Die verfluchte Kette

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Heute fand das Eröffnungsspiel der Quidditch-Saison Gryffindor gegen Slytherin statt. Nachdem die Wochen fleißig geübt wurde, war nun das Können von Lucy und ihrem Team gefragt. Ihr fiel auf, dass Draco irgendwie krank aussah. Er war sehr blass und hatte Augenringe. Sie machte sich Sorgen, wusste jedoch, dass sie nichts tun konnte. Er war nicht mehr ihr Freund und auch sonst haben sie nichts mehr miteinander zu tun. Das letzte Mal, als sie Kontakt hatten, war vor der Umkleidekabine, als Lucy dachte, dass Draco sie küssen würde. Jedoch verschwand er stillschweigend und ließ sie stehen.
Als sich das Team kurz vorm Spiel sammelte, fiel Lucy auf, dass Draco gar nicht da war.
„Wo ist Draco?" fragte sie ihren Kapitän.
„Er hat sich krankgemeldet. Zum Glück haben wir noch einen Ersatzspieler." sagte er.
Lucy war fassungslos. Irgendwas stimmte mit Draco gewaltig nicht. Sie liebte ihn und machte sich Sorgen. Vielleicht sollte sie ihn im Auge behalten.
Als das Spiel anfing, war Lucy sehr unkonzentriert. Sie war nicht so gut wie sonst und man spürte auch bei ihr deutlich, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
Was war mit Draco los?
Wieso zog er sich so zurück?
„VORSICHT!" schrie Ginny. Doch da war es bereits zu spät. Während Ginny sich noch auf ihrem Besen halten konnte, fiel Lucy in die Tiefe. Zum Glück hatte sie ihren Zauberstab dabei.
Accio!" rief sie und zielte auf ihren Besen. In Windeseile flog er zu ihr. Einige Meter über dem Boden holte er sie ein und Lucy hielt sich mit einer Hand am Besen fest. Sie zitterte. Noch nie fiel sie vom Besen. Sie schwang sich wieder auf den Besen hoch und atmete schwer.
„Alles klar?" fragte Ginny sie. Lucy nickte stumm. Sie beruhigte sich langsam und ihre Hände hörten auf zu zittern. Dann ging es weiter. Leider war das Team heute nicht in Topform, weshalb Gryffindor gewann. Lucy und die anderen gingen enttäuscht in die Umkleidekabinen. Niemand sprach mehr darüber. Lucy zog sich schnell um und ging ins Schloss. Sie wartete vor dem Gryffindor-Eingang auf Harry und die anderen.
„Lucy? Was machst du hier?" fragte Harry sie.
„Kann ich mir die Karte ausborgen?" fragte Lucy ihn.
„Warte hier." sagte er und ging hinein. Nach einigen Minuten kam er wieder mit der Karte in der Hand hinaus.
„Wozu brauchst du sie?" fragte er sie und gab sie ihr.
„Ich muss etwas nachsehen. Ich schwöre feierlich ich bin ein Tunichtgut!" sagte Lucy. Nun erschienen alle Schüler und Lehrer im Schloss auf der Karte. Sie suchte die Karte sorgsam ab. Doch sie fand nirgends Draco Malfoy.
„Lucy, nun sag mir, was los ist." sagte Harry ungeduldig. Lucy wollte Harry eigentlich nicht eingestehen, dass sie vermutete, dass mit Draco irgendwas nicht stimmte. Sonst würde Harry wieder mit seiner Todesser-Theorie um die Ecke kommen. Ihr fiel jedoch keine Ausrede ein.
„Irgendwas stimmt mit Draco nicht." sagte sie verzweifelt.
„Das weiß ich bereits seit fünf Jahren." sagte Harry.
„Nein, nein. Ich meine es ernst. Er war nicht beim Spiel, er sieht aus, als würde er seit Tagen nicht schlafen können, dauernd ist er unterwegs. Irgendwas stimmt hier nicht." sagte sie hektisch und suchte weiterhin die Karte nach ihm ab.
„Also wenn du mich fragst: ganz klar Todesser. Er plant irgendetwas, Lucy." sagte Harry.
„Harry, hör auf zu spinnen. Draco ein Todesser? Was sollte Voldemort mit einem Schüler wollen? Es gibt sicher einen anderen Grund." sagte sie.
„Nun ja. Erinnerst du dich an Ginny damals? Sie war weitaus jünger als Malfoy und selbst sie benutzte er. Wer weiß wofür er Malfoy nun benutzt."
„Ich weiß nicht, Harry. Ich kann es mir nicht vorstellen. Draco hatte zwar immer eine große Klappe, doch er könnte keiner Fliege was zuleide tun."
„Also dafür haben wir uns schon ziemlich oft geprügelt."
„Ich meine ernsthaft etwas zuleide tun. Nicht solchen Kindergarten, den ihr veranstaltet habt. Sondern Todesser foltern oder töten ihre Opfer. Sowas würde Draco nie tun!"
„Was kümmert er dich überhaupt noch? Ihr seid kein Paar mehr. Komm drüber hinweg."
„Das sagt sich so leicht. Komm du doch über Ginny hinweg." sagte Lucy zickig. Harry fühlte sich ertappt.
„Woher-?"
„Das ist ja wohl sehr offensichtlich, mein lieber Bruderherz. Wie du sie ansiehst, wenn Dean mit ihr knutscht. ‚Komm drüber hinweg.'" äffte sie ihn nach.
„Okay, tut mir leid. Ich weiß, dass es einfacher gesagt als getan ist." knickte Harry ein.
„Ich liebe ihn immer noch, Harry. Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst oder du es nicht verstehen kannst. Und auch wenn er mich nicht mehr möchte, möchte ich jedoch, dass es ihm gut geht. Und das tut es offensichtlich nicht. Ich muss herausfinden, was in seinem Kopf vor sich geht, was ihn bedrückt, damit ich ihm helfen kann." sagte Lucy traurig.
„Wir finden's heraus, okay?" sagte Harry einfühlsam. Lucy wusste jedoch, dass er genauso wissen wollte, was mit Draco los ist, um zu sehen, ob seine Todesser-Theorie stimmte.
Lucy nickte und lächelte ihn mit traurigen Augen an.
„Oh hallo, hübsche Frau." sagte Cormac, als er mit anderen Gryffindors ankam.
Missetat begangen." sagte Lucy leise und drückte Harry das Pergament in die Hand.
„Hallo, Cormac."
„Ich lass euch mal allein." sagte Harry und verschwand mit der Karte im Gryffindor-Haus.
„Hättest du Lust, dieses Wochenende wieder zu den Drei Besen zu gehen? Diesmal ohne Feuerwhiskey, versprochen." lachte Cormac. Lucy wollte lieber Draco nachspionieren.
„Hm kann ich mich spontan entscheiden? Ich weiß noch nicht, ob ich Samstag noch etwas anderes vorhabe."
„Ich stehe dir immer zur Verfügung." zwinkerte er ihr zu. Er flüsterte ihr das Passwort ins Ohr und ging.
Am besagten Tag bekam sie mit, dass Draco nachsitzen musste. Offensichtlich hatte er wieder einmal etwas ausgefressen. Sie bekam es zufällig in einem Gespräch zwischen Snape und Filch mit.
„Danke, Argus. Ich kümmere mich heute Abend um Mister Malfoy." sagte Snape und ging. Somit konnte Lucy sich Zeit für etwas anderes nehmen. Lucy ging zu den Gryffindors. Sie kannte zwar das Passwort, traute sich jedoch nicht hinein. Sie wartete einige Minuten, in der Hoffnung einen Gryffindor zu sehen.  Tatsächlich sah sie Ron und das nicht allein. Er knutschte mit Lavender Brown rum. Lucy war sichtlich verwirrt. Sie wartete, bis sie sich von ihren Lippen lösten und ging auf Ron zu.
„Ron, könntest du bitte Cormac rausschicken?" fragte sie ihn.
„Klar. Warte kurz." sagte er und ging hinein.
Lavender sah Lucy abwertend an.
„Gibt's ein Problem?" fragte sie Lavender genervt.
„Deinetwegen muss ich auf meinen Won-Won warten. Such dir doch einen eigenen Freund!" sagte sie eifersüchtig. Lucy verstand ihr Problem nicht.
„Dein ‚Won-Won' ist in wenigen Minuten wieder da. Versprochen. Dann kannst du weiter seine Mundhöhle erforschen." sagte Lucy genervt. Ehe Lavender etwas sagen konnte, kam Ron mit Cormac hinaus. Es sah jedoch aus, als käme Ron nicht gut mit ihm klar.
„Mein Won-Won!" rief Lavender und fiel ihm um den Hals. Lucy empfand den selben Brechreiz wie an dem Abend, als sie Feuerwhiskey trank.
„Hallo, Hübsche." sagte Cormac und strahlte sie an.
„Also ich habe Zeit. Wenn du magst, können wir nach Hogsmeade gehen." sagte Lucy und lächelte ihn an.
„Sehr gern." sagte Cormac.
Zusammen gingen sie nach Hogsmeade. Es war ein kalter Tag und Lucy hatte sich dick angezogen.
„Ich kann dich wärmen, wenn du möchtest." sagte Cormac zu ihr und kam ihr näher.
„Wir sind ja gleich da." sagte Lucy. Sie fand es zwar toll angeflirtet zu werden, jedoch überforderte es sie, wenn Cormac ihr versuchte näher zu kommen.
„Du gehörst zu den hartnäckigen Frauen, verstehe. Du magst es wohl, wenn man um dich kämpft."
„Ist ein Gryffindor nicht ständig bereit zu kämpfen?" fragte Lucy ihn und grinste.
„Für so eine schöne Frau schon."
Sie kamen beim Wirtshaus an. Er öffnete ihr die Tür. Dann setzten sie sich an den letzten freien Tisch. Es war wieder einmal sehr voll.
„Spioniert dein Bruder uns nach?" fragte Cormac. Lucy drehte sich um. Tatsächlich kamen Harry, Ron und Hermine rein.
„Nein, denke nicht." sagte sie.
„Miss Potter, Mister McLaggen, schön Sie zu sehen. Ich veranstalte nächste Woche ein Treffen der besten Schüler, wissen Sie? Früher habe ich bereits so etwas gemacht und möchte Sie beiden ebenfalls einladen." sagte Slughorn, der die beiden sah und auf sie zukam.
„Es würde mich freuen, Professor." sagte Lucy.
„Vielen Dank." sagte Cormac.
„Dann sehen wir uns, ja?" fragte Professor Slughorn. Die beiden nickten. Dann verschwand er wieder zur Bar.
„Als du beim Quidditch vom Besen gefallen bist und dich kurz vorm Aufprall retten konntest.. das hat mich schwer beeindruckt. Ich stehe auf Mädchen, die gut im Sport sind." sagte Cormac. Lucy wurde rot.
„Naja. Ich hatte eher Angst um mein Leben." sagte sie.
Er sah ihr in die Augen und Lucy sah, wie sich seine Hand ihrer Hand näherte. Sie nahm unauffällig ihre Hand vom Tisch um Körperkontakt zu vermeiden.
„Ich hätte dich gerettet, wenn ich mitgespielt hätte. Aber leider hat ja Weasley meinen Platz eingenommen." sagte er und sah Ron böse an.
„Was möchtest du trinken?" fragte sie, um abzulenken.
„Ich denke, wir belassen es heute bei Butterbier." lachte er. Dann holte er einen Kellner ran und bestellte zwei Butterbiere.
Nach einigen Minuten kam der Kellner mit der Bestellung wieder. Lucy nahm einen großen Schluck. Es schmeckte viel besser als der Feuerwhiskey letztens.
Sie verbrachten einen schönen Abend zusammen. Lucy genoss die Zeit mit Cormac, auch wenn er sehr offensiv flirtete. Aber sie wusste damit umzugehen.
„Wir sollten zurückgehen. Ich werde langsam müde, Cormac." sagte Lucy.
„Gut. Ich zahle." sagte er. Er holte den Kellner ran und zahlte. Lucy sah, dass Harry und die anderen ebenfalls aufbrachen.
Es schneite und es war ziemlich kalt.
„Komm her." sagte Cormac und legte beim Laufen seinen Arm um sie. Erst war es ihr unangenehm, dann genoss sie die Wärme. Plötzlich hörten sie einen Schrei.
Katie Bell schwebte in der Luft und fiel dann zu Boden. Harry und die anderen waren einige Meter vor ihnen. Lucy ging sofort hin.
„Harry, fass nichts an!  Wir sollten Hilfe holen." sagte Lucy. Sie und Harry holten Hagrid, der sich in der Nähe aufhielt.
Er hob Katie auf und man sah, dass eine Kette auf dem Boden lag.
„Fasst sie ja nicht an! Wenn dann mit diesem Stofftuch!" sagte Hagrid. Harry hob die Kette mit dem Stofftuch auf und gemeinsam gingen sie zum Schloss. Harry, Hermine, Ron und Lucy übergaben sie Professor McGonnagall.
„Professor Snape, kommen Sie bitte." sagte sie, als sie Snape sah.
Die beiden Professoren sahen sich die Kette an.
„Sie wurde verflucht." sagte Snape.
„Ich weiß, wer es war." sagte Harry.
Alle sahen Harry an.
„Es war Malfoy." sagte er.
„Das ist eine sehr schwere Anschuldigung, Potter." sagte Professor McGonnagall.
„In der Tat." sagte Snape.
„Draco, war gar nicht vor Ort, Harry." sagte Lucy.
„Er war bei mir. Er musste Nachsitzen." sagte Snape.
„Dann weiß ich nicht, wie er es gemacht hat. Aber er war es! Da bin ich mir sicher." sagte Harry überzeugt.
„Harry, so eine Anschuldigung stellt man nicht einfach in den Raum. Wo ist dein Beweis?" fragte Lucy ihn.
„Ich weiß es einfach." sagte er.
„Oh. Sie wissen es. Dann ist sicher Malfoy der Schuldige." sagte Snape sarkastisch.
„Gehen Sie. Wir müssen die Kette weiter untersuchen." sagte McGonnagall.
Die vier Schüler gingen und Lucy dachte über Harrys Anschuldigung nach. War er so besessen von der Idee, dass Draco ein Todesser war? Draco war nicht Vorort. Wie sollte er also jemanden verflucht haben?

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt