Die Zeremonie

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Lucy fühlte sich unwohl, konnte es jedoch gut verstecken. Sie wurde wieder rund um die Uhr bewacht und nach wenigen Tagen zum großen Speisesaal geführt.
„Lucy, welch eine Freude." begrüßte Voldemort sie am Tisch. Lucy hätte bei dieser geheuchelten Begrüßung brechen können.
„Setz dich." sagte er und deutete auf den Stuhl gegenüber von sich. Er und Lucy saßen somit jeweils an der Stirnseite des Tisches.
Es waren keine weiten Todesser anwesend. Nicht einmal die Malfoys. Es schien als wollte er in Ruhe mit Lucy sprechen. Nur Snape war an seiner Seite. Offenbar vertraute er ihm sehr.
„Lucy, wie ich hörte, haben sich deine Ansichten geändert? Severus erzählte mir, dass du in Hogwarts gegen die Mitglieder von Dumbledores Armee vorgegangen bist. Das ist äußerst vorbildlich von dir. Ich bin mir sicher, dass du Hogwarts auch die nächste restliche Zeit gut dienen wirst." sagte Lord Voldemort.
Lucy sah Snape an. Irgendwie erhoffte sie sich Zeichen von ihm, was sie antworten sollte. Jedoch überlegte sie ganz gewissenhaft allein, was sie Voldemort sagen sollte.
„Ich habe erkannt, dass deine Ansichten über die Muggel und Muggelgeborenen durchaus gerechtfertigt sind. Unsere Magie ist etwas Heiliges, was vor solchen schwachen und unnützen Wesen beschützt werden muss. Obwohl ich nur ein Halbblut bin, bin ich sehr stolz auf meine magischen Kräfte und teile mittlerweile deine Ansichten. Du darfst nicht vergessen, dass ich noch sehr jung bin und ich mich geirrt habe. Dass mein Bruder sterben wird, ist mir ebenfalls bewusst. Es würde nichts bringen, dagegen anzukämpfen. Er hat keine Chance." erklärte Lucy. Voldemort schien ein wenig beeindruckt. Doch reichten bloße Worte?
„Hast du denn mittlerweile herausgefunden, was dein Bruder vorhat oder wo er sich befindet?"
Lucy schüttelte den Kopf.
„Nein, Herr. Er ist spurlos verschwunden."
„Wenn du ihn sehen solltest, wovon ich ausgehe, dann berichte mir umgehend davon!" sagte er.
„Ja, Herr." sagte Lucy.
„Severus hat unseren Trank wohl fast fertig gebraut. Es fehlt nur noch eine Nacht. Morgen, Lucy, wirst du mir also die Ehre erweisen und mir deine alte Magie überlassen. Das ist durchaus gnädig von dir, weißt du das?" er sah Lucy eindringlich an. Offenbar erhoffte er sich anhand ihrer Reaktion ihre Gedanken lesen können. Sie ließ sich jedoch nichts von ihrer Angst und Unsicherheit anmerken.
„Es wird mir eine Ehre sein." sagte sie und lächelte ihn an.
„Dann gibt es nur noch eine Sache zu erledigen und schon beginnt dein neues Leben auf der richtigen Seite." grinste er. Lucy wusste, dass er ihr natürlich noch nicht vertraute, jedoch wollte er sie unbedingt auf seiner Seite haben. Sie ging davon aus, dass er dachte, Harry dadurch schwächen zu können. Wenn selbst seine Schwester ihn verlässt und auf die dunkle Seite wechselt, bringt das auch einen berühmten Harry Potter durcheinander. Lucy tat es jedoch für Harry, auch wenn er es nicht wusste. Trotzdem wird es für ihn ein großer Schock sein.
„Du kannst nun gehen. Fürs Erste. Wir sehen uns morgen wieder, Lucy Potter." verabschiedete sich Voldemort von ihr.
„Bis morgen, Herr." sagte Lucy und ging hinaus.
Vor der Tür warteten zwei Todesser, die sie wieder hinauf ins Zimmer begleiteten.
Lucy grübelte vorm Schlafen und kraulte Duncans Bauch, der neben ihr bereits auf dem Bett eingeschlafen war.
Sie hoffte, dass nichts schief gehen würde bei ihrem Plan und schloss die Augen.
Als sie am nächsten Tag hinunter zum Speisesaal gebracht wurde, waren gefühlt alle Todesser da, die es gab. Der ganze Raum war gefüllt. Die, die nicht mehr sitzen konnten, standen in einer Reihe um den Tisch herum an den Wänden. Voldemort schien eine Show daraus zu machen. Vor Voldemort stand ein edles Römerglas. Auf Lucys Platz, gegenüber von Voldemort, stand ebenfalls ein edles Römerglas.
„Setz dich, Lucy. Severus wird sogleich fertig sein. Ich hoffe, du fühlst dich nicht allzu beobachtet. Ich habe ein paar Leute eingeladen." sagte er und grinste. Lucy hatte noch nie so viele Todesser auf einen Haufen gesehen. Sie entdeckte die Malfoys am Tisch. Daneben saß Bellatrix, die Lucy mit ihren schlechten Zähnen angrinste.
Draco sah Lucy ängstlich an. Lucy fragte sich, wann sie ihn das letzte Mal lachen gesehen hat. Sie vermisste sein Lachen. Sie vermisste die unbeschwerte Zeit mit ihm. Voldemort holte sie aus ihren Gedanken.
„Severus, schön, dass der Trank endlich fertig ist." sagte Voldemort und freute sich. Severus füllte beide Römergläser mit seinem Gebräu. Es stank absolut widerlich. Lucy fragte sich, wie sie dieses Zeug herunterbekommen soll.
Voldemort hob sein Glas und wartete darauf, dass Lucy das Gleiche tat.
„Ich möchte dich ungern hetzen, Lucy, allerdings müssen wir es gleichzeitig trinken, damit es auch wirkt." sagte er. Einige Todesser lachten.
Lucy griff schnell zum Glas und hob es ebenfalls.
„Ihr werdet nun alle Zeuge, wie Lucy Potter, mir ihre alte Magie überlässt. Mit dieser Magie werde ich noch stärker, unbesiegbar und unsterblich sein." sagte Voldemort und sah Lucy grinsend an. Er setzte das Glas an seine Lippen, Lucy tat das Gleiche und dann tranken sie gleichzeitig. Lucy war speiübel. Der Trank stank nicht nur, er schmeckte auch genauso, wie er roch. Die Todesser applaudierten, lachten und jubelten, als beide austranken und die leeren Gläser wieder auf den Tisch stellten. Die Malfoys sahen zu Lucy und sie sahen aus, als würden sie Lucy bemitleiden. Lucy wusste jedoch, dass der Trank wirkungslos war. Voldemort wusste es nur noch nicht.
„Lucy, nun ist es an der Zeit mir deine Loyalität unter Beweis zu stellen." sagte Voldemort. Er stand auf und ging langsam auf sie zu. Die Todesser grinsten und lachten. Lucy verstand nicht, was nun passieren würde.
„Steh auf." sagte Voldemort zu ihr.
Lucy stand auf.
Er nahm ihren linken Arm und schob ihren Ärmel hoch.
Lucy wusste nun, was auf sie zukam. Doch abbrechen konnte sie nicht. Sie musste sich sein Vertrauen erarbeiten und verdienen. Wenn sie jetzt zögerte, war all die bisherige Mühe umsonst.
Voldemort nahm seinen Zauberstab hervor und hielt ihn auf Lucys linken Unterarm.
Er sah sie ernst an und versuchte Zweifel aus ihrem Gesicht abzulesen. Lucy ließ sich jedoch keine Zweifel anmerken. Eine kleine Emotion zu viel und Lord Voldemort hätte kein Vertrauen mehr in ihr.
Plötzlich spürte Lucy einen brennenden Schmerz auf ihrem linken Unterarm. Mit jeder Sekunden wurde das dunkle Mal, das Voldemort auf ihren Unterarm zeichnete, deutlicher. Nach einer Minute war es vorbei.
„Harry Potters Zwillingsschwester, Lucy, ist nun ein Teil von uns. Begrüßt sie." sagte Voldemort laut. Die Todesser tobten und jubelten. Sie fanden es lustig, dass ausgerechnet Harrys Zwillingsschwester nun ebenfalls eine Todesserin war. Lucy kam es wie ein Traum vor. Hatte sie gerade wirklich das dunkle Mal Voldemorts von Voldemort höchstpersönlich auf den Unterarm gebrannt bekommen? Niemals in ihrem Leben hätte sie gedacht, hier nun zu stehen. Zwischen den ganzen Todessern. Vor Voldemort. Mit dem dunklen Mal auf ihrem Unterarm. Hatte sie es nun geschafft? Vertraute er ihr nun wirklich? Lucy hoffte, dass sie bald in Voldemorts Pläne eingeweiht wurde. Nicht umsonst würde sie jetzt hier stehen, sondern um genau im richtigen Moment zuzuschlagen, wenn Voldemort es am wenigsten erwartete.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt