Warten

785 24 6
                                    

Um Lucys Bett herum standen Ron, Hermine, Harry und Draco.
Harry löste sich aus Hermines Umarmung und sah, dass Draco ebenfalls dort war. Sofort stürmte er auf Draco zu und packte ihn am Kragen.
„WO WARST DU ALS SIE DICH GEBRAUCHT HAT?!" schrie Harry vor Wut und schubste Draco so sehr, dass er zu Boden fiel.
„SIE WÄRE FÜR DICH INS FEUER GERANNT, WENN ICH SIE NICHT ZURÜCKGEHALTEN HÄTTE! WO WARST DU ALS SIE GEBISSEN WURDE?!" Harry schubste Draco wieder zu Boden, als dieser versuchte aufzustehen.
„Ich habe sie gesucht! Ich habe sie im gesamten Schloss gesucht! Ich schwöre es!" verteidigte sich Draco.
„Offenbar hast du nicht gründlich genug gesucht!" erwiderte Harry immer noch wütend.
„Achja? Wo warst du denn?! Hm?!" provozierte Draco.
„Ich war bei Voldemort, falls du dich erinnerst!" sagte Harry.
„Hört sofort auf!" sagte Hermine und wollte dazwischen gehen. Ron zog Hermine schnell zurück.
„Misch dich nicht ein, Hermine!" sagte Harry, der wieder auf Draco zugehen wollte. Sie wurden jedoch beim Streiten von jemandem unterbrochen.
„Ich hab's! Ich bin da!" Neville stürmte in den Krankenflügel mit etwas undefinierbaren in der Hand.
Harry und Draco hörten auf zu streiten und sahen zu Neville, der auf sie zu gerannt kam.
„Wovon sprichst du?" sagte Harry mit immer noch wütender Stimme.
„Der Bezoar. Ich habe ihn. Lucy hatte mich nach dem Biss beauftragt ihn zu holen. Leider war ich kurze Zeit ohnmächtig und es war nicht leicht ihn wegen der Trümmer zu finden, doch ich habe es geschafft! Hier ist er!" sagte Neville stolz und hielt den Bezoar in die Höhe.
„Natürlich.. er entgiftet." erwiderte Harry leise.
Madam Pomfrey hatte dies ebenso mitbekommen und kam sofort auf sie zu.
„Schnell, geben Sie ihn mir." sagte sie zu Neville. Neville überreichte ihr den Bezoar und sie steckte ihn in Lucys Mund.
„Wird sie es schaffen?!" fragte Harry sie nervös.
„Das kann ich nicht sagen, Potter. Wir müssen die Nacht abwarten. Wir können nur hoffen, dass er noch rechtzeitig entgiftet und es nicht schon zu spät ist. Am besten hält mindestens einer von Ihnen abwechselnd Wache." sagte Madam Pomfrey und legte tröstend ihre Hand auf Harrys Schulter.
„Ich übernehme die erste Wache!" sagte Harry sofort.
„Nein, ich." sagte Draco.
Harry sah Draco wütend an, doch ehe Harry etwas dazu sagen konnte, äußerte sich Draco bereits.
„Ich bin es ihr schuldig... bitte." sagte Draco.
Harry zögerte, doch dann stimmte er zu.
„In Ordnung." sagte Harry.
„Kommen Sie, Mr. Longbottom. Wir müssen Ihre Wunden versorgen." sagte Madam Pomfrey und ging mit Neville weg.
Hermine hatte in der Zeit Stühle für jeden von ihnen hergezaubert. Auch für Draco. Er bedankte sich nicht laut aber nickte ihr dankend zu.
Es verging ein wenig Zeit. Sie alle schwiegen sich an. Sie waren noch erschöpft von den Geschehnissen und vom Kampf. Sie beobachteten eigentlich die ganze Zeit Lucy und ob sie eine Bewegung von sich gab. Aber es gab bis auf ihren Herzschlag kein Lebenszeichen von ihr.
Rons Magen knurrte.
„Entschuldigt. Ich würde für uns etwas zu essen auftreiben." sagte Ron und stand auf.
Harry sah, dass Dracos Mutter sich im Hintergrund aufhielt und sehr besorgt aussah.
Harry hielt Ron leicht fest.
„Alles gut, ich mach das schon. Geh du ruhig zu deiner Familie." sagte Harry zu ihm.
„Bist du dir sicher? Ich bin für dich da, falls..." sagte Ron und beendete seinen Satz mit einem traurigen Blick. Obwohl sein Bruder im Kampf starb, blieb er bei Harry, solange Lucys Zustand noch unklar war. Es tat ihm sicherlich auch gut erstmal Abstand zu nehmen, um nicht mit dem Tod von Fred konfrontiert zu werden. Das merkte auch Harry. Doch Harry fand, dass Ron gerade in dieser schweren Zeit zu seiner Familie gehen sollte.
„Deine Familie braucht dich gerade mehr." sagte Harry und klopfte ihm leicht auf die Schulter.
„Danke, man." sagte Ron. Er lächelte Harry zu und ging dann zu seiner trauernden Familie.
„Ich komme mit dir. Ich muss mir die Beine vertreten." sagte Hermine zu Harry. Sie saßen wirklich schon eine Weile an Lucys Bett.
Die beiden suchten nach etwas zu essen, was vorübergehend ihre Bäuche zufrieden stellen würde. Sie sahen, dass Hagrid Sandwiches verteilte.
Als Harry und Hermine auf ihn zu gingen, legte er die Sandwiches, die er in der Hand hielt, kurz weg.
„Harry! Hermine!" sagte Hagrid voller Freude und breitete seine Arme aus.
Harry und Hermine umarmten ihn kurz.
„Hier, nehmt euch etwas zu essen." sagte Hagrid und gab ihnen zwei Sandwiches.
„Ich nehme noch drei." sagte Harry zu ihm.
Hagrid sah ihn verwundert an, gab ihm aber noch drei weitere Sandwiches.
„Du scheinst aber Hunger zu haben." lachte Hagrid.
„Danke, Hagrid. Wir sehen uns später." sagte Harry.
„Wir können später reden. Bis dann." sagte Hermine. Die zwei gingen dann zurück zur Krankenstation.
„Wofür hast du drei weitere geholt?" fragte Hermine Harry verwundert.
„Wirst du sehen." sagte Harry nur.
Hermine schaute verwundert drein, akzeptierte jedoch erstmal Harrys Antwort.
Als die zwei die Krankenstation betraten, ging Harry sofort auf Narzissa Malfoy zu.
Er hielt ihr zwei Sandwiches hin.
Sie wirkte überrascht, nahm diese jedoch an.
„Sag, wird es ihr wieder besser gehen?" fragte Narzissa im gleichen Atemzug, als sie die Sandwiches nahm.
„Sie ist eine starke Frau geworden. Ich denke, dass sie es schaffen wird. Jedoch müssen wir die Nacht abwarten." antwortete Harry.
„Danke." sagte Narzissa.
Dann ging Harry mit Hermine wieder zu Lucys Bett.
„Warum hast du Dracos Eltern etwas mitgebracht?" fragte Hermine ihn.
„Auch wenn ich nicht viel von ihnen halte, Lucy war ihnen wichtig und sie waren ihr wichtig. Ich habe es für Lucy getan." antwortete Harry.
Sie konnten Lucy und Draco bereits sehen.
Draco saß mit dem Rücken zu ihnen. Hermine blieb stehen. Harry daraufhin auch. Er sah sie verwirrt an.
„Er liebt sie wirklich." sagte Hermine und deutete zu Draco.
Er hielt Lucys Hand und streichelte sie.
Harry seufzte. Ihm fiel es immer noch nicht leicht Draco an Lucys Seite zu akzeptieren. Doch dass Draco sie wirklich liebte, konnte Harry nicht leugnen.
„Sei nicht so hart zu ihm. Ich würde euch jetzt allein lassen und nach Ron sehen, wenn es okay für dich ist." sagte Hermine. Harry nickte.
„Falls etwas ist, sag uns sofort Bescheid. Wir sind dann sofort bei dir." sagte Hermine.
„Mache ich." sagte Harry.
Er ging nun mit seinen zwei Sandwiches zu Lucy und Draco.
Er hielt Draco ein Sandwich hin.
„Danke." sagte Draco und nahm das Sandwich.
Harry setzte sich wieder an die andere Bettseite.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt