recht. Da Draco wieder frei ist, muss ich ihm ja näher kommen."
Lucy sah sie wütend an.
„Viel Glück dabei." sagte Lucy nur zu ihr und ging fertig umgezogen zum Spielfeld.
Urquhart war der neue Kapitän der Slytherins.
„Als erstes die Jäger. Zeigt euer Können." sagte er. Lucy stellte sich in die Reihe der Bewerber und sah, dass Draco ebenfalls dieses Jahr wieder am Auswahlverfahren teilnahm. Sie starrte ihn an, während ihr Herz schneller klopfte. Er sah sie ebenfalls an. Dann sahen beide wieder weg. Sie hätte niemals gedacht, dass er ihr so weh tun würde.
„Du bist dran, Potter." sagte Urquhart und riss Lucy aus ihren Gedanken. Sie stieg auf den Besen und versenkte alle drei Quaffel erfolgreich.
„Sehr gut. Dich nehmen wir wieder dieses Jahr." sagte der Kapitän. Lucy freute sich. Sie hatte nicht an ihrem Können gezweifelt. Pansy war nun dran. Leider war sie nicht sehr gut und hatte es nicht als Jägerin geschafft. Sie warf Lucy wütende Blicke zu. Lucy sah Draco zu, wie er sich wieder als Sucher bewarb. Er sah so gut aus. Dann hörte sie Cormac hinter sich.
„Glückwunsch. Das müssen wir feiern." sagte er freudestrahlend.
„Was willst du denn feiern?" fragte Lucy verwirrt.
„Naja, dass du im Team aufgenommen wurdest."
„Cormac, ich bin bereits seit vier Jahren im Team."
„Und nun das fünfte Jahr. Komm heute Abend mit meinen Kumpels und mir zu den drei Besen."
Lucy überlegte. Doch zu verlieren hatte sie schließlich nichts.
„Dann sehen wir uns später." sagte sie.
Lucy genoss die Aufmerksamkeit von Cormac, die sie von Draco nicht mehr bekam. Sie fühlte sich begehrt.
Sie ging zur Umkleidekabine, als sie Draco hörte.
„Gehst du jetzt mit einem Gryffindor?" fragte er und klang ein wenig wütend dabei.
„Was redest du da? Er ist einfach nur nett zu mir und für mich da. Das warst du ja nicht, falls du dich erinnerst!" sagte Lucy ebenfalls wütend zu ihm.
Draco sah sie mit einem wütendem Gesichtsausdruck an.
„Du hast mich ja ziemlich schnell ersetzt." sagte er genervt.
„Niemand könnte dich ersetzen, Draco.." Lucy sah ihn traurig an.
„Wie kannst du nur so etwas von mir denken, Dray? Was wir hatten, war einzigartig und ist sicherlich nicht ersetzbar.." ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Er schwieg und sein wütendes Gesicht wurde zu einem traurigen Gesicht. Er überlegte kurz, dann ging er auf Lucy zu. Er stand direkt vor ihr und sah auf ihre Lippen. Lucys Herz pochte ganz wild. Würde er sie nun küssen? Nachdem er vor einer Woche Schluss gemacht hatte?
Er sah sie jedoch einfach nur an und verließ dann die Umkleidekabine stillschweigend.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt