Zu Gast

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Lucy erfuhr sobald, was mit Neville, Luna und Ginny geschehen war. Sie versteckten sich im Raum der Wünsche. Nachdem sie geschnappt wurden, wurden sie schlimm zugerichtet und ihnen wurde angedroht, dass sie und ihre Familien getötet werden. Daraufhin machten sie aus dem Raum der Wünsche eine Art Quartier, in dem sie sich versteckten. Da Lucy die Einzige war, die nicht geschnappt wurde, hielt sie ihren Kopf unten. Sie wollte sich selbst nicht in Schwierigkeiten bringen. Jedoch beschmierte sie ab und zu heimlich die Wände mit Botschaften im Namen von Dumbledores Armee. Ab und an ging sie in den Raum der Wünsche, um mit den anderen weitere Zaubersprüche zu üben. Und so vergingen die restlichen Wochen bis Weihnachten.
Morgen würden die Ferien beginnen und die Schüler würden im Hogwarts-Express nachhause sitzen.
Lucy packte ihre Tasche. Sie war das erste Mal froh von Hogwarts wegzukommen. Sie sah sich ihr Armband an, was sie zum zwölften Geburtstag von Harry bekommen hatte. Sie drückte es fest in einer Faust und schloss die Augen. Man sagt immer, dass Zwillinge eine besondere Bindung zueinander haben. Doch Lucy spürte nichts. Sie wusste jedoch, dass es Harry gut ging. Falls etwas passiert wäre, hätte es sich sicherlich längst herumgesprochen.
Lucy las jedoch vor einiger Zeit im Tagespropheten, dass Harry, Ron und Hermine im Zaubereiministerium waren. Es beruhigte sie, dass sie entkommen konnten. Was er dort wohl verloren hatte? Er war nicht ohne Grund da, so viel war sicher.
Sie packte weiter ihren Koffer. Duncan schnurrte glücklich auf ihrem Bett. Lucy war froh, ihn zu haben. Er hatte ihr in letzter Zeit so viel Trost gespendet.
Lucy sah beim Packen Dracos Pullover in ihrem Schrank. Sie nahm ihn an sich und roch daran. Es roch immer noch nach ihm. Armer Draco, dachte sie sich. Sein Zuhause ist von Todessern belagert. Er freute sich sicher nicht auf Weihnachten, falls es überhaupt noch gefeiert wurde. Plötzlich fiel etwas schwereres, lautes aus ihrem Schrank, als sie weitere Stapel von Klamotten nahm. Es war das halbe Steinherz, auf dem ein „D" für Draco stand. Sie liebte ihn immer noch. Nach all der Zeit. Obwohl er ein Todesser war.
Immerzu dachte sie an ihn, obwohl sie nichts mehr miteinander zu tun hatten. Ihr letzter Kuss war Monate her und trotzdem spürte sie immer noch seine Lippen auf ihren. Manchmal verliebt man sich in die richtige Person, jedoch zur falschen Zeit.
Tränen kullerten über ihre Wangen. Wie gern würde sie die Zeit zurückdrehen, in der alles gut war. Doch wann war denn alles gut? Es war jedes Schuljahr etwas schlimmes passiert.
Ob Draco noch an sie und die Zeit mit ihr zurückdachte? Lucy verlor sich wieder einmal in ihren Gedanken. Duncan unterbrach sie, indem er auf ihren Schoß krabbelte. Lucy fand sich im Schneidersitz vor dem Kleiderschrank wieder, als er sie wieder zurück in die Realität holte.
„Duncan, alles gut mein Junge?" fragte sie ihn und kraulte seinen Rücken.
Duncan schnurrte und spielte mit dem halben Stein-Herz.
„Das hat mir jemand ganz Besonderes geschenkt." lächelte Lucy verträumt.
Als ob Duncan sie verstand, ging er zu Dracos Pullover, legte sich drauf und schnurrte.
„Ja, du hast Recht. Er war es." lächelte sie.
Lucy kraulte Duncan noch eine Weile und packte dann weiterhin ihre Sachen.
Am Morgen ging sie mit allen Schülern zum Hogwarts-Express. Niemand wollte die Ferien dort in Hogwarts verbringen, also fuhren alle Schüler nachhause.
Lucy setzte sich ins Slytherin-Abteil. Sie setzte sich zu Blaise. Er hielt sich aus den Todesser-Dingen heraus. Draco saß mit Pansy, Crabbe und Goyle an einem Tisch.
Pansy saß zum Glück mit ihrem Rücken zu Lucy. Draco jedoch nicht. Er sah ab und zu zu ihr rüber. Sie erwiderte seine Blicke. Duncan lag neben ihr auf der Sitzbank und schlief.
Der Hogwarts-Express fuhr los und kam nach vielen Stunden im Bahnhof an. Bevor Lucy jedoch aufstehen und ihre Sachen nehmen konnte, um auszusteigen, stürmten Todesser ins Abteil. Darunter Amycus und Alecto Carrow und Fenrir Greyback, der Werwolf.
Fenrir packte sie mit seiner Pranke und hielt sie fest.
„Aua, was soll das?! Lass mich los!" brüllte Lucy. Blaise stand erschrocken daneben.
„Hey, lasst sie los." sagte Blaise.
Amycus ging auf ihn zu und sagte: „An deiner Stelle würde ich die Klappe halten, Freundchen."
Blaise schwieg daraufhin.
„Heute ist dein Glückstag. Der dunkle Lord will dich sehen." grinste Alecto Lucy an.
Lucy verstummte. Sie bekam Angst.
Lucy apparierte zusammen mit den Todessern zum Anwesen der Malfoys.
Sie kamen vor dem Tor an. Lucy sah sich das vor ihr liegende Grundstück an. Sie war ewig nicht mehr hier aber es sah noch aus wie vorher, auch wenn jetzt die Todesser die ganze Zeit hier herumlungern.
„Mitkommen." sagte Amycus und zog Lucy hinter sich her.
„Ich kann alleine laufen." protestierte Lucy und versuchte ihren Arm aus seiner Hand zu befreien.
„Ach ja? Damit du wegrennen kannst?"
„Wo soll ich denn hier hin rennen? Ein Mal um das Haus herum oder was?" fragte Lucy genervt. So wie Lucy es mitbekam, lag ein spezieller Schutzzauber auf dem Anwesen, damit nur bestimmte Leute es verlassen und betreten konnten. Sie konnte also gar nicht mehr weg.
Amycus Carrow grummelte etwas vor sich hin, ließ sie jedoch dann los.
„Geht doch." sagte Lucy und rieb sich das Handgelenk, da es weh tat.
Als sie das Haus betraten, öffnete ein anderer Todesser die Tür, den Lucy noch nicht kannte. Er grinste sie ekelhaft an, als sie an ihm vorbeiging.
Lucy sah drinnen im Gebäude Narzissa und Lucius Malfoy. Sie sahen sie an und sie erwiderten ihren Blick. Lucy erkannte in Narzissas Blick Mitgefühl. Ihr war jedoch klar, dass die Malfoys nichts für Lucys momentane Lage konnten. Es war absehbar, dass sie Voldemort irgendwann gegenüber stehen würde.
Narzissa kam auf Lucy zu.
„Ich werde dich auf dein Zimmer bringen, komm mit." sagte Narzissa zu ihr.
Vor den Todessern taten die Malfoys, als ob Lucy noch nie dort war. Sie verstand es jedoch. Die Malfoys würden sich in noch größere Gefahr begeben, wenn die Wahrheit rauskäme.
Narzissa brachte Lucy auf das Zimmer, in dem sie all die Jahre vorher bereits schlief. Sie betraten es gemeinsam. Duncan und Lucys Koffer waren bereits im Raum. Duncan rannte sofort auf Lucy miauend zu.
„Duncan, mein kleiner. Du bist hier." freute sich Lucy und hob ihn hoch.
„Alecto Carrow zauberte ihn und deinen Koffer hierher." erklärte Narzissa. Dann sah sie zu den Fenstern.
„Die Fenster sind verzaubert. Du kommst nicht hinaus. Die Türen werden dauerhaft von zwei Todessern überwacht. Es tut mir leid, dass du da durch musst." sagte Narzissa dann leise zu ihr.
Lucy umarmte sie ganz kurz, da sie alleine waren und niemand in Hörweite war.
„Schon gut. Ihr könnt nichts dafür." sagte Lucy zu ihr.
„Du bekommst andere Kleidung. Deine Schuluniform kannst du dann ausziehen." sagte Narzissa.
„Andere Kleidung? Wozu? Ich dachte ich bin eine Gefangene und kein Gast." sagte Lucy verwirrt.
„Der dunkle Lord sieht es anders." sagte Narzissa und ging dann hinaus.
Lucy verstand nicht, wieso sie ein Zimmer
und andere Kleidung bekam. Sie musste es jedoch erstmal hinnehmen. Fragen konnte sie ihn ja dann selbst.
Wenige Stunden später brachte Narzissa Lucy ein schwarzes Kleid.
„Wir haben mittlerweile in etwa die gleiche Größe. Du bist sehr erwachsen geworden, Liebes. Der dunkle Lord möchte, dass du es trägst. Er sagte, du wärst sein Gast und sollst angemessen gekleidet sein." sagte Narzissa zu ihr.
Lucy sah sich das Kleid nur verwundert an, sagte jedoch nichts.
Narzissa verließ den Raum, damit sich Lucy umziehen konnte.
Nach ungefähr einer Stunde klopfte jemand an der Tür und trat ein.
Es war ein weiterer Todesser, den Lucy nicht kannte.
„Der dunkle Lord erwartet dich." sagte er.
Lucy nickte und folgte dem Todesser. Als sie die Treppe heruntergingen, konnte sie eine Stimme hören, die furchterregend unheimlich und böse klang. Offenbar war er es. Voldemort.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt